Flitterwochen auf Dream Island
ihrer Mutter.”
“Und wie ist ihre Mutter?”
“Würden Sie mir bitte zuerst das Badezimmer zeigen, Rafe?”
“Oh, ja, natürlich. Hier entlang.” Er führte sie nach oben. Dort befand sich ein großes, luxuriös ausgestattetes Badezimmer, das vor kurzem renoviert worden war. Rafe hatte sein Haus nach und nach renovieren lassen, seit er vor einigen Jahren eingezogen war. Er hatte eine stattliche Summe dafür bezahlt, obwohl es sehr heruntergekommen gewesen war. Wie in allen großen Städten bezahlte man auch in Sydney Unsummen für eine gute Lage.
Nachdem Rafe Isabel in das Bad geführt hatte, ging er ins Schlafzimmer. Er ließ den Blick vor dem begehbaren Kleiderschrank hin und her schweifen und überlegte, was er anziehen sollte. Es war weder ein besonders warmer noch ein besonders kühler Tag – typisches Frühlingswetter in Sydney. Schließlich entschied er sich für seine schwarzen Lieblingsjeans und ein weißes T-Shirt. Trotz seiner nackten Füße und des Dreitagebarts fühlte er sich angezogen schon wesentlich besser.
Isabel erschien bereits nach wenigen Minuten wieder. Offenbar gehörte sie nicht zu den Frauen, die vor jedem Spiegel eingehend ihr Äußeres betrachteten.
“Nettes Badezimmer”, stellte sie fest.
Rafe hatte schon vermutet, dass es ihr gefallen würde. Der Raum war ganz in Weiß gehalten, mit Armaturen und Accessoires in Silber und Glas. Das Design war klassisch schön – genau wie sie.
“Dieses Zimmer wird Ihnen vermutlich weniger gefallen”, vermutete er und führte sie ins Wohnzimmer, bei dessen Einrichtung ihm Gemütlichkeit wichtiger gewesen war als Stil: große, weiche Sessel, schlichte Beistelltische, unzählige Bücherregale und ein alter Kamin aus Marmor, den er nie benutzte. In einer Ecke stand eine Stereoanlage, in der anderen ein Fernseher mit Videorekorder.
“Die Türen gefallen mir.” Isabel wies auf die großen weiß gerahmten Flügeltüren, die auf einen Balkon führten. Sie nahm in seinem Lieblingssessel Platz, der mit weinrotem Samt bezogen war.
“Leider erfüllen sie vor allem einen dekorativen Zweck”, erwiderte Rafe. “Wegen des Verkehrslärms mache ich sie so gut wie nie auf.”
“Wie schade!”
Er zuckte die Schultern. “Man kann nun einmal nicht alles haben.”
“Nein”, stimmte Isabel ein wenig bitter zu, “da haben Sie Recht.”
Rafe nahm ihr gegenüber in einem cremefarbenen Ledersessel Platz und grübelte über den Grund ihres Besuchs nach.
“Für eine Frau über vierzig sah die Mutter wirklich sehr gut aus”, sagte Isabel plötzlich unvermittelt. “Und ihre Tochter ist … sagen wir, ich glaube jetzt nicht mehr, dass Luke vielleicht seine Meinung noch einmal ändert und mich doch heiratet.”
“Hatten Sie denn darauf gehofft?”
“Ja”, gab sie zu und seufzte. “Ich weiß natürlich, dass es albern ist. Aber auf der Rückfahrt nach Sydney ist mir klar geworden, dass ich nicht darauf warten sollte, bis mir ein Mann begegnet, der mir das gibt, was ich vom Leben erwarte. Stattdessen werde ich selbst dafür sorgen, dass ich es bekomme – auch wenn ich dabei vielleicht einen Kompromiss eingehen muss.”
“Das klingt sehr vernünftig”, sagte Rafe, obwohl er nicht die leiseste Ahnung hatte, wovon sie sprach. “Was haben Sie denn jetzt vor? Und was hat das alles mit mir zu tun?”
Isabel lächelte. Es war nur ein kleines, etwas wehmütiges Lächeln, doch Rafe war hingerissen. Er würde alles tun, was sie verlangte – wenn er nur eine Nacht mit ihr verbringen durfte.
“Es ist so, Rafe”, antwortete sie. “Ich wünsche mir schon sehr lange ein Baby.”
Das traf ihn wie ein Schlag. Darauf wirst du dich auf gar keinen Fall einlassen, ermahnte Rafe sich insgeheim. Selbst wenn es bedeutete, dass er auf Isabel verzichten musste.
“Natürlich würde ich vorher am liebsten einen Ehemann finden”, fuhr Isabel fort und zuckte die schmalen Schultern. “Oder zumindest einen Lebensgefährten.”
“Natürlich”, stimmte Rafe ihr zu.
“Aber da das offenbar in der nächsten Zeit nicht passieren wird, habe ich mich für eine künstliche Befruchtung entschieden. Es gibt eine Samenbank, bei der die Spender zwar anonym bleiben, die jedoch ausführliche Informationen zur Verfügung stellt.”
Rafe war erleichtert, aber auch verwirrt. Warum erzählte sie ihm das alles?
“Dank Luke bin ich unabhängig und brauche keinen Partner, der mich finanziell unterstützt. Ich kann es mir also leisten, das Kind allein aufzuziehen. Falls ich
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