Flirt mit der Unsterblichkeit
abgestellt hatte. »Wie wäre es mit ein paar Tacos mit Brustfilet?«
»Das geht gar nicht und das weißt du. Brustfilet passt nicht zu Tacos.«
»Unpassend, aber lecker. Ich bin dafür.«
Claire seufzte und schüttete die geschnittenen Zwiebeln in eine Schüssel. »Gib mir das Brustfilet.« Insgeheim mochte sie Tacos mit Brustfilet, aber es machte einfach Spaß, ihn zu ärgern.
»Weißt du«, sagte Claire, während sie das Grillfleisch aus der Tüte nahm, »du solltest echt mal mit Michael reden.«
»Worüber?«
»Worüber wohl? Darüber, was mit ihm und Eve los ist!«
»Oh shit nein. Typen quatschen nicht über diesen Kram.«
»Das meinst du ernst.«
»Klar.«
»Worüber redet ihr denn dann?«
Shane sah sie an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. »Du weißt schon. Sachen halt. Wir sind keine Mädchen. Wir reden nicht über unsere Gefühle. Ich meine, jedenfalls nicht mit anderen Typen.«
Claire verdrehte die Augen und sagte: »Gut, dann seid ihr eben emotional verkümmerte Loser, mir egal.«
»Gut. Danke. Dann mache ich es eben.«
Die Tür ging auf und Michael kam hereingeschlurft. Sein Haar war nach dem Aufstehen so zerrauft, wie Claire es noch nie zuvor gesehen hatte. »Boah, Mann, du siehst beschissen aus. Nimmst du genug Eisen zu dir?«
»Leck mich und danke. Ich bin gerade erst aufgewacht. Und wie lautet deine Entschuldigung?«
»Ich muss für meinen Lebensunterhalt arbeiten, Mann. Anders als die nachtaktiven Untoten.«
Michael ging schnurstracks an ihnen vorbei und nahm eine Trinkflasche aus dem Kühlschrank, die er für fünfzehn Sekunden in die Mikrowelle stellte. Claire war froh, dass der Geruch der Zwiebeln, des Brustfilets und des Tacofleisches den Geruch dessen überdeckte, was in der Flasche war. Na ja, sie alle wussten, was es war, aber wenn sie sich sehr, sehr anstrengte, schaffte sie es fast, das zu ignorieren.
Michael trank aus seiner Flasche und kam dann herüber, um zu sehen, was sie machten. »Cool, Tacos. Wie lange dauert es noch?«
»Das hängt davon ab, ob sie mich die Sachen schneiden lässt oder nicht«, sagte Shane. »Etwa fünf Minuten?«
Es klingelte an der Tür. »Ich gehe schon!«, schrie Eve. Etwas an ihrer Stimme stimmte ganz und gar nicht. Sie klang irgendwie... verzweifelt, als wollte sie verhindern, dass die anderen vor ihr an der Tür waren. Claire blickte zu Shane hinüber, der die Augenbrauen nach oben zog.
»O-ooh«, sagte er. »Entweder sie macht endlich mit dir Schluss, Mikey, und ihr Neuer kommt zum Abendessen oder...«
Natürlich war es oder. Kurz darauf öffnete Eve die Schwingtür gerade so weit, dass sie ihren Kopf hereinstrecken konnte. Sie versuchte zu lächeln, fast hätte es geklappt. »Ähm, also, ich habe jemanden zum Abendessen eingeladen.«
»Gut, dass du uns das jetzt schon sagst«, erwiderte Shane.
»Halt die Klappe. Ihr habt genug Essen für die fünfte Division und für uns alle. Wir können problemlos noch einen Teller zusätzlich füllen.« Aber es kostete sie Mühe, Blickkontakt zu halten, und als Claire sie forschend anschaute, biss sich Eve auf die Lippe und sah ganz weg.
»Mist«, sagte Michael. »Das wird mir nicht gefallen, oder? Wer ist es?«
Schweigend machte Eve die Tür auf. Hinter ihr stand mit gesenktem Kopf ihr Bruder, Jason Rosser, die Hände in den Taschen seiner Jeansjacke vergraben. Jason sah... anders aus, fand Claire. Normalerweise wirkte er zugedröhnt, schmutzig und gewaltbereit, aber jetzt war er offenbar beinahe nüchtern. Außerdem schien er tatsächlich ab und zu eine Dusche von innen gesehen zu haben. Er war zwar immer noch mager - auch wenn sie wegen seiner sackartigen Klamotten nichts Genaues sagen konnte - aber er sah besser aus als je zuvor.
Trotzdem zuckte sie bei seinem Anblick innerlich zusammen. Jason erinnerte sie an eines ihrer schlimmsten, furchterregendsten Erlebnisse, und auch wenn er ihr eigentlich nichts getan hatte, hatte er ihr - oder einem der Mädchen, die verletzt oder umgebracht worden waren - auch nicht geholfen. Jason war wirklich ein schlechter Mensch. Er war in mindestens drei Mordfällen und bei einem Angriff auf Claire Komplize gewesen. Und weder Shane noch Michael hatten das vergessen.
»Raus mit ihm«, sagte Shane mit gefährlich leiser Stimme.
»Sofort.«
»Das ist Michaels Haus«, sagte Eve, ohne einen von ihnen direkt anzusehen. »Michael?«
»Moment mal - das ist unser Haus! Ich wohne auch hier!«, schoss Shane zurück. »Du kannst doch nicht diesen
Weitere Kostenlose Bücher