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Fluch der Hestande

Fluch der Hestande

Titel: Fluch der Hestande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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geschlungen. Ein breiter Gürtel hielt ihn. Außer dem gewaltigen Hammer trug er keine Waffen bei sich.
    Mythor löste die Lederschlaufe vom Handgelenk des Toten. Der Hammer war schwer – als wäre er aus Metall oder Stein.
    Mythor schwang die Waffe und nickte anerkennend. »Für einen, der damit umgehen kann…«
    »Und für einen von seiner Statur«, ergänzte Ilfa. »Du willst ihn doch nicht mitnehmen?«
    Mythor grinste. »Wenn du ihn trägst?«
    Ilfa lachte und wurde rasch ernst. »Es gefällt mir nicht, daß die anderen beiden entwischt sind. Sie wollten uns töten. Und ihre Gefühle sind sicher nicht freundlicher geworden, nachdem wir einen der ihren erledigt haben…«
    »Wo drei sind, können sich auch mehr herumtreiben«, meinte Mythor.
    »So müssen wir zusehen, daß wir diese Ebene verlassen.« Ilfa zog den Pfeil aus dem Körper. »Ich habe knapp ein Dutzend Pfeile. Einer größeren Zahl könnten wir hier nicht standhalten. Im Handgemenge haben wir gegen solche Hämmer keine Chance.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte Mythor zu. »Deshalb schlage ich vor, daß wir keine Zeit verlieren. Vorwärts. Wir ändern die Richtung!«
    Mit wachsamen Blicken rundum auf das graue, begrenzte Sichtfeld, und mit Bogen und Schwert bereit in den Händen stapften sie über das Geröll, so rasch es der unsichere Weg zuließ. Nach einer Weile waren sie sicher, daß ihnen niemand folgte. Mehrmals ließen sie sich in guter Deckung auf den Boden nieder, schlossen die Augen, und lauschten angestrengt auf Geräusche aus der Nebelwand um sie.
    Es blieb alles still.
    Wenig später glühte der Nebel rot aus der Richtung, die ihr eigentliches Ziel war – Westen, wie Ilfa von seinem Vater gelernt hatte. Es gab sie nicht alle Abende, diese Röte, ebenso wie die Morgenröte im Osten.
    Die Dunkelheit, die der Röte folgte, war allumfassend, und die Kälte, die sie brachte, nicht minder.
    Solcherart war die Nacht in Aegyr-Land.
    »Denkst du, daß irgendwo die Welt anders ist als hier?« fragte Ilfa.
    »Wußte dein Vater es nicht?« fragte Mythor.
    »Wenn er davon gesprochen hat, ist es lange hier, und ich habe es vergessen.«
    Sie lagen in der Dunkelheit zwischen den Felsen, dankbar für die ungewöhnliche Wärme, die aus den Steinen unter ihnen kam.
    »Sag mir, was eine Jungfrau ist«, verlangte Ilfa unvermittelt.
    Mythor starrte den Jungen an. »He«, sagte er. »Dein Vater hat wohl wesentliche Lücken in deiner Erziehung gelassen?«
    Ilfa grinste ein wenig unsicher. »Dafür scheinst du eine ganze Menge zu wissen, obwohl du kein Gedächtnis hast.«
    »Ja, das ist seltsam«, stimmte Mythor zu. Er zuckte die Schultern. »Solche Dinge weiß man eben… wenn man sie einmal weiß…«
    »Also, was ist eine Jungfrau?« Ilfa klang ungeduldig.
    »Ein Mädchen, das noch unberührt ist.«
    »Großer Thorimol. Ich…«
    »Wer ist das?«
    Ilfa hielt verblüfft inne. »Ich weiß es nicht. Vater rief den Namen manchmal, wenn er überrascht war, oder wenn er fluchte. Er kam mir eben wieder in den Sinn…«
    »Hat dein Vater zu irgendwelchen Göttern gebetet?«
    »Nicht, so lange ich zurückdenken kann.«
    »Und du?«
    »Ich auch nicht. Zu wem auch?«
    »Zu diesem Thorimol zum Beispiel.«
    »Selbst wenn ich wüßte, wer er ist, was sollte ich ihm wohl vorbeten? Und wozu?«
    »Zum Beispiel, um ihn freundlich zu stimmen.«
    Ilfa lachte unterdrückt. »Kennst du solche Götter?«
    Mythor dachte nach. »Ich… ich kenne überhaupt keine Götter…«
    »Aber du weißt, daß es welche gibt?«
    »Ja«, erwiderte Mythor unsicher.
    »Was haben sie denn getan, daß wir sie anbeten sollten?«
    »Sie haben die Welt erschaffen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Wenn nicht die Götter, wer sonst? Sie haben auch dich und mich erschaffen.«
    Ilfa dachte eine Weile nach. »Dich vielleicht«, sagte der Junge. »Das würde schon erklären, warum du dich an nichts erinnerst, was vorher war. Aber ich hatte einen Vater… und eine Mutter, auch wenn ich mich nicht mehr an sie erinnere. Ich wurde geboren wie der Nachwuchs der Bären und Wölfe und Raubkatzen. Ich habe es oft genug beobachtet…«
    »Wenn du sie so gut beobachtet hast, wird dir auch aufgefallen sein, was sie tun, bevor sie den Nachwuchs bekommen«, stellte Mythor fest. »Unberührte Mädchen gebären keine Kinder. Ich meinte auch nicht, daß die Götter nun gerade dich und mich erschaffen haben, vielmehr unsere Vorfahren, die allerersten…«
    Aber Ilfa hörte nicht zu. »Eine Jungfrau ist also ein Mädchen,

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