Flitterwochen auf Dream Island
gemacht, um so schnell wie möglich in das Liebesnest am Lake Macquarie zurückzukehren. Das alles klingt wie eine Seifenoper, dachte Isabel.
Rachel hatte fasziniert zugehört. “Deiner Mutter hast du das alles nicht erzählt, stimmt’s?”
“Ja. Ich habe nur gesagt, dass er sich in eine andere Frau verliebt und deshalb die Hochzeit abgesagt hat.”
“Immerhin war er so anständig, ehrlich zu sein. Viele Männer versuchen heutzutage alles, um weder auf die Ehefrau noch auf die Geliebte zu verzichten – so wie Lukes Vater es mit Celias Mutter zwanzig Jahre lang gemacht hat.”
“Das stimmt”, räumte Isabel ein. “Ich frage mich, ob Luke nicht eines Tages merkt, dass ihn nicht Liebe mit Celia verbindet, sondern nur Lust.”
“Vielleicht. Würdest du ihn denn zurücknehmen, wenn er seine Meinung änderte?”
“Ohne zu zögern.”
“Dann sollte ich das Brautjungferkleid wohl noch nicht umnähen und ein Abendkleid daraus machen.”
“Nein, vielleicht wäre das voreilig.”
“Und du solltest auch noch etwas warten, bevor du dem Partyservice für den Hochzeitsempfang, der Konditorei und dem Fotografen absagst.”
Isabel wünschte, Rachel hätte nicht ausgerechnet den Fotografen erwähnt. Sie wollte nicht an Rafe erinnert werden.
“Oh nein, ich glaube, Lettie hat gerade nach mir gerufen”, sagte Rachel. “Erstaunlich, dass sie sich immer sofort an meinen Namen erinnert, wenn ich mit jemandem telefoniere. Ich muss leider Schluss machen, Isabel. Es tut mir furchtbar leid, was passiert ist, aber …”
“Sag jetzt bitte nicht, es werde schon alles gut werden”, warnte Isabel sie.
“Also gut.” Rachel lachte. “Aber bitte halte mich auf dem Laufenden.”
“Natürlich.” Nachdem Isabel aufgelegt hatte, fiel ihr ein, dass sie ganz vergessen hatte, Rachel von dem Haus und den Aktien zu erzählen. Sie beschloss, das beim nächsten Telefonat nachzuholen.
Isabel begann, ihre Sachen zu packen. Als sie gerade die Schubladen der Kommode ausräumte, kam ihre Mutter ins Zimmer. Sie wirkte unglücklich und schuldbewusst.
“Es tut mir furchtbar leid, was ich vorhin gesagt habe, Isabel. Dein Vater meinte auch, man sollte mir am besten die Zunge abschneiden.”
“Ist schon in Ordnung, Mum. Mir ist klar, dass du es nicht so gemeint hast. Du warst eben sehr enttäuscht.”
“Und es stimmt auch gar nicht. Mir ist natürlich klar, dass du Luke nicht nur heiraten wolltest, weil er reich ist. Du mochtest ihn sehr, stimmt’s?”
“Ja, das ist wahr.”
“Glaubst du … glaubst du, er hätte sich vielleicht nicht in diese andere Frau verliebt, wenn du vor der Hochzeit mit ihm geschlafen hättest?”
Ungläubig blickte Isabel ihre Mutter an. Du meine Güte, in welchem Jahrhundert lebte sie denn? “Mum”, sagte sie mit Nachdruck, “ich
habe
doch mit ihm geschlafen. Und zwar ziemlich oft.”
“Oh!”, machte ihre Mutter erstaunt.
“Und es hat ihm sehr gefallen. Dass er sich für eine andere Frau entschieden hat, liegt nicht am Sex, sondern an der Leidenschaft.”
“Leidenschaft?”
“Dieses überwältigende Gefühl, das man hat, wenn man eine bestimmte Person nur ansieht – dieser starke Wunsch, mit dem anderen zusammen zu sein.”
“Und sofort mit ihm ins Bett zu gehen – meinst du das?”, fragte ihre Mutter vorsichtig.
“Genau. Diese Leidenschaft haben Luke und ich nie füreinander empfunden.”
“Aber bei deinem Vater und mir war es ganz am Anfang so”, flüsterte Mrs. Hunt.
Isabel lächelte sie an. “Das ist schön, Mum. So sollte es auch sein.”
“Vielleicht hat dein Dad Recht”, fügte ihre Mutter nachdenklich hinzu. “Du wirst dich bestimmt eines Tages in jemanden verlieben, der deine Gefühle erwidert.”
“Das hoffe ich auch, Mum.” Isabel wollte den Traum ihrer Mutter nicht zerstören. Sie hatte sich immer gewünscht, ihre Tochter würde heiraten. Und auch sie, Isabel, hatte sich das früher gewünscht. Doch damit war es vorbei.
“Willst du wirklich ausziehen?” Dorothy Hunt schien den Tränen nahe zu sein.
Isabel blickte sie an. “Mum, ich bin dreißig Jahre alt. Ich bin erwachsen und möchte mein eigenes Leben führen. Bei euch wollte ich ohnehin nur vorübergehend bis zur Hochzeit wohnen, weil es praktischer war.”
“Aber ich … ich fand es schön, dich hier zu haben.”
Das kommt ein bisschen spät, dachte Isabel.
“Und du hast immer so gut für uns gekocht”, fuhr ihre Mutter fort. “Das wird deinem Dad und mir sehr fehlen.”
Isabel seufzte und
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