Flinx
gesagt, erinnern Sie sich?«
»Wie sind Sie ihm begegnet?«
»Er tauchte in dem Freizeitpark auf, den ich an einem See in der Nähe leite.«
»Ah! Der Kampf. Ja, ich erinnere mich. Das war also Ihr Hotel.«
»Es gehört mir nicht, ich leite es nur. Und dorthin fliegen wir jetzt. Von dort aus kann ich Ihnen zu einer Fahrgelegenheit nach Drallar verhelfen.«
»Woher wissen Sie, dass wir aus der Stadt sind?«
Lauren deutete mit dem Daumen nach hinten auf die schlafende Gestalt. »Er hat es mir gesagt. Er hat mir eine ganze Menge gesagt.«
»Das ist seltsam«, meinte Mutter Mastiff. »Eigentlich ist mein Junge gar nicht der Typ, der viel redet.« Dann verstummte sie wieder für eine Weile und sah zu, wie der Wald unter ihnen dahinglitt. Flinx schlief, er schien seinen ersten entspannten Schlaf seit geraumer Zeit zu genießen.
»Sie haben sich da eine ganze Menge Ärger aufgehalst, seinetwegen«, erklärte sie schließlich, »ganz besonders für einen völlig Fremden. Besonders für einen, der so jung ist.«
»Jugend ist etwas Relatives«, sagte Lauren. »Vielleicht hat er meine mütterlichen Instinkte geweckt.«
»Jetzt spielen Sie mir bloß nicht die Weise, Kind«, warnte sie Mutter Mastiff, »und werden Sie auch nicht frech.« Aber trotzdem, eine seltsame Bemerkung. Hatte sie nicht vor vielen Jahren dieselben Empfindungen bezüglich des Jungen gehabt?
»Ich habe Sie beobachtet und gesehen, wie Sie ihn anschauen. Lieben Sie ihn?«
»Ob ich ihn liebe?« Laurens Überraschung war völlig echt. Als sie dann sah, dass Mutter Mastiff die Frage ernst gemeint hatte, zwang sie sich, auch so zu antworten. »Ganz sicher nicht! Wenigstens nicht so. Ich mag ihn, sicher. Und dann empfinde ich ungeheuren Respekt für das, was er ganz alleine fertiggebracht hat. Und dann tut er mir noch leid. Freilich ist da auch eine gewisse Zuneigung. Aber die Art von Liebe, von der Sie reden? - Nein.«
»Jugend ist etwas Relatives«, meinte Mutter Mastiff mit sanftem Spott. »Man muss da ganz sicher sein. Ich habe in meinem Leben vieles gesehen, mein Kind. Es gibt nur wenig, das mich überraschen kann. Zumindest dachte ich das bis vor ein paar Wochen.« Sie lachte ihr leises Greisenlachen. »Es freut mich, das von Ihnen zu hören. Alles andere könnte dem Jungen schaden.«
»Das würde ich nie tun«, versicherte ihr Lauren. Sie blickte wieder zu dem schlafenden Flinx nach hinten. »Ich werde Sie im Freizeitpark absetzen. Mein Stellvertreter heißt Sal. Ich werde unter irgendeinem Vorwand hineingehen und mich um ihre Weiterreise kümmern und mit ihm sprechen. Dann fliege ich wieder weg, über den See. Ich glaube, so ist es für ihn besser. Ich will ihm nicht wehtun.« Sie zögerte. »Sie glauben doch nicht, dass er etwas Dummes tut, zum Beispiel mir folgt?«
Mutter Mastiff überlegte eine Weile und schüttelte dann den Kopf. »Er ist nur ein wenig zu sensibel. Ich bin sicher, er wird es verstehen. Was mich betrifft, so weiß ich nicht, was ich sagen soll, Kind. Sie haben uns sehr geholfen, ihm und mir.«
»›Rache ...‹ - erinnern Sie sich?« Sie grinste, und die Lichter der Konsole ließen ihre hohen Backenknochen hervortreten. »Ein komischer Typ ist das, Ihr Flinx. Ich glaube nicht, dass ich ihn vergessen werde.«
»Wissen Sie, Kind, das ist seltsam«, murmelte Mutter Mastiff und sah in die Wolken und den Nebel hinaus, »aber Sie sind nicht die erste, die das sagt.«
»Und wahrscheinlich auch nicht die letzte«, fügte Lauren hinzu und wandte sich wieder ihren Instrumenten zu.
Der Sumpfer umkreiste das verwüstete Camp einige Male, ehe er sich aus dem schützenden Wald herauswagte und zwischen die zerstörten Bauten fuhr. Schließlich kam er neben den Überresten des Zentralturms zum Stillstand.
Die Frau, die aus dem Fahrzeug stieg, trug einen grünbraunen Tarnanzug, ebenso wie der Mann am Steuer des Fahrzeugs. Er ließ den Motor laufen, während seine Begleiterin das halbe Dutzend Meter zu dem Turm ging, stehenblieb und sich langsam die Hände auf die Hüften gestützt, im Kreis drehte. Jetzt entspannten sich beide; sie hatten erkannt, dass das, was die Anlage zerstört hatte, jetzt keine Gefahr mehr darstellte. Es bedurfte keiner Diskussion - sie hatten so lange Zeit zusammengearbeitet, Worte waren überflüssig geworden.
Der Mann stellte den Motor des Sumpfers ab und stieg aus, um seiner Begleiterin dabei behilflich zu sein, die Ruinen in Augenschein zu nehmen. Leichter Regen fiel. Aber sie wurden nicht nass, weil
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