Flirt mit dem Tod
Besten aus allem raus. Verstanden, Schätzchen?« Ob es seine Art war, so mit Kollegen zu sprechen? Vielleicht war auch ihre kühle Miene eine Herausforderung für ihn und er fragte sich, ob er sie aus der Reserve locken konnte, wenn er sie reizte.
Elena knirschte mit den Zähnen. Sie neigte zwar grundsätzlich nicht zur Gewalt, aber dieser Mann trieb sie dazu, ihm die Augen auskratzen zu wollen. »Ich bin nicht Ihr Schätzchen. Merken Sie sich das, Detective. Für Sie heißt es immer noch Officer St. James«, sagte sie so beherrscht es ihr möglich war, bevor sie aus dem Wagen stieg. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob Coleman tatsächlich ein »Aber klar doch, Schätzchen« murmelte, weil sie die Tür heftiger als nötig hinter sich zuschlug und auf das Haus zustapfte.
*
Dominic folgte ihr über die gekieste Einfahrt zur Haustür. Das Haus war elegant und ziemlich groß, schön, aber seelenlos. Der blonde Kobold hatte keine Kinder erwähnt. Für zwei Personen schien dieses Heim fast zu viel Platz zu bieten. Die Fenster im Erdgeschoss waren hell erleuchtet und ließen den gepflegten Rasen und die ordentlich geschnittenen Hecken und Büsche in der Dunkelheit erahnen. Als er die Klingel betätigte, hallte der Ton dumpf in den Tiefen des Hauses wider.
Die Frau, die kurz darauf öffnete, hatte von allem ein bisschen zu viel. Oder zu wenig, wie man es nahm. Die Lockenmähne war einen Stich zu rot, um als echt durchzugehen. Ihr Gesicht war einen Tick zu stark geschminkt, und ihr Bombenkörper steckte in einem eindeutig zu kurzen und zu engen Kleid. Sie bedachte Dominic mit einem strahlenden Lächeln, das zwei Reihen der weißesten Zähne aufblitzen ließ. Als sie Elena hinter ihm entdeckte, gefror ihr Lächeln und die Hand, in der sie ein volles Champagnerglas hielt, begann zu zittern. »Ist etwas passiert? Ist mit meinem Mann alles in Ordnung?« Mit der freien Hand griff sie sich an den Hals, den Blick immer noch auf Elenas Uniform gerichtet.
»Dürfen wir kurz hineinkommen, Ma’am?« Dominic zog seine Dienstmarke aus der Gesäßtasche und hielt sie der Rothaarigen unter die Nase.
»Sicher. Bitte.« Sie trat einen Schritt zur Seite und ließ Elena und ihn ins Haus. Sie führte sie in ein Zimmer, das vermutlich der Salon war. Neben auf alt getrimmten Sesseln und Sofas standen antike Tischchen mit Vasen voller künstlicher Blumen. Der Boden bestand aus edlen, dunklen Dielen und an der Stirnseite nahm ein Kamin die halbe Wand ein. Darüber prangte ein Gemälde der Hausherrin. Als ob das alles nicht überladen genug gewesen wäre, baumelte in der Mitte des Raumes ein protziger Kronleuchter von der Decke.
Der Vamp ließ sich anmutig in einen der Sessel gleiten und stellte das Champagnerglas auf einem der Tischchen ab.
»Was kann ich für Sie tun, Detective?«, flüsterte sie mit schwacher Stimme. Ein bisschen zu gekünstelt.
Dominic setzte sich der Frau gegenüber auf ein Sofa. Elena zog es vor, hinter ihm stehen zu bleiben. Nach dem ersten Blick auf ihre Uniform hatte die Lady sie sowieso nicht mehr beachtet. Ihre Augen hingen einzig und allein an ihm.
»Sie sind Mrs. Delaware?«
»Ja. Angel Delaware.«
»Mrs. Delaware, ich bin Detective Coleman vom Boston PD, und das ist Officer St. James.« Er rutschte etwas unbehaglich auf dem Sofa herum. »Können Sie mir sagen, wo sich Ihr Mann heute Abend aufgehalten hat?«
»Oh. Er ist auf unserer Jacht.« Wieder legte sie die Hand an ihren Hals. »Ich habe eine kleine Party für meine Freundinnen gegeben. Marc musste noch arbeiten. Er braucht Ruhe dabei, also ist er auf die Jacht gegangen. Das macht er manchmal.«
»War er allein dort?«
Angel Delaware wollte schon antworten, doch dann schien ihr die Bedeutung der Frage plötzlich bewusst zu werden. Auf ihren Wangen zeigten sich rote Flecken und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wollen Sie etwa andeuten, mein Mann hat sich mit einer anderen Frau getroffen? Das kann ich ganz sicher verneinen. Mein Mann betrügt mich nicht.« Sie griff nach ihrem Glas und nahm einen großen Schluck Champagner, als wollte sie sich beruhigen. »Wären Sie jetzt vielleicht so freundlich, mir zu sagen, was passiert ist?«
»Auf Ihrer Jacht ist ein Brand ausgebrochen. Dabei wurde eine Person getötet«, erklärte Dominic.
»O Gott, Marc!« Mrs. Delawares Augen füllten sich augenblicklich mit Tränen. »Wie konnte das nur passieren?«
»Das wissen wir noch nicht, Ma’am. Wir können auch noch nicht sicher sagen, ob
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