Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Hestande

Fluch der Hestande

Titel: Fluch der Hestande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
blieb.
    Ein Stöhnen ließ ihn herumfahren. Er entdeckte Ilfas Gestalt im Gras. Sie sah die Schrate verwundert an, als sie ihr hochhalfen. Dann leuchteten ihre Augen auf, als sie erkannte, daß sie frei war, und sie griff erfreut nach ihren Kleidern und Waffen, die Fryll ihr in die Hände drückte. Dann erst wurde ihr bewußt, daß Schreckliches geschah. Sie starrte verständnislos auf die fliehenden Kruuks und auf die wogende Schwärze, die in die dichten Reihen fuhr und niederstreckte, was sie berührte.
    Ein einzelner Kruuk-Krieger kam aus einer der Hütten getorkelt, in die er sich verkrochen hatte. Die Schwärze hatte die Hütten berührt, und die Kälte war eingedrungen. Der Grüne sah sich gehetzt um. Er sah die letzten seines Dorfes durch das Tor verschwinden. Tote lagen dort überall verstreut, und die Schwärze verschloß den Fluchtweg.
    Dann entdeckte er Ilfa und die beiden Schrate, die einzigen Lebenden im Dorf außer ihm selbst. Er tat ein paar Schritte auf sie zu. Der Kampfhammer in seiner Rechten war wenig vertraueneinflößend. Ilfa legte hastig einen Pfeil an die Sehne und spannte den Bogen.
    Das ließ den Kruuk innehalten, doch nur kurz, denn die Schwärze hatte ihn fast erreicht. Er schleuderte seinen Hammer mitten in sie hinein – eine verzweifelte und sinnlose Tat. Dann wich er Schritt um Schritt zurück, Ilfa ließ den Bogen sinken. Auch sie und die Schrate begannen zurückzuweichen. Sie waren nun das einzige Leben, das es noch zu holen gab. Und die Schwärze machte sich daran.
    Der Kruuk stieß kehlige Laute aus in seiner Furcht.
    Dann sah Fryll, daß die Schwärze innehielt. Sie wuchs nicht mehr. Sie streckte keine Arme aus. Sie sank zu Boden wie schwarzer Staub, und wo sie ihn berührte, überzog Reif das Gras. In der Mitte des fallenden Staubes wurde Mythor sichtbar. Seine Gestalt floß und formte sich, aber sie war bereits deutlich erkennbar.
    Eine unirdische Stille lag über dem Kral.
    »Mythor!« entfuhr es Ilfa. Sie warf den Bogen zur Seite und wollte auf ihn zulaufen, doch die beiden Schrate hielten sie zurück.
    »Warte«, sagte Fryll heftig. »Er ist noch nicht er selbst. Gib dem Dämon Zeit, ihn zu verlassen. Ich weiß nicht, warum er es tut, aber Tildi sei Dank. Hestandes Fluch ist nicht für immer.«
    Es ging rascher mit jedem Augenblick. Das weiße Fleisch wurde fest. Vernunft kehrte in die Züge zurück.
    »Ich bin Mythor!« rief er. Es klang beschwörend. Seine Augen waren noch voll kalter Schwärze.
    Der Kruuk lief plötzlich vor und warf sich vor Mythor auf die Knie. Er wagte nicht, aufzuschauen, sondern preßte das Gesicht ins Gras und redete hastig, fast wimmernd.
    Mythor sah ihn an, während die Schwärze aus seinen Augen schwand. Schließlich beugte er sich hinab und berührte den Kruuk und versuchte ihn hochzuziehen, doch der Kruuk preßte sich nur noch heftiger an die Erde.
    Ilfa riß sich von den Schraten los. Die Erleichterung war so groß, daß sie zu ihm lief und die Arme um ihn legte. Aber dann wurde ihr bewußt, daß sie sich von sehr weiblichen Gefühlen beherrschen ließ, Gefühle, die ihr noch gar nicht so recht vertraut waren. Sie errötete, wie das auch nie zuvor ihre Art gewesen war, und ließ ihn los, und dachte, wie schwierig es doch war, eine Jungfrau zu sein, wenn man so wenig darauf vorbereitet war.
    Mythor hatte keine solchen Probleme. Er nahm Ilfa in die Arme. Er genoß ihre Wärme und Lebendigkeit. Da war noch immer Eis in ihm, aber es gab keine schmelzendere, glühendere Rückkehr ins Leben als die Küsse eines Mädchens.
    Selbst Frylls warnender Ruf vermochte sie nicht aufzuschrecken. Er hatte einen schwarzen, rauchigen Schatten hinter Mythor entdeckt. Aber noch während er rief, sah er, wie der Schatten sich veränderte, wie er zu Mythors Abbild wurde, wieder verschwamm und Ilfas Gestalt annahm, beinah durchsichtig und doch deutlich erkennbar.
    »Raegeseder!« rief er überglücklich und stürmte auf ihn zu. »Jetzt kehren wir heim. Und du wirst wieder die alten Kräfte haben, wie seit tausend Jahren.«
*
    Sie blieben zwei Tage in Frylls Baumhaus, und es muß gesagt werden, daß sie manchen Hölzel Beerenfeuer leerten und viel Nützliches über den Wald und seine Bewohner erfuhren.
    Dann aber drängte es Mythor und Ilfa weiter. Mythor fürchtete vor allem, daß die Mangoreiter der Hexe Eroice wiederkehren und Unheil über den Wald bringen könnten, wenn sie die Mörder Yornes in Frylls Haus fanden.
    Mythor empfand keine Furcht vor diesen Reitern,

Weitere Kostenlose Bücher