Flirt mit dem Tod
Morris zusammen, das niemand für möglich gehalten hätte. Niemand verstand, wie ein Mensch über dreißig Jahre hinweg einen solchen Hass hegen konnte. Niemand hätte das geglaubt, wenn sich dieser Albtraum nicht vor ihrer Haustür abgespielt hätte. Nicht die Detectives der Mordkommission, nicht die Cops des PD, die Steve gekannt hatten, nicht Dominics Familie, die ihn jahrzehntelang wie einen Sohn behandelt hatte. Nicht seine Tante und sein Onkel, die ihren Aufenthalt in Arizona abbrachen und zurückkehrten. Und nicht die Presse, die sich wie wilde Tiere auf diese Geschichte stürzte.
Die Colemans waren von einer Fassungslosigkeit ergriffen, die nur dadurch gemildert wurde, dass ihr Sohn diesen Hass überlebt hatte. Ed und Maria hatten einen ganzen Tag lang im Department Rede und Antwort gestanden, und so wenigstens ein wenig Licht ins Dunkel der Vergangenheit bringen können. Ed war nie mit Steves Mutter liiert gewesen. Er hatte Mitleid mit der jungen Mutter, die sich ganz allein durchs Leben kämpfte und von ihren Nachbarn geschnitten wurde. Es stimmte, er hatte hin und wieder ein Glas Limonade mit ihr getrunken und sich ihre Sorgen angehört. Sonst schien niemand für sie da zu sein. Selbstverständlich hatte er angehalten und sie mitgenommen, wenn sie ihre Einkäufe nach Hause schleppte.
Auch der Donut auf dem Küchentresen ließ sich leicht erklären. Schon Eds Mutter hatte ihrer Haushaltshilfe jeden Morgen einen Donut hingelegt. Es war bei den Colemans eine Art Wertschätzung, die man Angestellten entgegenbrachte. Er hatte diesen Brauch übernommen. Dass Steves Mutter diese Geste falsch interpretieren könnte, wäre ihm im Traum nicht eingefallen.
Nachdenkliches Stirnrunzeln verursachte Steves Behauptung, dass Ed mit ihr ausgegangen sein soll. Er konnte sich daran erinnern, sie einmal auf einem Straßenfest und einmal bei einer Tanzveranstaltung getroffen zu haben. Auf dem Straßenfest hatte er sie zu einem Drink eingeladen, bei dem anderen Fest mit ihr getanzt. Hatte sie auch diese nachbarschaftlichen Gesten falsch verstanden?
Die Fragen nach ihrem intimen Stelldichein, das Steves Mutter belauschte, trieb Ed die Röte in die Wangen. Maria drückte liebevoll seine Hand und übernahm die Schilderung dieses peinlichen Augenblicks. Sie arbeitete damals schon eine ganze Weile als Sekretärin für Ed. Er hatte sich – im Gegensatz zu ihr – auf den ersten Blick in sie verliebt und ihr an jenem Tag einen Heiratsantrag gemacht. Maria nahm ihn an und sie besiegelten den Pakt im Bett. Maria hätte ihre Vergangenheit gern verschwiegen, aber ähnlich wie Steves Mutter hatte sie schnell begriffen, dass Ed ein wundervoller Mann war. Er hatte die Wahrheit verdient. Wenn er sie dann immer noch heiraten wollte, würde sie mit Vergnügen Ja sagen. Zum Ende ihrer Beichte hörten sie ein Geräusch im Flur. Ed war in Befürchtung eines Einbrechers mit einem Golfschläger in der Hand hinausgestürmt und hatte Steves Mutter vor der Schlafzimmertür vorgefunden. Sie stammelte etwas von einer vergessenen Handtasche und verschwand. Maria war sich sicher, dass die Frau ihnen nachspionierte. Das Ereignis wiederholte sich aber nicht, also ließ sie es auf sich beruhen.
Jetzt machten sich Ed und Maria genauso wie Steves Partner Gedanken darum, ob sie etwas hätten merken müssen, und ob sie ihm hätten helfen können. Fragen, auf die sie keine Antwort mehr erhalten würden.
Dominic würde künftig auf seine Milz, die man ihm in einer Notoperation entfernt hatte, verzichten müssen. Aber er war schon nach zwei Tagen von der Intensivstation auf ein normales Zimmer verlegt worden und vertrieb sich die Zeit damit, rumzunörgeln und seine Verwandten in Trab zu halten.
Elena war jeden Tag bei ihm. Sie berichtete ihm von den Ermittlungen und Dominic begann, sich zu erinnern und erzählte ihr aus seiner Vergangenheit. Nach und nach setzten sie das Puzzle Steve zusammen. Dominic war mit Steve unterwegs gewesen, als er Carly Paulson und Natasha Edwards kennenlernte. Isabelle Vermont und Steve trafen sich im Department an dem Tag, an dem sie ihre Unfallmeldung unterschrieb.
Dominic brachte den Mut auf, Elena von den Frauen in seinem Leben zu erzählen. Er erinnerte sich daran, wie er sich nach Ninas Tod abgeschottet und zurückgezogen hatte. Und wie er beschloss, nur noch kurzlebige, unverbindliche Frauengeschichten einzugehen.
Letztendlich war es so gewesen, wie Josh es prophezeit hatte. Steve hatte seinen Hass jahrelang genährt,
Weitere Kostenlose Bücher