Flitterwochen zu dritt
wieder, und sie waren so intensiv, dass er nicht recht wusste, wie er damit umgehen sollte.
Sie hatten sich im vergangenen Februar während der Pause von Camelot kennen gelernt, und innerhalb weniger Minuten hatte er gewusst, dass Julia die Frau war, die er heiraten wollte - eine verrückte Idee, wenn man bedachte, dass er eigentlich nicht impulsiv war. Er wusste nur ihren Namen, dass sie wunderbare dunkle Augen hatte und mit ihren hochhackigen Schuhen ungefähr einsachtzig groß war. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, sie für den nächsten Tag zum Mittagessen einzuladen, obwohl er damit rechnete, dass sie außerhalb der romantischen Atmosphäre des Musicals nicht außergewöhnlicher war als jede hübsche, gut gekleidete Frau in der Stadt. Dass sie auch im Licht eines kalten, hässlichen Wintertags anziehend war, war ein Pluspunkt. Aber es waren ihre Warmherzigkeit, ihre Intelligenz und ihr lebhaftes Interesse an anderen Leuten, die ihn für immer gefangen nahmen und ihn den Entschluss fassen ließen, jeden Einwand zu widerlegen, den ihre Eltern finden mochten, um sie von dieser Heirat abzubringen.
“Ich werde ihnen beweisen, dass ich der Richtige für dich bin”, hatte er ihr versprochen.
“Warum?” hatte Julia gesagt. “Schließlich heiratest du nicht sie, sondern mich, und mir musst du nichts beweisen.”
“Ich liebe dich auch”, brachte Ben nun hervor. Er wusste, dass diese Worte nicht einmal ansatzweise ausreichten, um die Tiefe seiner Gefühle zu beschreiben. “Es gibt niemanden, der so ist wie du, Julia. Ich möchte dir die Welt zu Füßen legen.”
“Ich brauche nicht die ganze Welt. Ich brauche nur dich.”
Julia ließ die Hand seine Schulter hinauf gleiten und streichelte seinen Nacken. “Denk an die Worte in unserem Lied, Ben. Sie beschreiben genau, was ich für dich empfinde.”
Ihre Berührung ging ihm durch und durch. Um es Julia heimzuzahlen, liebkoste er mit der Zunge ihr Ohr und freute sich über ihr leises Stöhnen. “Wie bald können wir uns hier aus dem Staub machen?”
“Nicht bevor du deine Pflicht erfüllt und mit meiner Mutter und den Brautjungfern getanzt hast und ich den Brautstrauß geworfen habe”, sagte sie spröde. Aber die Art, wie Julia sich an ihn schmiegte und die Hüften an seine presste, sagte etwas anderes und forderte ihn auf, gegen das Protokoll zu verstoßen.
Er sollte mit seinem Drachen von Schwiegermutter Walzer tanzen, statt mit seiner Frau zu schlafen? Das waren ja schöne Aussichten!
“Weißt du eigentlich, wie sehr ich mir wünsche, dich mit mir von hier fortzunehmen und ganz für mich zu haben, Julia? Hast du eine Vorstellung davon, wie oft ich in den letzten fünf Monaten davon geträumt habe, dich die ganze Nacht in meinen Armen zu halten?”
In ihre wunderbaren Augen, so groß und dunkel, dass sie ihn an lilafarbene Stiefmütterchen erinnerten, trat ein ängstlicher Ausdruck. “Und wenn ich dich enttäusche?”
“Das kannst du gar nicht.” Er küsste sie auf die Schläfe.
“Alles an dir ist entzückend.”
“Aber ich habe noch nie … wir haben noch nie …”
“Ich weiß. Aber nicht, weil ich dich nicht begehre. Ich wollte nur, dass alles perfekt ist. Ich wollte alles richtig machen. Und wenn das für dich komisch klingt…”
“Nein, das tut es nicht.” Sie küsste ihn auf den Mund. “Es klingt einfach perfekt, genauso perfekt, wie du bist.”
Wieder ging ein Blitzlichtgewitter über ihnen nieder und blendete Ben für einen Moment.
“Ich bin bei weitem nicht perfekt, Liebling”, sagte er, als die Musik aufhörte und höflicher Applaus durch den Raum tönte.
“Ich habe auch meine Fehler gemacht, genau wie jeder andere Mann.”
“Ich werde einen Weg finden, dich dafür bezahlen zu lassen.”
Lachend entzog Julia sich ihm. “Und du kannst gleich damit anfangen und mit meiner Mutter tanzen.”
Widerstrebend ließ er sie gehen. “Kann ich stattdessen auch mit deiner Großmutter tanzen? Felicity ist eher mein Typ, und sie hat schon zugegeben, dass sie gern Jive tanzt.”
“Benimm dich! Amma geht es schon schlecht genug. So wie es aussieht, wird sie alle unverheirateten Frauen beiseite boxen, wenn ich den Brautstrauß werfe. Hast du bemerkt, dass sie mit jedem Mann hier flirtet?”
“Nein”, erwiderte Ben, ein wenig irritiert darüber, dass sie noch immer den Kosenamen für Felicity verwendete. Trotz ihrer Reife und ihres beruflichen Erfolges war sie in vieler Hinsicht sehr jung für eine Frau von dreiundzwanzig
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