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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ich dir ins Gesicht sehen möchte?«
    »Könntest du den Erste-Hilfe-Kasten holen, bevor wir reden?«
    »Hast du Schrauben in der Stirn?«
    »Vier oder fünf vielleicht.«
    »Die sind aber nicht besonders groß, nur so klitzekleine Dinger.«
    »Clay … immer versuchst du, mich aufzuheitern.«
    »So bin ich nun mal«, sagte Clay.

4
Die Walmänner von Maui
     
    Clay war jemand, der alles und jeden mochte – Menschen, Tiere, Autos, Boote. Er besaß ein fast übernatürliches Talent, die Liebenswürdigkeit in allem und jedem aufzuspüren. Wenn er durch die Straßen von Lahaina lief, hieß er sonnenverbrannte Touristenpärchen im Aloha-Partnerlook willkommen (in den Augen der meisten Einheimischen nur menschlicher Bodensatz) und begrüßte im nächsten Moment einen Trupp einheimischer Brüder auf dem Parkplatz des ABC Store mit einem lässigen Rückhand-Shaka (Daumen und kleiner Finger ausgestreckt, die drei mittleren umgeknickt, immer mit dem Handrücken, wenn man Einheimischer ist), ohne böse Blicke oder Pidgin-Flüche zu ernten wie die meisten Bleichgesichter. Die Menschen konnten spüren, dass Clay sie mochte, genauso wie die Tiere, was vermutlich der Grund war, wieso Clay überhaupt noch lebte. Fünfundzwanzig Jahre hatte er mit Jägern und Riesen im Wasser verbracht, und nur einmal war er in den Strudel der Schwanzflosse eines Nordkapers geraten, der ihn (wie im Comic) in die langsam laufende Schraube eines Schlauchboots gespült hatte. (Oh, zweimal wäre er fast ertrunken und hatte eine Unterkühlung davongetragen, aber das lag nicht an den Tieren. Es war die See, und die tötete einen, ob man sie nun leiden konnte oder nicht … was allerdings bei Clay der Fall war.) Das zu tun, was er tat, und seine grenzenlose Verbundenheit mit allem machten Clay Demodocus zu einem glücklichen Menschen, aber er war auch klug genug, mit seiner Glückseligkeit nicht hausieren zu gehen. Tiere mochten sich die Grinserei vielleicht gefallen lassen, aber Menschen drehen einem dafür irgendwann den Hals um.
    »Wie macht sich der Neue?«, fragte Clay, um vom Jod abzulenken, das er auf Nates Stirn tupfte, während er gleichzeitig ausrechnete, wie lange der Discountladen in Seattle brauchen würde, um einen neuen Monitor nach Maui zu schicken. Clay liebte Apparate aller Art.
    »Er ist kriminell«, sagte Nate.
    »Er wird schon zurechtkommen. Er ist ein Wassermensch.«
    Für Clay sagte das alles. Entweder man war ein Wassermensch oder nicht. Wenn nicht … na, dann war man eher nutzlos, oder?
    »Er war eine Stunde zu spät dran … und dann noch am falschen Ort.«
    »Er ist Einheimischer. Er wird uns mit der Walbullerei helfen.«
    »Er ist kein Einheimischer. Er ist blond, Clay. Er ist weißer als du, verdammt.«
    »Es wird schon gehen. Bei Amy hatte ich auch Recht, oder?«, sagte Clay. Er mochte den Jungen, diesen Kona, trotz des Einstellungsgespräches, das folgendermaßen gelaufen war:
    Clay saß mit seinem 42-Zoll-Monitor im Rücken da. Seine weltberühmten Fotografien von Walen und Flossenfüßern liefen hinter ihm als Diashow. Da er ein Einstellungsgespräch führte, hatte er seine absolut besten Flip-Flops aus dem ABC Store an den Füßen. Kona stand mitten im Büro, mit Sonnenbrille, Sackhose und – da er sich um einen Job bewarb – einem roten Batikhemd.
    »In deiner Bewerbung stand, dass du Pelke … äh, Pelekekona Ke …« Kapitulierend hob Clay die Hände.
    »Ich heiße Pelekekona Keohokalole – vom Stamm der Krieger – Löwe von Zion, Bruder.«
    »Darf ich dich Pele nennen?«
    »Kona«, sagte Kona.
    »In deinem Führerschein steht aber, dass du Preston Applebaum heißt und aus New Jersey kommst.«
    »Ich bin hundertprozent Hawaii. Kona ist beste Bootshelfer auf ganze Insel, yeah. Ich bin bestimmt die Nummer-Eins-Helferhelfer, um sich um alles und jeden von weiße Forscherboss zu kümmern, damit er eingeborene Brüder unterdrücken und unser Land und beste Wahines klauen kann. Nieder mit den Besatzern! Aber erst wenn dieser Bruder seine Miete zahlen kann. Klaro?«
    Clay grinste den blonden Jungen an. »Du bist echt am Ende, oder?«
    Kona legte seine Rastanummer und die Coolness ab. »Hören Sie, ich bin hier geboren, als meine Eltern auf Urlaub waren. Ich bin wirklich Hawaiianer, irgendwie, und ich brauch diesen Job ganz dringend. Ich muss aus meiner Wohnung raus, wenn ich nicht diese Woche ein bisschen Geld verdiene. Ich kann nicht noch mal am Strand von Paia pennen. Letztes Mal ist mir mein ganzes Zeug geklaut

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