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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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falls sonst
noch Zeugen auftauchen, die etwas zum Thema zu sagen haben, schicken Sie die
auch hin. Und geben Sie auch den Kollegen von der Tatortgruppe Bescheid.«
Sprach’s und machte sich auf den Weg zu einer wärmeren Umgebung.

     
    *

     
    »Soll ich dir noch etwas frischen Toast
bringen?«, bot Palinski freundlich an, während er vom Tisch aufstand, um in die
Küche zu gehen. Wilma, die erst spät von einer Diskussionsveranstaltung der
Grünen nach Hause gekommen und noch ganz verschlafen war, nickte dankbar mit
dem Kopf. Sie war froh, heute erst ab der dritten Stunde unterrichten zu
müssen. Das Engagement für ihre neuen politischen Freunde war zeitraubender und
anstrengender, als sie ursprünglich angenommen hatte. Falls sie im kommenden
Jahr tatsächlich den Sprung in den Nationalrat schaffen sollte, würde sie um
eine Freistellung von oder zumindest um eine Reduzierung ihrer
Lehrverpflichtungen sicher nicht herumkommen.
    »Lieb, wie du mich verwöhnst«, schnurrte sie Palinski an, der
nicht nur mit Toast, sondern auch mit frischem Kaffee aus der Küche zurückkam
und ihr Häferl neu füllte.
    »Na, wie fühlst du dich so als grünes Zug-«, er hatte -pferd
sagen wollen, fand das Wort im Zusammenhang mit Wilma aber eher deplatziert.
«Ich meine, als grüne Zukunftshoffnung?«, er lachte verlegen.
    »Gut, sehr gut sogar«, antwortete Wilma. »Ich bin vor allem
überrascht, wie gut ich mit den jungen Leuten auskomme. Offenbar sind meine
Erfahrungen aus der Schule doch recht hilfreich. Und inhaltlich habe ich ja nie
Probleme mit den grünen Themen gehabt. Na ja, einige sind vielleicht ein
bisschen überspitzt. Aber es gibt kein einziges Thema, das man nicht zumindest
diskutieren könnte.«
    »Und wie läuft es mit der Saufstation der ›Caracals‹? Ist es
nicht irgendwie …«, er zögerte und suchte einen angemessen Begriff,
»… bedenklich, die Alkoholgefährdeten unter dem Vorwand, einem guten
Zweck zu dienen, sukzessive mit eurem Weihnachtspunsch zu vergiften?« Kaum war
der Satz gesprochen, wurde sich Palinski auch schon seines Fehlers bewusst.
    »Wie meinst du das?«, knurrte ihn Wilma an. »Zweifelst du die
karitative Gesinnung von Ollie, Vally und den anderen an? Von dem Geld wird den
Waisenkindern von St. Bartolomé ein schönes Weihnachtsfest bereitet. Was soll
da falsch daran sein?«
    Also so eindimensional konnte man die Dinge aber auch nicht
betrachten, fand Palinski. »Hast du von dem Unfall vorgestern in Hernals
gehört, bei dem eine alleinerziehende Mutter von einem Auto niedergestoßen und
schwer verletzt worden ist? Der Lenker war mit 1,1 Promille unterwegs, von
einem Punschstand nach Hause. Aus lauter Wohltätigkeit wären zwei Kinder fast
zu Waisen geworden.« Er höhnte fast ein wenig. »Und für so was opferst du die
letzten Reste deiner Zeit. Weißt du, wann wir das letzte Mal miteinander
gesprochen haben? Vor drei Tagen. Da war ich zufälligerweise noch munter, als
du in der Nacht nach Hause gekommen bist.«
    »Aha, daher weht der Wind also«, konterte Wilma nicht
ungeschickt. »Der Herr fühlt sich vernachlässigt. Merkt jetzt endlich auch
einmal, wie das ist, allein zu Hause zu sitzen und auf den Partner zu warten.
Wird er heute überhaupt nach Hause kommen oder ist er wieder in irgendeiner
unheimlich wichtigen Sache unterwegs? Und falls er kommt, dann wann? Oder
schläft er, wie so oft, in seinem Büro? Weil er ach so viel zu tun hat, in
Wirklichkeit aber nur zu faul ist, die drei Stockwerke nach oben zu gehen?« Sie
war richtig in Rage geraten, hielt jetzt aber inne, um Luft zu holen. Etwas
ruhiger fuhr sie dann fort: »So ist es mir die letzten 15 Jahre gegangen. Und
damit ist jetzt endgültig Schluss.«
    Palinski war ziemlich verwirrt, so dezidiert hatte er Wilma
noch nie erlebt.
    »Aber warum hast du denn nie etwas gesagt?«, erwiderte er und
fand die Floskel noch im selben Moment blöd, in dem er sie verwendet hatte.
»Ich meine, warum hast du …«
    »Was hätte ich denn deiner Meinung nach sagen sollen? Dass du
gelegentlich auch einmal bei deiner Familie sein solltest? Dass es viele
Momente gegeben hat, in denen ich, wir, dich gebraucht hätten?« Sie blickte ihn
traurig an. »Bist du wirklich so unsensibel, dass du das nicht auch selbst
bemerkt hast?« Ungläubig schüttelte sie den Kopf. »Ich kann mich doch nicht so
in dir getäuscht haben.«
    Betroffen schluckte Palinski seine ursprünglich trotzige
Reaktion

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