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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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sondern dass Sie sich so fühlen. Das Beste wird sein, Sie erzählen mir
einmal alles von Anfang an. Erstens wird Ihnen das guttun, und zweitens können
wir dann entscheiden, wie es weitergehen soll. Das Übliche bitte«, meinte er zu
Sonja, die inzwischen an den Tisch getreten war und nach seinen Wünschen
gefragt hatte.
    »Mit Kaffee?« Die Serviererin wollte offenbar ganz sicher
sein. Palinski nickte geduldig.
    »Und mit Schinken?« Sonjas Neugierde an diesem Morgen war
scheinbar unersättlich.
    »Wie habe ich mein ›Englisches Frühstück‹ eigentlich üblicherweise?«
Palinski trat den Gegenangriff an.
    »Na, mit Kaffee und Schinken«, bestätigte die Gute.
    »Na eben«, antwortete er geduldig. »Was ist jetzt eigentlich
noch unklar?«
    »Gar nix«, Sonja zog leicht beleidigt ab, »aber man wird doch
noch fragen dürfen.«
    Rossbach lachte, und das tat ihm gut. Er sah plötzlich um
mindestens zehn Jahre jünger aus. »Das war wohl nur was für Insider?«
    »Ich komme seit Jahren mindestens zwei Mal die Woche in
dieses Café. Und in mindestens 80 Prozent aller Fälle nehme ich ein ›Englisches
Frühstück‹ mit Ham and Eggs und Kaffee und nicht mit Bacon und Tee«, erläuterte
Palinski. »Und Sonja weiß das natürlich. Aber hin und wieder kann sie es
einfach nicht lassen, mich mit diesem infantilen ›Mit Schinken und Kaffee?‹ zu
nerven.«
    »Möglicherweise ist ihr die Bedeutung des Wortes ›üblich‹
nicht ganz geläufig«, warf Rossbach ein und bewies damit, dass ihm sein Humor
noch nicht zur Gänze abhanden gekommen war.
    Darauf konnte man wahrscheinlich aufbauen.

     
    *

     
    Inspektor Werner Musch war in seinem Element.
Das war wirklich ein Auftakt nach Maß gewesen. Noch nicht einmal offiziell als
Leiter der Kriminalpolizei am Koat Döbling im Amt und schon ein derart
spektakulärer Fall. ›Bankraub in Döbling verhindert‹, er sah die morgigen
Schlagzeilen förmlich vor sich. Und falls er sich nicht sehr täuschte, war eben
auch ein Fernsehteam eingetroffen. Da würde Walter Augen machen. Sein großer
Bruder, der immer noch meinte, der einzige fähige Kriminalist in der Familie zu
sein. Bitte, wann hatte Walter das letzte Mal eine derartige Schlagzeile
geliefert? Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern.
    Direktor Garber, der die Filiale sofort nach dem Todesschuss
geschlossen und die zuständigen Stellen in der Zentrale informiert hatte, kam
jetzt zu Inspektor Musch gehumpelt. Er hatte sich beim Hinfallen den linken
Knöchel verstaucht.
    »Das mit dem ›Toten Mann‹ spielen war eine sehr gute
Entscheidung von Ihnen«, anerkannte Musch großzügig. »Damit haben Sie die
Strategie des Verbrechers maßgeblich gestört.«
    »Eigentlich war es keine Entscheidung«, bekannte Garber,
»sondern Zorn gepaart mit Instinkt. Ich hab mir nur gedacht: ›Mit mir nicht. So
nicht‹, und mich fallen lassen. Aber was ich jetzt wissen möchte ist, wie geht
es in der Sache weiter, wegen der Sie eigentlich zu mir gekommen sind?«
    »Dass Frau Marlene Mattig Sie beschuldigt, sie vergangene
Nacht vergewaltigt zu haben, habe ich Ihnen schon gesagt«, stellte der
Inspektor fest. »Und dass Sie diese Frau kennen und mit ihr unterwegs waren,
haben Sie zugegeben. Auch, dass Sie ab einem bestimmten Zeitpunkt am gestrigen
Abend keinerlei Erinnerungen mehr haben und daher auch kein Alibi angeben
können. Falls es so eines überhaupt geben sollte. Aber da die Ergebnisse der
ärztlichen Untersuchung und des Labors noch nicht vorliegen, kann ich Sie nur
schlecht jetzt schon festnehmen. Noch dazu werden Sie hier ja wahrscheinlich
gebraucht werden. Also verlassen Sie die Stadt nicht und halten Sie sich zu
unserer Verfügung.«
    »Aber ich …«, wollte Garber noch etwas klären.
    »Übertreiben Sie meine Großzügigkeit nicht«, donnerte Musch
ihn an. »Haben Sie übrigens Ihren Reisepass hier? Wenn ja, dann her damit. Wenn
ich ihn einziehe, fühle ich mich etwas wohler. Auch wenn das innerhalb der EU ohnehin
nicht viel zu bedeuten hat.«
    »Aber ich wohne in Klosterneuburg und würde mich später gerne
zu Hause duschen und umziehen.« Auch Garber konnte beharrlich sein. »Darf ich
wenigstens nach Klosterneuburg fahren?«
    »Ja, ja«, Musch schien zu überlegen. »Natürlich können Sie
auch nach Hause fahren. Klosterneuburg, da war doch irgendetwas heute in den
Meldungen.« Er schüttelte den Kopf. »Na, wird schon nicht so wichtig gewesen
sein.«
    Während der

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