Flitterwochen
den Tisch und sagte: »Ich habe das Ganze spottbillig vom alten Parsons gekauft, weil er in die Stadt zieht. Zwei Karbidlampen für die Wohnzimmer und vier Petroleumlampen für die Schlafzimmer. Ob ich damit umgehen kann? Aber sicher. Ich habe auf einem Hof im Hinterland gearbeitet, wo es nichts anderes gab. Sobald wir richtig eingerichtet sind, installieren wir unsere eigene Dynamomaschine. Sinnlos, sich um öffentlichen Strom zu bemühen. Der wird doch ständig abgestellt. Am besten, man ist unabhängig.«
Lee sah ihn mit bewundernden Blicken an. Was für ein Glück, daß sie einen Mann geheiratet hatte, der echten Pioniergeist besaß.
Lee wurde früh wach und fühlte sich von fremden Augen beobachtet. Sie setzte sich auf und schaute sich in dem nackten Zimmer mit den vorhanglosen Fenstern und den halbausgepackten Koffern um und atmete fröhlich auf. Während der letzten vierzehn Tage hatte sie in vielen fremden Betten geschlafen. Jetzt war sie zu Hause.
Dann sah sie einen großen gelben Kater, der sie auf der Schwelle unverwandt anstarrte. Behutsam schlug sie das Bettzeug zurück. Andrew schlief noch, er ließ sich von dem forschenden Blick nicht stören. Sie schlüpfte aus dem Bett, ging ganz vorsichtig auf ihn zu und flüsterte mit angehaltenem Atem etwas kindisch: »Pussy, arme Pussy.« Zu ihrer Freude rannte der Kater nicht weg; er kam auch nicht auf sie zu. Er saß nur einfach da und starrte verwirrt in die Gegend.
Lee streckte sanft die Hand aus und streichelte den dicken viereckigen Kopf. Einen Augenblick lang saß der Kater reglos da, dann stand er langsam auf, machte einen Buckel, und mit einem lauten heiseren Schnurren rieb er sich an Lees Beinen. Er hatte sie akzeptiert.
Als Andrew aufwachte, fand er seine junge Frau friedlich schlafend, ein großer gelber Kopf neben dem ihren auf dem Kopfkissen. Der Kater, der sich an einem für ihr Mittagessen gedachten Steak reichlich gelabt hatte, hatte beschlossen, daß er mit diesen neuen Verhältnissen sehr zufrieden war.
Andrew seufzte. Eigentlich mochte er eine Katze nicht gerne in seinem Bett, aber er merkte schon jetzt, daß nichts dagegen zu tun war. Er hatte eine Tierfanatikerin geheiratet, die um so vernarrter war, weil man ihre Leidenschaft so viele Jahre lang unterdrückt hatte. Er stand leise auf und ging hinaus, um den Kampf mit dem Ofen aufzunehmen.
Zwanzig Minuten später wurde Lee von einem lauten Knurren an ihrem Ohr geweckt. Der Kater saß auf ihrem Kopfkissen und starrte auf die Fensterbank, wo eine zerzauste Henne herumspazierte und der Bedrohung aus dem Bett kreischend Trotz bot. Es handelte sich sicher um eine alte Fehde.
Als Andrew mit einer Tasse Tee hereinkam, bestand sie darauf, etwas Butter und Brot auf die Fensterbank zu streuen. Mit einem dankbaren Gackern nahm die betagte Henne ihre Mahlzeit an, und Lee rief fröhlich:
»Ist sie nicht süß? Jag sie nicht fort, bevor sie fertig ist. Sie sucht sicher nach Mr. Parsons. Ich finde das richtig rührend.«
Das, so erkannte Andrew später im Rückblick, war der Beginn seiner Leiden. Nicht, daß er Tiere haßte, aber er war dafür, sie an ihrem Platz zu halten, und der Platz einer Katze war nicht in seinem Bett und der einer Henne nicht auf der Fensterbank. Lee streichelte den Kater und sagte: »Ist er nicht herrlich?«
»Großes häßliches Ungetüm. Sieh dir nur seinen knochigen kahlen Schwanz an.«
»Er ist genau wie der Kater in Frühstück bei Tiffany. Wir wollen ihm nicht irgendeinen albernen Namen geben. Wir werden ihn >Kater< nennen, wie in dem Film«, und dabei blieb es dann auch.
Das Frühstück wurde von Kisten als Picknick auf der Veranda eingenommen, damit sie die Aussicht genießen konnten. Lee sagte: »Das Beste am Leben auf einer Farm ist, daß man so viele Tiere haben kann. Erzähl mir mal, was wir eigentlich alles besitzen.«
Es war nicht gerade wenig, aber Andrew war beruhigt, weil er wußte, daß die meisten sicher draußen auf den Weiden bleiben würden. Er begann gewissenhaft: »Ich habe tausend Schafe von Parsons übernommen, siebenhundert davon sind Mutterschafe, der Rest einjährige Schafe. Dann fünfzig Rinder und fünf Pferde — zwei schwere, weil Parsons immer einen Schlitten benutzte und keinen Traktor besaß, und ich kann mir auch noch keinen leisten. Die anderen drei sind normale Reitpferde, sehr nützlich für die Hügel.«
»Schafe und Rinder und Pferde und Geflügel und deine zwei Hunde«, in den Ohren ihres Mannes klang Lees Aufzählung
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