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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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Rätsel bleibn. Er is halt ein viel zu nobler Mensch. Vielleicht a bissl a
Waschlappn, zu sanft und gutmütig. Zumindest mit seiner Oidn.«
    Seit Jahren schon hatte die Tochter aus ursprünglich reichem
Hause auf ihrem Mann herumgehackt und ihm immer wieder lautstark seinen
mangelnden beruflichen Erfolg vorgeworfen. »Sie hot eam imma wieda mit da Nosn
drauf gstessn«, berichtete Frau Hebsack, »dass er z’wach is und damit a
untüchtig. Ihr Vata hat in dem Alter angeblich schon zwei Fabriken ghabt. Dann
hat a imma gsogt: ›Dafia is dei Vata a in Konkurs gangen und wegn
betrügerischer Krise verurteut wurn.‹«
    »Krida«, korrigierte Brandtner der Ordnung halber, obwohl das
eigentlich egal war.
    »Is ma a recht«, kommentierte die Hebsack kurz, ehe sie
berichtete, dass sich der so ›erfolgreiche‹ alte Herr kurz darauf das Leben
genommen hatte.
    Nach einem letzten schrecklichen Streit hatte Frau Garber vor
sechs Tagen das Haus verlassen. »Sie hot a große Reisetaschn mitgnommen und is
angeblich zu ihrer Mutter gfahrn. Da Herr Direktor woar si oba sicha, doss sie
z’ Weihnachtn wieda zruck kummt«, versicherte die Putzfrau.
    »Wissen Sie, wo sich Herr Garber jetzt befindet?«, wollte der
Major wissen. »Und warum er letzte Nacht offenbar nicht nach Hause gekommen
ist?«
    »Normalerweise is a um die Zeit in da Bank, in da Filiale in
da Obkirchergossn in Wien drinn«, wusste die Hebsack. »Oba warum er net ham
kumman is, kann i ma net erklärn.«
    Nachdenklich blickte Brandtner durch das Fenster auf den
Hauptplatz hinaus. »Können Sie sich vorstellen«, fing er dann vorsichtig an,
»dass Herrn Garber diese ewigen Auseinandersetzungen mit seiner Frau zu viel
geworden sind und er …« Er unterbrach seine Frage, da der Beamte Mehlhammer
von der örtlichen Polizei an den Tisch getreten war. »Was gibt es, Kollege?«
    »Ein Zeuge aus der Nachbarschaft hat gestern Nachmittag, so
zwischen 14.30 und 15 Uhr, beobachtet, wie ein Mann in einem blauen
Overall mit einer Aufschrift am Rückn aus der Villa der Garbers gekommen ist«,
rapportierte Mehlhammer. »Was drauf gstanden is, hat der Herr net ausnehmen
können. Er hat sich aber noch gwundert, weil um die Zeit sonst niemand im Haus
is.«
    »Des stimmt«, bestätigte Frau Hebsack, »i bin imma bis
spätastns 14 Uhr a Woikn. Gestan bin i sogoar scho a bissl fria fertig
gwesen. Weil sie is ja net do und er mocht fost kan Dreck net.«
    »Hat der Zeuge den Mann beschreiben können?«, setzte
Brandtner nach. »Größe, Haarfarbe und die ganze übrige Latte?«
    »Na ja, des Übliche halt«, ließ Mehlhammer erst gar keine
großen Hoffnungen aufkeimen. »Mittelgroß, brünett, eher schlank und zwischen 30
und 50 Jahren alt.«
    »Na fein, das passt ja ohnehin nur auf ein paar Zehntausend
Männer im Umkreis von 20 Kilometern«, feixte der Major.
    »Des stimmt«, räumte Mehlhammer ein, »der Postler, der heut
zeitig in der Früh beim Haus war, hat a so ausgsegn.«
    Auch die Hebsack schmunzelte und meinte: »Da Beschreibung
noch könnt des sogoar der Herr Direktor gwesen sei. Oba der wors net«,
dementierte sie sofort, offenbar erschrocken von ihrem geistigen Rülpser und
den möglichen Konsequenzen. »Der kennt niemand wos antuan.«
    Skeptisch blickte sie der Major an. »Glauben Sie nicht, dass
es dem Herrn Garber ganz einfach einmal zu viel geworden sein und er die Gelegenheit
genützt haben könnte, um seine Eheprobleme ein für alle Mal zu lösen?«
    »Na, auf kan Foi«, war sich die gute Frau absolut sicher.
»Ondrerseits wieda«, sie blickte den Kriminalbeamten fragend an, »wos was ma
scho? Ma kaun jo in an Menschn net eineschaun.« Aber dann überlegte sie es sich
neuerlich. »Oba na, unser Herr Direktor, des konn i ma wirkli net vurstön.«
    »Wie auch immer«, stellte Brandtner fest, »es wird dringend
Zeit, mit dem Herrn Garber einige erste Worte zu wechseln.« Er hob den rechten
Arm und deutete der Serviererin, dass er zahlen wollte. Dann wandte er sich
neuerlich Mehlhammer zu. »Sie und Ihre Leute nehmen sich noch die restlichen
Bewohner der umliegenden Häuser vor. Und lassen Sie auch die Müllcontainer in
der Umgebung durchsuchen. Vielleicht hat der Unbekannte im Overall ja
irgendetwas loswerden wollen. Wann wird denn der Mist in der Gegend abgeholt?«
    »Am Dienstog«, wusste Frau Hebsack und kassierte dafür einen
dankbaren Blick des Uniformierten.
    »Das ist gut«, anerkannte auch Brandtner. »Übrigens, was

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