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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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Verhalten. Und
noch etwas. Im Fond des Wagens wurde ein Polster gefunden, am Boden zwischen
den beiden Sitzreihen. Das gehört weder mir noch sonst jemandem, den ich kenne.
Und der ist genau von der Größe, mit der man, schiebt man ihn sich unter das
Kleid, eine Schwangerschaft vortäuschen könnte.«
    Jetzt war es so weit. Palinskis Instinkt meldete sich und
sagte ihm, dass an Rossbachs ›Paranoia‹ was dran zu sein schien. Und nicht
wenig.
    »Hat Katrin, ich meine Ihre Partnerin, eine Theorie, warum
man ihrem Freund offenbar aufgelauert hat?«, wollte er nun wissen.
    »Ja, sehen Sie denn nicht, dass der Anschlag nicht Mag. Blum,
sondern mir gegolten hat?«, Rossbach regte sich merklich auf und nicht ganz zu
Unrecht, wie Palinski selbstkritisch zugeben musste.
    »Ich habe mich unpräzise ausgedrückt«, räumte er daher ein,
»die Frage muss so lauten: Können Sie oder Ihre Kollegin ausschließen, dass
dieser Anschlag nicht doch vielleicht Herrn Mag. Blum gegolten haben könnte?«
    Damit hatte er die Kurve
offenbar gerade noch einmal gekratzt und Rossbachs Vertrauen wiedergewonnen.
Denn der Arzt blickte wieder freundlicher und meinte nur: »Dafür gibt es
keinerlei Hinweise. Ich bin absolut sicher, dass man Blum und mich verwechselt
haben muss. Wir sind beide etwa gleich groß, schlank, brünett, ungefähr im
gleichen Alter, und er hat eine dunkelblaue, wattierte Sportjacke getragen. In
der Art besitze ich auch eine und trage sie häufig. Und es war dunkel, er kam
aus meiner Ordination und stieg in mein Auto. Da wäre eine Verwechslung mehr
als verständlich.«
    Tja, wo er recht hatte, hatte er recht, dachte Palinski und
nickte zustimmend.
    »Gleich am nächsten Morgen ist meine Frau mit den beiden
Kindern zu einer Tante nach Bischofshofen gefahren«, fuhr Axel fort. »Die führt
da ein Hotel, in dem meine Familie die nächsten Tage sicher besser aufgehoben
ist. Solange diese Wahnsinnigen noch hinter mir her sind.«
    »Und Inspektor Musch vom Kommissariat Döbling hat Ihre Aussage
nicht ernst genommen?« Palinski stellte die nächste Weiche.
    »Also, das ist der unmöglichste, inkompetenteste Kerl, der
mir je unter die Augen gekommen ist«, empörte sich der Arzt. »Er hat mir nicht
einmal richtig zugehört, sondern mir nur zu meiner Fantasie gratuliert. Er hat
gemeint, ich hätte Talent zum Kriminalschriftsteller. So eine Frechheit von
diesem Mini…, Mini…«
    »Ja, ich habe auch meine Probleme mit diesem aufgeblasenen
Staatsdiener«, bestätigte Palinski, der nicht mehr länger warten wollte,
welchen Mini… Axel meinte.
    »Dabei wäre selbst Musch alles klar geworden, wenn er sich
bloß die Sache mit der ›Siebener-Tontine‹ angehört hätte«, war sich der
Zahnarzt sicher. »Aber er hat mich förmlich hinausgeschmissen.«
    »Die ›Siebener-Tontine‹, was soll das denn bedeuten?«
Palinski erinnerte sich dunkel, im ersten Studienabschnitt Jura von dieser
speziellen, früher besonders in Frankreich beliebten Mischform aus Sparen und
Versichern gehört zu haben. Genaueres würde er aber nachlesen müssen. Oder es wurde
ihm erklärt.
    »Das müssen Sie schon näher ausführen, Axel«, forderte er
daher sein Gegenüber auf.

     
    *
    Garber ging es nach der professionellen
Versorgung seines verstauchten Knöchels und einer ordentlichen Portion
Beruhigungsmittel wieder etwas besser. An sich hätte er das AKH gleich wieder
verlassen können, aber ein übereifriger Assistenzarzt hatte gemeint, er würde
ihn gerne über Nacht zur Beobachtung dabehalten.
    Auch gut, hatte der Banker gemeint, er hatte im Moment
ohnehin keinen Platz, an den er sich hätte zurückziehen können. Da er dank der
Großzügigkeit seines Arbeitgebers über eine Krankenzusatzversicherung verfügte,
die für die Kosten aufkam, ließ er sich in ein Einbettzimmer legen. Denn er
wollte vor allem einmal schlafen und später darüber nachdenken, was der heutige
Tag mit seinen unglaublichen Ereignissen für ihn und seine Zukunft bedeutete.
Innerhalb weniger Stunden der Vergewaltigung bezichtigt zu werden, einen
Banküberfall zu überstehen und das Zuhause zu verlieren, war sicher Weltrekord.
Zumindest in Friedenszeiten.
    Nicht zu vergessen war natürlich auch sein neuer Status als
Witwer. Schrecklich ungewohnt, aber nicht wirklich unangenehm, gestand er sich
selbstkritisch ein. Die Ehe mit Doris war in den letzten Jahren die reinste
Tortur gewesen. Der Lack der ersten heißen Liebe war schon

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