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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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so riesig ist?«
    »Ich habe keine Angst vor Sanctifer!« Raffaels Antwort kam auffallend schnell.
    »Gut. Dann sag ihm, dass das weder ihn noch dich etwas angeht. Schließlich ist Sanctifer nicht mein Tutor« – auch wenn er das offensichtlich gern wäre.
    »Ich habe ein wenig Bedenken, was den Maskenball betrifft«, rückte Raffael endlich mit der Wahrheit heraus.
    »Ich bleibe gern auf meinem Zimmer«, unternahm ich einen weiteren Versuch, mich vor dem großen Ball zu drücken, obwohlich wusste, wie zwecklos das war. Sanctifer hatte mir ausführlich erklärt, dass es keinen seiner Gäste stören würde, wenn mich ein paar seiner Wachen begleiteten.
    »Weil du lieber mit einem anderen tanzen möchtest?«, hakte Raffael ein wenig unsicher nach. »Oder weil du befürchtest, du könntest deine Klauen zeigen, falls dich nach mir jemand auffordert?«
    »Weder noch. Aber ich hasse es, wenn Sanctifer versucht, mich vorzuführen«, beendete ich die Diskussion. Warum sonst sollte ich auf seinem Maskenball den Eröffnungstanz bestreiten? Menuett. Ich allein mit Raffael im großen Saal.

    Vier gigantische Festtafeln boten Platz für Sanctifers illustre Gästeschar. Er hatte wahrhaftig einen Märchenball arrangiert – und ich, ausgestattet mit federbesetzter Silbermaske und Ballkleid aus Taft und Spitze, das im Schein der Lüster in den schönsten Pastelltönen feenhaft schimmerte, sollte die Prinzessin spielen.
    Als ich den Saal betrat und Sanctifer auf mich zusteuerte, richteten sich alle Augen auf mich. Dass er ausgerechnet den Platz neben sich für mich reserviert hatte, behagte mir auch nicht besonders. Immerhin war ich nicht die Einzige, die eine auffällige Maske aus Silber trug, und ich war auch nicht der Ehrengast des heutigen Abends.
    Eine Frau in einem aufwendig gearbeiteten schwarzgoldenen Kleid mit einer Maske in Form eines Schwans thronte uns gegenüber auf dem prächtigen Stuhl, der dem Ehrengast vorbehalten war, an der sonst unbesetzten Stirnseite. Raffael saß neben ihr. Er war der Einzige, der weder Perücke trug noch seine schulterlangen Haare zu einem Zopf zusammengebunden hatte.
    Hin und wieder warf er mir einen aufmunternden Blick zu – vielleicht auch einen nervösen. Aufgrund seiner Löwenmaske konnte ich das nicht so genau erkennen. Doch vermutlich war er nicht weniger aufgeregt als ich. Schließlich sollten wir beide nach dem Essen den Ball eröffnen.
    Als die Musik einsetzte und sich anstatt Raffael jedoch Sanctifer erhob, sich formvollendet vor mir verbeugte und mir seine Hand anbot, stand ich kurz davor, meine Klauen auszuprobieren. Sanctifer tanzte schon seit Jahrhunderten nicht mehr, wie Raffael mir erzählt hatte. Dass er selbst den Maskenball eröffnen wollte, glich einer Sensation – wie das Raunen seiner Gäste bewies. Was auch immer er damit bezwecken wollte, ich war jedenfalls nicht bereit, seine Spielchen mitzuspielen.
    Sanctifer spürte meinen Wunsch, ihn anzugreifen. Galant ergänzte er seine Verbeugung mit einem Lächeln, schnappte sich meine Hände und zog mich aus dem Stuhl.
    »Mir ausgerechnet heute deine Klauen zu zeigen, halte ich für keine gute Idee«, raunte er mir ins Ohr. »Es sei denn, du möchtest es offiziell machen, dass ich und nicht mehr Aron dich unterrichte. Das anwesende Mitglied des Engelsrats wäre sicher begeistert.«
    »Lieber würde ich tot umfallen!«, zischte ich.
    »Das dachte ich mir. Und da mir weder an deinem Ableben noch an deinem Widerstand liegt, soll unser Abkommen ein Geheimnis bleiben.«
    Hatte ich das richtig verstanden? Erwartete Sanctifer etwa, dass ich mich ihm freiwillig fügte? Darauf konnte er lange warten.
    Ein mieses Gefühl beschlich mich. Tat ich das nicht schon? Sanctifer hatte mir die Ringe abgenommen und einen Maskenball arrangiert, bei dem ich niemals aufgetaucht wäre, wenn ich gewusst hätte, dass er mich zum Eröffnungstanz auffordern würde.
    Als gehöre das zum Auftakt des Tanzes, verschränkte Sanctifer seine Hände mit meinen. Doch anstatt mich nur festzuhalten, damit ich nicht fliehen konnte, bog er meine Finger so weit zurück, dass meine Klauen nicht durchbrechen konnten.
    »Vergiss nicht, zu lächeln«, erinnerte er mich, dass ich unter der mit Sternenlichtern erhellten Kuppel inmitten eines Ballsaals stand und von mehr als fünfhundert Augenpaaren gemustert wurde – einschließlich der zahlreichen Irrlichter in Form von Gauklern und Komödianten, die uns vom Atrium aus beobachteten.Leise zählte er den Takt ein und

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