Flitterwochen auf Dream Island
wirklich mit Liebe zu tun hatten. Wohl eher mit Lust, dachte sie ironisch.
“Ist sie schön, diese Celia?”, fragte sie trocken.
“Ja.” Luke nahm ihr gegenüber Platz.
“Was ist sie von Beruf?”
“Sie arbeitet als Physiotherapeutin.”
Also war die unbekannte Celia nicht nur schön, sondern auch hoch qualifiziert. Ihre, Isabels, Schulnoten waren für ein Studium nicht gut genug gewesen. Sie war zwar nicht dumm, hatte sich aber zur Sorge ihrer Eltern damals wesentlich mehr für Jungen interessiert als für die Schule. Isabel hatte nur eine kurze Ausbildung in Bürowirtschaft gemacht und seitdem immer gute Stellen gehabt, was sicher auch an ihrem Aussehen lag. Im Laufe der Zeit hatte sie viel dazugelernt, besonders im Bereich der Datenverarbeitung. Doch eigentlich hatte ihr nie viel daran gelegen, Karriere zu machen. Isabel sehnte sich danach, Kinder zu bekommen und eine Familie zu gründen. Es schmerzte sie, dass Celia ihr – wenn auch unabsichtlich – den Mann weggenommen hatte, mit dem diese beiden Träume endlich in Erfüllung gegangen wären.
Isabel versuchte, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. “Und warum war sie im Wochenendhaus deines Vaters? Hatte sie es gemietet?”
“Nein. Sie … sie ist die Tochter seiner Geliebten.” Luke war entschlossen, Isabel die ganze Wahrzeit zu sagen. Sie hatte es verdient.
“Was?”
Ungläubig sah sie ihn an. “Das ist unmöglich!
Dein
Vater hatte eine Geliebte? Ich kann es nicht glauben. Er war einer der Gründe, warum ich dich heiraten wollte. Ich war sicher, dass du ein ebenso guter Ehemann und Vater sein würdest wie er.”
“Wie gesagt”, erwiderte Luke ironisch, “es ist eine lange Geschichte.”
“Und offenbar eine sehr interessante.” Isabel trank noch einen Schluck Whiskey. “Erzähl sie mir – in allen Einzelheiten.”
“Hoffentlich wirst du nicht zu geschockt sein.”
“Ich?” Isabel lachte. “Du meine Güte! Ich glaube nicht, dass irgendeine Geschichte über Sex
mich
noch schocken kann.”
Nachdenklich sah Luke sie an. “Offenbar habe ich dich nie wirklich gekannt.”
“Ich dich auch nicht.”
Sie blickten einander in die Augen und lächelten.
“Du wirst sicher jemand anders kennen lernen, Isabel”, sagte Luke überzeugt.
“Wahrscheinlich schon. Aber ich glaube nicht, dass ich noch einmal jemanden wie dich treffen werde. Du bist einzigartig. Celia ist wirklich zu beneiden. Ich wünsche euch beiden alles Gute.” Eigentlich glaubte sie nicht, dass die beiden glücklich werden würden. Doch wer konnte das schon wissen? Vielleicht hatte Luke mehr Glück mit den Frauen, in die er sich verliebte – vorausgesetzt, es war tatsächlich Liebe, was er für Celia empfand.
“Danke, Isabel. Das ist sehr großzügig von dir. Aber Celia und ich haben nicht vor, überstürzt zu heiraten. Da fällt mir etwas ein: Natürlich werde ich deinen Eltern alle Ausgaben erstatten, die sie für die Vorbereitung unserer Hochzeit hatten. Ich lasse ihnen so bald wie möglich einen Scheck zukommen. Und auch für dich werde ich sorgen.”
Isabel schüttelte den Kopf und zog sich den Verlobungsring mit dem Diamanten vom Finger. “Das ist nicht nötig, Luke. Ich wollte dich nicht heiraten, weil du reich bist. Nur dass du zuverlässig bist und ein gesichertes Einkommen hast, war wichtig für mich – und für unsere Kinder.” Sie wollte ihm den Ring reichen, doch Luke wehrte ab.
“Der Ring war ein Geschenk, Isabel. Du kannst ihn behalten oder verkaufen, ganz wie du möchtest.”
Plötzlich musste Isabel all ihre Kraft aufbringen, um nicht in Tränen auszubrechen. Luke war wirklich ein großartiger Mensch – und er wäre sicher ein toller Vater gewesen. Sie zuckte betont gelassen die Schultern und setzte sich das Schmuckstück auf den Ringfinger der rechten Hand. “Wenn du darauf bestehst … aber ich werde ihn nicht verkaufen, sondern tragen. Er ist wirklich wunderschön. Zum Glück habe ich gestern keine Eheringe gefunden, die mir gefielen.”
Isabel konnte es nicht fassen, dass Luke noch vor weniger als vierundzwanzig Stunden sehr glücklich mit ihr gewesen war. Sie seufzte. “Am besten gebe ich dir gleich deine Kreditkarte wieder, bevor ich es vergesse.”
Isabel wollte aufstehen, doch Luke hielt sie zurück.
“Das kann warten. Zuerst sollten wir meine finanziellen Verpflichtungen dir gegenüber besprechen.”
“Du schuldest mir gar nichts, Luke.”
“Das sehe ich anders. Immerhin hast du deine Arbeit aufgegeben, um
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