Flirtverdacht Roman
ihr die Hand entgegen. »Todd Langley.«
Sie schüttelte seine Hand mit einem warmherzigen Lächeln. »Keira Summers. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Der ganze Abend ist also inszeniert?« Die Rechtsanwältin in Bleistiftrock und Seidenbluse schien jetzt überall gleichzeitig zu sein. Sie spazierte beim Sprechen vor mir auf und ab, als nähme sie hier im Gerichtssaal an einem Spendenlauf zugunsten der Krebshilfe teil. »Nichts davon ist echt. Weder die Geschichte, die sie erzählt, noch die Art, wie sie sie erzählt, nicht einmal ihr Name.«
Ich nickte. Dass mir die Frage ziemlich unangenehm war, ließ ich mir nicht anmerken. So lief es eben ab. So lief es immer ab. Die Anwältin nimmt meine Methoden auseinander, als wollte sie meine Aussage in ein schlechtes Licht rücken, und wenn ihr das nicht gelingt, hat sie dem gegnerischen Anwalt sämtlichen Wind aus den Segeln genommen.
Aber obwohl mir die Strategie vertraut war, setzte mir die Situation doch etwas zu.
»Ja«, bestätigte ich und tupfte mir mit der Fingerspitze eine Schweißperle von der Stirn. »Die Mitarbeiterin stellt sich dem Testobjekt mit falschem Namen vor und erzählt eine zurechtgelegte Geschichte über sich selbst. Diese basiert auf Umständen, auf die er höchstwahrscheinlich anspringen wird. Das soll das Gespräch erleichtern.«
»Ihre Agentur beschäftigt also mehrere Mitarbeiter?«, fragte die Anwältin und blieb vor mir stehen.
Wie die meisten ihrer Äußerungen war das eher eine Feststellung als eine Frage, aber ich antwortete dennoch. »Ja. Sowohl Frauen als auch Männer.«
» Auch Männer?«, wiederholte sie. Meine Antwort schien sie ein wenig zu belustigen.
Ich nickte. In Wirklichkeit arbeitete nur ein Mann für mich. Zumindest im Augenblick. Doch bei steigender Nachfrage würde ich sicherlich weitere einstellen. Genaue Details zu den internen Abläufen meines Unternehmens gab ich aber nur ungern preis. Schließlich waren wir inkognito tätig. Und deshalb war die Anwältin, die vor mir auf und ab marschierte, auch damit einverstanden gewesen, dass der Name der Agentur ungenannt blieb.
»Tatsächlich?«, vergewisserte sie sich. »Also werden Sie auch von Ehemännern mit Treuetests beauftragt?«
Der gegnerische Anwalt verdrehte entnervt die Augen und hob die Hand. »Einspruch. Inwiefern ist das relevant?«
Mrs Langleys Anwältin wandte sich an die grauhaarige Richterin direkt zu meiner Rechten. »Ich versuche lediglich zu zeigen, dass die Zeugin absolut unvoreingenommen ist und mit ihrer Firma beide Geschlechter gleichermaßen unterstützt.«
Die Richterin nickte. »Einspruch abgewiesen. Bitte fahren Sie fort.«
»Danke.« Die Anwältin wandte sich wieder an mich und wartete, ohne die Frage noch einmal zu stellen, auf meine Antwort.
»Ja«, erklärte ich. »Wir wurden bereits von mehreren Ehemännern angeheuert, die ihre Frauen testen lassen wollten.«
»Und Sie haben in der Vergangenheit schon wiederholt bei anschließenden Scheidungsverfahren ausgesagt, nicht wahr?«
Die Wortwahl anschließende Scheidungsverfahren gefiel mir nicht. Es klang, als sei einzig und allein meine Agentur für die Scheidungsrate in diesem Land verantwortlich. Klar, die meisten dieser Paare wären noch zusammen, wenn der Mann oder die Frau den Treuetest bestanden hätten. Aber in meinen Augen animierte ich die Menschen keineswegs zur Scheidung, sondern führte ihnen lediglich die Wahrheit vor Augen.
Natürlich tat ich meine Meinung über ihre Ausdrucksweise nicht kund. Ich erwiderte lediglich: »Ja.«
»Und welche Rolle spielen Sie selbst bei diesen Tests?«
»Ich treffe mich mit den Kunden, trage die erforderlichen Informationen zusammen und übergebe den Fall dann an den Mitarbeiter, der mir am besten geeignet erscheint.«
Mrs Langleys Anwältin legte ihren Block auf den Tisch, so dass ihr nun beide Hände zur Verfügung standen, um die Komplexität ihrer nächsten Äußerung zu unterstreichen. »Mit anderen Worten, Sie suchen für jede Testperson, also in diesem Fall für Mr Langley, den idealen … Wunschtraum.«
Ich zuckte die Schultern. »So könnte man es wohl ausdrücken.«
»Ja oder nein«, erwiderte sie.
Ich zögerte und ließ den Blick kurz im Saal umherschweifen, bis ich schließlich an den leeren Geschworenenbänken hängenblieb. Was würden zwölf meiner sogenannten Ebenbürger wohl von meiner nächsten Antwort halten? Würden sie mich dafür verurteilen? Oder würden sie mich respektieren, weil ich wirklich versuchte,
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