Flitterwochen auf Dream Island
schloss ihre Mutter in die Arme. “Ich komme euch bestimmt öfter besuchen, um für euch zu kochen.”
“Bitte versprich es mir. Ich möchte nicht, dass wir uns fremd werden.”
“Ich verspreche es.”
Ihre Mutter lächelte. “Hast du deiner alten Mum verziehen?”
Isabel erwiderte das Lächeln. “Natürlich. Hast du mir denn auch verziehen, dass ich dir noch keine Enkelkinder geschenkt habe?”
“Kinder sind nicht alles, Isabel.”
“Das sagt ausgerechnet eine Frau, die selbst fünf hat!”, stellte Isabel trocken fest.
“Ich weiß, wovon ich spreche”, beharrte ihre Mutter. “Du musst einfach den richtigen Mann finden. Dann kommen die Kinder von ganz allein.”
“Das versuche ich doch schon so lange.”
“Vielleicht solltest du dich nicht so bemühen. Du bist eine schöne junge Frau, Isabel. Lass einfach dem Schicksal seinen Lauf.”
Isabel hätte ihr am liebsten gesagt, dass das Schicksal sie immer in die Arme der falschen Männer führte: Männer, die ihr niemals Kinder schenken würden. Doch dafür war es zu spät. Sie hatte ihrer Mutter nie die bittere Wahrheit über ihre Exfreunde erzählt und würde auch jetzt nicht damit anfangen. Sonst stehe ich in ihren Augen noch schlechter da, dachte Isabel.
Sie wechselte das Thema. “Bist du wirklich sicher, dass du nicht doch nach Dream Island fahren möchtest?”
“Ganz sicher. Für so eine Reise bin ich viel zu alt”, erwiderte ihre Mutter. “Ich weiß ja, dass du eigentlich die Flitterwochen mit Luke dort verbringen wolltest. Aber warum fährst du nicht mit einer Freundin, zum Beispiel mit Rachel?”
Sofort dachte Isabel an Rafe. Er würde sich die Gelegenheit auf einen kostenlosen Traumurlaub nicht entgehen lassen. Es war ein verlockender Gedanke. Doch Isabel war nicht sicher, ob sie sich traute, Rafe zu fragen. Könnte sie mit ihm Urlaub machen, ohne Gefühle für ihn zu entwickeln?
Vielleicht schon. Die Beziehung mit Luke hatte sie gestärkt und selbstsicherer gemacht. Isabel hatte für das gekämpft, was sie sich wünschte, und dabei auf ihren Verstand vertraut statt auf ihr Herz. Außerdem hatte sie mit einem Mann geschlafen, in den sie nicht verliebt war – und es hatte ihr gefallen. Im Gegensatz zu früher gehörten Sex und Liebe für sie jetzt nicht mehr unbedingt zusammen.
Rafe gehörte zwar zu dem Typ Mann, in den sie sich normalerweise Hals über Kopf verliebte. Doch das hieß noch lange nicht, dass es in seinem Fall passieren musste. Immerhin wusste Isabel schon, dass er weder heiraten noch Kinder haben wollte. Ihr war also klar, dass sie keine gemeinsame Zukunft mit ihm haben würde.
Meinem Selbstwertgefühl würde es sicher guttun, dachte Isabel, und meinem Körper auch. Sie würde die nächsten zwei Wochen damit verbringen, alle Termine und Bestellungen für die Hochzeit abzusagen und die Gäste auszuladen. Danach würde sie etwas Aufmunterung sicher nötig haben. Und was konnte besser für sie sein, als sich auf einer wunderschönen tropischen Insel in den Armen eines gut aussehenden Mannes zu erholen, der sie offensichtlich ebenso attraktiv fand wie sie ihn?
“Isabel?”
Mit aller Macht verdrängte sie den verführerischen Gedanken. “Ja, Mum?”
“Was hältst du von meinem Vorschlag, mit Rachel nach Dream Island zu fahren? Es ist ja leider zu spät, um von der Reise zurückzutreten und das Geld erstattet zu bekommen.”
“Ich überlege es mir, Mum.” Isabel beschloss, wenigstens eine Nacht darüber zu schlafen. Es war ein anstrengender Tag gewesen – und sie hatte entschieden zu viel getrunken. Der gebuchte Flug nach Dream Island ging erst in zwei Wochen. Wenn sie am nächsten Morgen noch immer von dieser Idee überzeugt wäre …
Isabel war erschrocken über ihre eigene Kühnheit. Sie hatte zwar auch mit Luke geschlafen, doch ihn hatte sie schließlich heiraten wollen. Eine rein sexuelle Affäre mit Rafe Saint Vincent zu erwägen war jedoch etwas ganz anderes.
6. KAPITEL
Rafe konnte nicht einschlafen. Das war sehr ungewöhnlich für ihn. Normalerweise sank er in tiefen Schlummer, sobald er sich ins Bett legte. Doch nun warf er sich unruhig hin und her. Schließlich stand er auf und schenkte sich einen Drink ein. Dadurch wurde er leider daran erinnert, was der Grund für seine Schlaflosigkeit war.
Ob Isabel nach dem Telefongespräch mit ihm noch mehr getrunken hatte? Lief sie vielleicht im Nachthemd umher und konnte auch nicht schlafen? Rafe legte sich wieder ins Bett und überlegte, was für ein
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