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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Gestalt nicht ins Licht getreten, so dass ein magerer, halb nackter Teenager mit Surfershorts und Flip-Flops sichtbar wurde, mit einem mächtigen Gewirr aus blonden Dreadlocks und etwa sechshundert Nasenringen.
    »Cool bleiben, Bruder, cool bleiben ist halbe Miete«, nuschelte der Junge. Gras und Steeldrums sprachen aus seiner Stimme, Spott und Jugend und zwei fette Joints, die ihn vom Rest der Wirklichkeit trennten.
    Augenblicklich schwenkte Nate von Furcht zu Fassungslosigkeit um. »Was redest du für ’n Scheiß?«
    »Relax, Bruder. Kona kommt, um dir zu helfen.«
    Nate überlegte, ob er sich vielleicht besser fühlen würde, wenn er den Bengel würgte – nicht die volle Würgung, nur so ein kleines Frustrationswürgen, um etwas von dem Schock über das zerstörte Labor abzureagieren –, aber stattdessen fragte er:
    »Wer bist du? Was machst du hier?«
    »Kona«, sagte der Junge. »Diese Boss mit Name Clay hat mich am Tag vor heute für die Boote angeheuert.«
    »Du bist der Junge, den Clay für die Boote eingestellt hat?«
    »Scheiße, Mann, hab ich das nicht eben gesagt? Was bist du, Bruder? Ninja?«
    Der Junge nickte, dass die Dreads um seine Schultern wippten, und Nate wollte ihn schon wieder anschreien, als er merkte, dass er noch immer in seiner Pseudopose dastand und vermutlich wie ein kompletter Schwachkopf aussah.
    Er richtete sich auf, zuckte mit den Schultern, dann tat er, als strecke er sich, und rollte großspurig mit dem Kopf, wie er es bei Boxern gesehen hatte, als hätte er eben einen besonders gefährlichen Gegner auf die Bretter geschickt. »Du wurdest vor einer Stunde unten am Anleger erwartet.«
    »Supergeile Wellen heute früh im Norden, ging nicht anders.« Der Junge zuckte mit den Schultern. Was sollte man da machen? Supergeile Wellen. Da konnte er nicht anders.
    Nate blinzelte den Surfer an, der eine Mischung aus Rasta, Pidgin, Surfersprache und … na ja, Schwachsinn redete. »Hör auf zu quatschen, sonst bist du auf der Stelle gefeuert.«
    »Clay sagt, du bist große Wal-Kahuna, hey?«
    »Yeah«, sagte Nate. »Ich bin hier der Wal-Kahuna. Und du bist gefeuert.«
    »Echt jetzt, Mann?«, sagte der Junge. Dann zuckte er mit den Schultern, drehte sich um und schlurfte zur Tür. »Jah liebt dich, Alter. Halt dein Ohren steif«, murmelte er noch über die Schulter.
    »Warte«, sagte Nate.
    Der Junge fuhr herum, und die Dreads umrahmten sein Gesicht wie ein pelziger Oktopus, der im Begriff stand, einen Krebs zu fressen. Er spuckte eine Dreadlock aus und wollte etwas sagen.
    Quinn hob einen Finger, um ihm zu zeigen, dass er schweigen sollte. »Kein Wort Pidgin, Hawaiianisch oder Rasta – oder du fliegst.«
    »Okay.« Der Junge wartete.
    Quinn nahm Haltung an und betrachtete die Schweinerei, dann den Jungen. »Da draußen fliegen überall Papiere rum. Sie hängen in den Zäunen, in den Büschen. Wäre schön, wenn du sie einsammeln und so ordentlich wie möglich stapeln könntest. Würdest du das tun?«
    Der Junge nickte.
    »Ausgezeichnet. Ich bin Nathan Quinn.« Nate hielt ihm die Hand hin.
    Der Junge kam herüber und drückte seine Hand mit kräftigem Griff. Fast wäre der Wissenschaftler zurückgewichen, aber stattdessen erwiderte er den Druck und versuchte zu lächeln.
    »Pelekekona«, sagte der Junge. »Nenn mich Kona.«
    »Willkommen an Bord, Kona.«
    Dann sah sich der Junge um, und es schien, als würde er einiges von seiner Kraft einbüßen, nachdem er seinen Namen preisgegeben hatte, als wäre er plötzlich ganz schwach, trotz seiner Muskeln an Brust und Bauch. »Wer war das?«
    »Keine Ahnung.« Nate hob eine Kassette auf, deren Band herausgerissen und zu einem Vogelnest aus braunem Plastik zusammengeknüllt war. »Geh und sammel unsere Unterlagen ein. Ich ruf die Polizei. Oder ist das ein Problem?«
    Kona schüttelte den Kopf. »Wieso sollte es?«
    »Nur so. Hol die Papiere. Weggeworfen wird nur, wenn ich es sage, klar?«
    »Klar wie Muschelsuppe, Bruder«, erwiderte Kona und grinste Nate an, während er sich auf den Weg in den Sonnenschein machte. Draußen drehte er sich um und rief: »Hey, Kahuna Quinn.«
    »Was?«
    »Wie kommt es, dass die Buckel singen?«
    »Was glaubst du?«, fragte Nate, und aus seiner Frage sprach Hoffnung. Obwohl der Kleine jung, etwas nervig und vermutlich bekifft war, hoffte der Wissenschaftler aufrichtig, dass Kona – unbelastet von allzu viel Wissen – eine Antwort darauf wüsste. Es war ihm egal, wie oder woher diese Antwort kam (und sie würde immer

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