Flitterwochen auf Dream Island
erkundigte sich Rafe. “Die meisten Bräute möchten das. Allerdings sind viele vor der Hochzeit zu nervös, um für Fotos zu posieren. Als ich noch regelmäßig solche Aufträge hatte, habe ich eine sehr effektive Methode gefunden, damit sie sich entspannten.”
“Tatsächlich?” Unwillkürlich stellte Isabel sich vor, was das gewesen sein konnte. Es gelang ihr nur mit Mühe, die gefährlichen Gedanken zu verdrängen.
“Ich habe ihnen einfach einen starken Drink gegeben”, erklärte Rafe.
Isabel bemühte sich, gelassen zu bleiben. “Ich trinke keinen Alkohol”, log sie.
“Das habe ich mir gedacht.”
Fast hätte sie laut gelacht. Offenbar hielt Rafe sie für verklemmt.
“Keine Sorge”, sagte sie kühl. “Ich werde sicher nicht nervös sein. Und bestimmt möchte meine Mutter, dass Sie vorher zu uns nach Hause kommen. Ich werde Ihnen die Adresse aufschreiben.” Sie zog einen Stift und die Visitenkarte ihres Friseurs aus der Tasche.
“Wie wäre es, wenn Sie am Tag der Hochzeit um zwei Uhr kommen?” Sie reichte ihm die Karte, auf deren Rückseite sie die Adresse geschrieben hatte, und stand auf.
Rafe stellte seinen Becher ab und stand ebenfalls auf. Er betrachtete die Karte. “Ist das der Friseur, zu dem Sie normalerweise gehen?”
Überrascht sah sie ihn an. “Ja. Warum fragen Sie?”
“Haben Sie sich heute dort frisieren lassen?”
“Nein, das mache ich immer selbst. Ich gehe nur zum Friseur, um mir die Haare schneiden zu lassen.” Abgesehen von den Kosten gefiel es Isabel nicht, dass manche Friseure sich einfach über ihre Anweisungen hinwegsetzten.
“Dann werden Sie sich wohl auch für die Hochzeit selbst frisieren, oder?”
“Ja.”
Rafe steckte sich die Karte in die Hosentasche. “Ich hoffe, dass Sie sich dann anders zurechtmachen.”
“Warum?”, fragte Isabel irritiert. “Was stört Sie daran?”
“Es sieht viel zu streng aus. Wenn Sie sich das Haar hochstecken wollen, dann sollten Sie es weniger straff machen und ein paar Strähnen heraushängen lassen.”
Bevor sie reagieren konnte, stand er neben ihr, zupfte an ihrem Haar und berührte dabei ihre Wangen, Ohren und ihren Hals. Isabel hatte das Gefühl, ihre Haut würde brennen. Schauer lief ihr über den Rücken.
“Sie haben sehr glattes Haar”, stellte Rafe fest. “Besitzen Sie einen Lockenstab?”
“Nein” war alles, was Isabel sagen konnte. Sie wusste, eigentlich sollte sie einen Schritt zurückweichen, brachte es jedoch nicht fertig. Stattdessen blickte sie wie gebannt auf den Ausschnitt seines Hemds, wo Rafes glatte, sonnengebräunte Haut zu sehen war. Wie er wohl nackt aussah?
“Dann sollten Sie sich einen anschaffen. Diese Geräte sind ja nicht teuer.”
Isabel blickte ihm ins Gesicht und bemerkte, dass Rafe nicht ihr Haar, sondern ihren Mund betrachtete. Einen Moment lang befürchtete sie, er würde sie küssen. Ihr stockte der Atem. Doch Rafe tat es nicht. Isabel musste sich eingestehen, dass sie enttäuscht darüber war. Was wäre passiert, wenn er es tatsächlich getan hätte? fragte sie sich erschrocken. Bei dem Gedanken, sie könnte ihre Beziehung mit Luke aufs Spiel setzen, wurde ihr schwindelig.
“Ich muss jetzt los”, sagte sie und bückte sich nach ihrer Tasche. Rafe wich einen Schritt zurück. Nichts wie weg hier, dachte Isabel.
“Wenn ich nichts Gegenteiliges von Ihnen höre, erwarte ich Sie am Tag der Hochzeit um zwei Uhr bei meinen Eltern. Bitte seien Sie pünktlich.”
“Ich halte meine Termine immer ein”, erwiderte er.
“Umso besser. Dann also bis in zwei Wochen.”
Rafe nickte. Isabel eilte an ihm vorbei und streifte ihn dabei mit ihrer Tasche. Sie ging weiter, ohne sich umzusehen oder zu entschuldigen. Erst als sie im Auto saß und auf dem Weg zu ihren Eltern war, konnte sie wieder durchatmen. Zuerst fühlte sie sich nur unendlich erleichtert, dann wurde sie wütend – auf sich selbst, auf Männer wie Rafe Saint Vincent und auf das Schicksal. Warum hatte Les ihr nicht einen Fotografen empfehlen können, der wie er selbst war: ein glücklich verheirateter, konservativer Mann mit drei Kindern und einem kleinen Bierbauch?
Isabel warf einen Blick in den Rückspiegel und stellte fest, dass ihr einige blonde Strähnen ins Gesicht hingen. Sie fuhr an den Seitenrand, löste die Haarklemmen und schüttelte den Kopf, bis ihr das Haar wie ein weicher Umhang auf die Schultern fiel.
“So würde ich dir bestimmt besser gefallen, Rafe Saint Vincent”, sagte sie aufgebracht, als sie
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