Flirt mit dem Tod
Kriminaltechnik vorbeigesehen, um in Erfahrung zu bringen, ob es schon Einzelheiten zu dem Bootsbrand gab.
Mit dem vorläufigen Spurensicherungsbericht in der Hand stieg er im dritten Stock des PD aus dem Fahrstuhl und warf Tracy Collette wie jeden Morgen zwinkernd eine Kusshand zu, bevor er mit einem Nicken die Kollegen grüßte, die an ihren Arbeitsplätzen über das Telefon oder die Computertastatur gebeugt saßen. Im Vorbeigehen schlug er seinem Freund Steve kameradschaftlich auf die Schulter.
Er trat zielstrebig in die kleine Küche des Dezernats. Seine Kaffeetasse stand auf dem abgewetzten Tresen. Er hatte gestern vergessen, sie zu spülen. Aber das war egal, die Brühe, die in der altersschwachen Maschine gebraut wurde, würde die eingetrockneten Reste in seiner Tasse besser bekämpfen als es das ökologisch korrekte Spülmittel, das Judy Paxton gut sichtbar neben das Spülbecken gestellt hatte, je fertigbringen würde.
Der dickflüssige Rest Kaffee, den er in der Kaffeekanne fand, bestätigte, dass sich einige Kollegen an diesem Morgen schon wesentlich früher als er an ihre Schreibtische gesetzt hatten. Dominic füllte seine Tasse zur Hälfte und schob die Kanne wieder in die Kaffeemaschine. Die Reste, die sich am Grund der Kanne befanden, sollte man grundsätzlich nie trinken. Zudem bedeutete das Leeren der Kanne auch, für Nachschub sorgen zu müssen. Dazu hatte er absolut keine Lust. Er ließ lieber einen Rest in der Kanne und wartete, bis irgendjemand frischen Kaffee aufsetzte.
Mit der Tasse in der rechten und dem Spurensicherungsbericht in der linken Hand bahnte er sich einen Weg zu seinem Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. In der vergangenen Nacht hatte ihn einmal mehr der Albtraum geplagt, in dem sein Partner Jack erschossen wurde, während er hilflos danebenstand. Er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, mehrmals in der Woche mitten in der Nacht schweißgebadet aufzuwachen. Für das inzwischen unermessliche Schlafdefizit fand er leider keine Lösung.
Leise vor sich hinfluchend suchte er in seinen Schreibtischschubladen nach Tylenol und schüttete sich gleich mehrere Tabletten in den Mund. Anschließend spülte er sie mit einem großen Schluck Kaffee hinunter und lehnte den Kopf zurück, um darauf zu warten, dass der Druck hinter seinen Schläfen nachließ. Erst als das Stechen hinter seiner Schädeldecke zu einem dumpfen Pochen abklang, fühlte er sich in der Lage, den Bericht der Spurensicherung zu lesen. Er trank noch einen Schluck des lauwarmen Teers aus seiner Tasse und öffnete die Mappe, doch bevor er auch nur einen Satz lesen konnte, fiel sein Blick auf den blonden Kobold.
Officer St. James. Was wollte die hier?
Und wieso kam sie aus Lieutenant Bergens Büro?
Dafür konnte es eigentlich nur eine Erklärung geben. Vorsichtig stellte er seine Kaffeetasse ab, um sie nicht wütend gegen die Wand zu werfen. Das kleine Miststück hatte sich also bei seinem Vorgesetzten über ihn beschwert. Wahrscheinlich würde sie ihn gleich wegen sexueller Belästigung oder irgend so was drankriegen, nur weil er versucht hatte, der kleinen Eisprinzessin gegenüber etwas locker zu sein. Okay, er hatte sie gestern auf dem Rückweg zur Wache ein bisschen angebaggert. Nur so zum Spaß. Sie musste sich ja nicht gleich über ihn beschweren. So heftig war es nun auch wieder nicht gewesen.
Das Letzte, was er noch brauchte, war Ärger mit dem Lieutenant. Sein Magen zog sich zusammen. Dominic wusste nicht, ob das an der Tylenol-Kaffee-Mischung lag, oder daran, dass Bergen ihm gesagt hatte, dass er in seiner Abteilung nicht mehr viele Chancen bekommen würde. Und dass er nach Möglichkeit nichts mehr verbocken sollte. Bei ihrer letzten Auseinandersetzung hatte sein Vorgesetzter einen entschlossenen Eindruck gemacht und Dominic war sich nicht sicher, wie viel noch passieren durfte, bis er wieder auf der Straße stehen und Verkehr regeln würde. Vielleicht war es jetzt so weit.
Der blonde Kobold hatte sich für diesen Anlass jedenfalls ausnehmend schick gekleidet. Das schwarze Nadelstreifenkostüm und die Schuhe mit den niedrigen Absätzen mochten zwar neu sein, sahen jedoch absolut spießig und langweilig aus. Mit der sexy Uniform vom vergangenen Abend hatte dieses Outfit auf jeden Fall nichts mehr gemein. Das Haar, das sie heute in einem festen Nackenknoten trug, lockerte den strengen Look nicht unbedingt auf. Alles in allem wirkte sie wie eine Gouvernante, deren Augen die Hölle zufrieren lassen
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