Fluch der Leidenschaft
ob das, was sie getan hatte, ein Scheidungsgrund war.
Imogen legte eine Hand auf ihren flachen Bauch. Es bestand eine geringe Chance, dass sie schwanger war. Sie betete inbrünstig, dass es so sein möge, wohl wissend, dass FitzRoger mit seiner Familiengeschichte niemals eine Frau fallen lassen würde, die sein Kind unter dem Herzen trug.
Aber selbst wenn er sie wieder zu sich nahm, würde er je wieder entspannt mit ihr zusammensein können? Ihr jemals wieder vertrauen?
Nach wie vor war sie überzeugt, dass sie sich in der gleichen Situation wieder genauso verhalten würde. Sie würde sich auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen, um sein Leben zu retten. Ihre Gedanken drehten sich in den immer gleichen, erschöpfenden Kreisen.
Auf ein Klopfen hin traten Bedienstete ein und brachten Imogens Truhen und sogar ihre Harfe. Eines der Mädchen war Elswith; sie schien nervös, lächelte jedoch.
Imogen setzte sich in ängstlicher Erwartung auf. Ihre Truhen? Ihre Zofe? Was hatte das zu bedeuten? Renald war bei ihnen.
»Ty liegt offenbar mit Fieber im Bett, aber er ist gesund genug, um Eure Kleider und Eure Zofe schicken zu lassen.«
Imogen schluckte. »Ist seine Erkrankung gefährlich?«
»Soweit wir wissen, nein.«
»Was hat er über mich gesagt?«
»Er befahl, Eure Sachen hierherzubringen.«
Imogen wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. »Ist das alles?«
»Mir hat er eine Nachricht geschickt: Ihr sollt Castle Cleeve auf keinen Fall verlassen.« Plötzlich wurde er lockerer und lächelte etwas. »Das bedeutet zumindest, dass er Euch nicht in einem ersten Wutanfall umbringen wird.«
»Danke«, sagte Imogen schwach.
»Und ich bezweifle auch, dass er Euch sehr züchtigen wird, Imogen. Ty tut so etwas nur dann kaltblütig, wenn er glaubt, dass es einen Zweck erfüllt.«
»Es könnte aber sein«, gab sie freudlos zu bedenken, »dass es ihm danach einfach nur besser geht.« Dass Renald es als selbstverständlich betrachtete, dass FitzRoger sie schlagen würde, war ihr nicht entgangen.
Er lachte. »Lasst ihm Zeit, Imogen. Er wird Euch vergeben.«
Diese Prophezeiung hörte Imogen mit Dankbarkeit, denn sicher kannte Renald FitzRoger besser als sie, und eine milde Prügelstrafe wollte sie gerne akzeptieren, wenn er ihr dann verzieh.
Das erinnerte sie daran, dass sie ihren Meineid noch immer nicht gebeichtet hatte. Wenigstens machte es nun keinen Sinn mehr, ihn zu widerrufen. Denn nun entsprach der Eid der Wahrheit, und Lancaster war tot. Sie brauchte nur noch einen Priester.
Ermutigt verließ Imogen das Bett und verlangte nach einem Geistlichen.
Innerhalb einer Stunde kam ein Priester aus dem Dorf. Er war ein einfacher Mann, und sie belastete ihn nicht mit Details, sondern beichtete lediglich, sie habe einen falschen Eid auf das Kreuz geleistet. Der Diener Gottes zeigte sich angemessen entsetzt, doch ihrer absoluten Reue und der Tatsache versichert, dass keine Möglichkeit einer Wiedergutmachung bestand, erteilte er ihr die Absolution. Als einzige Strafe erlegte er ihr auf, zwei Wochen lang jeden Abend auf Knien zu beten und die Heilige Mutter Gottes um Kraft zu bitten, damit eine solche Sünde nie mehr vorkommen möge.
Das war Imogen sehr recht; sie hatte ohnehin eine Menge Gründe zu beten.
Sie schickte den Mann weg mit dem Versprechen, beizeiten eine besondere Spende für seine Kirche zu leisten. Sie fragte sich, ob so etwas in ihrer Macht stand, wusste jedoch, dass FitzRoger, wie immer alles andere auch ausgehen mochte, sich dafür einsetzen würde, dass sie ihr Wort halten konnte.
Im hellen Licht des Morgens sang sie sogar, denn nun war sie vom Einzigen, was ihre Seele wirklich belastet hatte, reingewaschen.
Elswith legte ihr Kleidung zurecht, die ihr Gemahl hatte schicken lassen. Die junge Zofe sorgte sich wegen des Aussehens ihrer Herrin, doch ansonsten schien sie glücklich und ohne Furcht. Renalds Bericht hatte sie kaum Neues hinzuzufügen.
Lord FitzRoger liege im Bett und kuriere seine Wunden aus, erzählte sie Imogen. Er esse normale Kost und sei offenbar den Umständen entsprechend wohlauf. In der Burg würden Gerüchte bezüglich Warbricks kursieren, und dass Imogen ihren Gemahl niedergeschlagen habe, doch nur wenige hielten das für möglich. Keiner der Männer, die die Szene miterlebt hatten, schien eine genaue Erinnerung daran zu haben.
Imogen fiel auf, dass Renald alle Männer, die Zeugen dieser Szene gewesen waren, als ihre Eskorte nach Cleeve gebracht hatte. Die
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