Flirt mit der Unsterblichkeit
Das gehört doch irgendwie zu seinem Job. Aber wir haben gerade davon gesprochen, ob ihr euch trennen wollt. Hast du das vor?«
»Ich... ich weiß nicht. Im Moment ist es komisch. Es tut weh und ich will, dass das auf die eine oder andere Weise aufhört, weißt du?« Eve zog die Schulter hoch und ließ sie wieder fallen, ein ratloses Schulterzucken, das gleichzeitig deprimiert wirkte. »Außerdem haut er jetzt nach Dallas ab. Mich werden sie nicht gehen lassen. Ich bin nur - du weißt schon - ein Mensch.«
»Du hast eine dieser coolen Anstecknadeln. Niemand würde dich aufhalten.« Die coolen Anstecknadeln waren ein Geschenk von Amelie, der Gründerin der Stadt, der beängstigendsten und stillsten Vampirin, der Claire je begegnet war. Außerdem war sie theoretisch Claires Boss. Die Anstecknadeln funktionierten im Grunde wie die Armbänder, die die meisten Leute hier trugen. Sie zeigten an, dass Einzelpersonen oder Familien unter dem Schutz eines bestimmten Vampirs standen, aber die Anstecknadeln waren besser... Die Leute, die sie trugen, brauchten kein Blut zu spenden oder Befehle auszuführen. Sie gehörten niemandem.
Soweit Claire wusste, hatten nicht einmal zehn Personen in Morganville diesen Status, der bedeutete, dass man - theoretisch - nicht unter der Fuchtel von weit furchteinflößenderen Bewohnern dieser Stadt stand. Dass sie einen solchen Status besaßen, lag daran, dass sie Hals über Kopf in etwas hineingestolpert waren, aus dem sie sich schnellstens wieder herauskämpfen mussten - wobei sie Amelie ganz nebenbei einen Gefallen getan hatten. Claires Meinung nach war es eher dem Zufall als ihrem Heldenmut zu verdanken, aber sie hatte die Anstecknadel oder das, wofür sie stand, auch nicht abgelehnt.
»Wenn sie entscheiden, dass Michael gehen darf, werde ich trotzdem noch einen Antrag auf befristete Abwesenheit einreichen müssen«, sagte Eve. »Ihr zwei könntet das auch tun, wenn ihr mitkommen wollt. Aber sie können unsere Anträge natürlich ablehnen. Sie werden sie wahrscheinlich ablehnen.«
»Warum?«
»Weil die meisten von ihnen absolute Hohlköpfe sind? Um nicht zu sagen blutsaugende Vampirhohlköpfe, weshalb sie von vornherein nicht unbedingt fair sein werden.«
Claire wusste genau, was Eve damit meinte, was deprimierend war. Die Luft war von Wäscheduft erfüllt, was irgendwie nicht zu diesem deprimierenden Gefühl passte. Claire fiel ihr iPod ein, der noch immer vor sich hin dudelte, und sie schaltete ihn aus. Eine Weile saßen sie schweigend da, dann sagte Eve: »Ich wünschte, der Trockner würde funktionieren. Oh Mann, ich könnte wirklich ein paar Runden im Trockner vertragen.«
Claire brach in Gelächter aus und einen Augenblick später stimmte Eve ein. Alles war wieder okay. Selbst im Dunkeln. Sogar im Keller. Und am Ende war die Wäsche nur noch ein bisschen pink.
***
Zum Abendessen gab es Tacos, auch damit war Claire an der Reihe, was irgendwie ungerecht schien, aber sie hatte mit Michael getauscht, als sie mal lange in der Unibibliothek hatte bleiben wollen. So kam es, dass ihr heutiger Tag voller Pflichten war. Nicht dass es ihr etwas ausgemacht hätte, Tacos zuzubereiten, im Gegenteil - es machte ihr sogar Spaß.
Als sie gerade dabei war, die letzte Zwiebel zu schneiden, kam Shane hereingeplatzt. Typisch Shane: Fünf Minuten früher und sie hätte ihn die Zwiebeln schneiden lassen. Stattdessen kam er genau in dem Moment, als sie sich die Tränen aus den brennenden Augen wischte. Perfekt.
Ihm machte es offensichtlich nichts aus, dass ihre Augen gerötet waren, denn er trat die Küchentür zu, schob elegant den Riegel vor und beugte sich zu ihr, um sie zu küssen. Es war einer dieser Hi-ich-bin-zu-Hause-Küsse, nicht einer von den wirklich tollen, aber trotzdem brachte er Claires Herz ein wenig zum flattern. Shane sah aus... wie Shane, fand sie, was ihr gut gefiel. Er war groß, breitschultrig, hatte etwas längeres, von der Sonne gebleichtes Haar und das Lächeln eines Herzensbrechers. Er trug ein Killers-T-Shirt, das von seiner Arbeit nach Grillfleisch roch.
»Hey!«, protestierte sie nicht besonders aufrichtig und fuchtelte mit dem Messer herum, das sie zum Zwiebelschneiden benutzt hatte. »Ich bin bewaffnet!«
»Ja, aber du bist nicht besonders gefährlich«, sagte er und küsste sie wieder. »Du riechst nach Tacos.«
»Und du nach Grillfleisch.«
»Dann haben wir ja beide was davon!« Er grinste sie an und raschelte mit der Papiertüte, die er auf der Theke
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