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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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restlichen hatten wahrscheinlich wegen des Nebels kaum etwas davon mitbekommen. Das gab ihr Hoffnung. Es war besser, wenn diese Sache lediglich zwischen ihr und FitzRoger geklärt werden musste, als wenn ein öffentlicher Skandal daraus wurde.
    Elswith zufolge wusste niemand so recht, weshalb Imogen in Cleeve war, doch die meisten glaubten, sie würde, solange ihr Gemahl erkrankt war, nach dem Rechten sehen für den Fall, dass der König einen Besuch abstatten wolle.
    Ein kluges Gerücht. Von FitzRoger in die Welt gesetzt? Imogen hoffte es.
    Der schwierigste Teil würde das Warten werden, das Warten darauf, über ihr weiteres Schicksal unterrichtet zu werden. Wenn die Nachricht eintraf, wollte sie so gut wie möglich aussehen. Schließlich war sie noch immer Imogen von Carrisford, und nun auch noch die Gemahlin FitzRogers von Cleeve.
    Imogen grübelte über ihre Frisur nach und kam zu dem Entschluss, sie könne, um das Schlimmste zu verbergen, einen Schleier tragen. Sie drapierte sich ein Stück feines Leinen über den Kopf. »Gib mir einen Haarreif, Elswith. Den goldenen.«
    Da die Zofe nicht reagierte, drehte sich Imogen zu ihr um. Das Mädchen war errötet. »Euren Schmuck durfte ich nicht mitbringen, Lady. Ein Befehl des Herrn.«
    »Gar keinen?«, fragte Imogen kühl.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    »Nicht einmal meine Morgengabe?«
    »Nein, Lady.«
    Diese Neuigkeit ließ Imogens Mut sinken. Dass ihr besonderes Geschenk nicht hier war, brachte sie fast schon wieder den Tränen nahe, denn es war eine klare Aussage. War FitzRoger bereits jetzt im Begriff, sie zu verstoßen?
    Es bedeutete ferner, dass er vollkommen über ihren Reichtum verfügte, sowohl über ihren persönlichen Besitz als auch über den gesamten Schatz von Carrisford. Zu ihrer eigenen Überraschung bemerkte Imogen jedoch, dass ihr das kein Kopfzerbrechen bereitete. Zum einen hatte sie schlicht nicht die Energie, sich darum Sorgen zu machen, zum anderen wusste sie nun auch, dass er ihren Reichtum nicht vergeuden würde. Er würde ihn auf die eine oder andere Art verwenden, um ihrer beider Stellung und Macht zu vergrößern.
    Falls er sie nach wie vor als Paar betrachtete.
    Imogen biss die Zähne zusammen, um nicht zu weinen. »Dann werde ich etwas anderes versuchen, Elswith. Bring mir ein längeres Stück Stoff.«
    Imogen hatte keine Lust, sich so, wie sie aussah, öffentlich zu zeigen, und so verbrachten sie und Elswith den Morgen damit, ein Stück weißen Batist einzusäumen und so um Imogens Kopf zu drapieren, dass es den Großteil ihres Haars verbarg.
    Endlich waren sie einigermaßen mit dem Ergebnis zufrieden, wenngleich Imogen ihrer Meinung nach noch immer grauenhaft aussah. Für den Rest des Tages blieb sie in ihrem Gemach und übte lustlos auf der Harfe. FitzRoger hatte ihr Gesang gefallen; vielleicht konnte sie seine Gunst mit ihrer Stimme zurückgewinnen.
    Es brauchte jedoch nur diesen ersten Tag, um sie davon zu überzeugen, dass ihr das Herumsitzen in ihrem Gemach viel zu viel Zeit zum Grübeln ließ und sie sich so selbst verrückt machte. Am zweiten Morgen stellte sie fest, dass sie ihre Sandalen wieder tragen konnte, und so machte sie sich an die Verwaltung von Cleeve Castle. Anfangs fragte sie sich, ob jemand etwas dagegen haben würde – schließlich war sie hier fast so etwas wie eine Gefangene –, doch wie sich zeigte, waren die Bediensteten sogar froh, eine Burgherrin zu haben.
    Imogen stellte fest, dass die Burg mit FitzRoger über einen guten Herrn verfügte; nur einige weibliche Tätigkeitsbereiche waren vernachlässigt. So war man etwa, was die Näharbeiten und die Haltbarmachung von Nahrungsmitteln anging, nicht auf dem bestmöglichen Stand, und wenn Bruder Patrick fort war, ließ auch die medizinische Versorgung zu wünschen übrig.
    Beim Gedanken an den Ordensmann blieb Imogen, an FitzRogers Gesundheitszustand erinnert, sorgenvoll im Türrahmen stehen.
    Dann nahm sie Federkiel und Pergament zur Hand und schrieb:
    An Bruder Patrick.
    Bitte seid so gütig, Bruder, und sendet Nachricht nach Cleeve, ob mein Lordgemahl dem Tode nahe ist, damit ich ihn nötigenfalls aufsuchen kann.
    Imogen von Carrisford und Cleeve
    Die Nachricht wurde übermittelt, aber es kam keine Antwort. Imogen entschied sich, das als Entwarnung aufzufassen.
    Renald sandte jeden Tag einen Boten nach Carrisford. Und jeden Tag kehrte der Bote mit Informationen zurück, aber nie mit einem Wort von FitzRoger, das direkt an ihn oder Imogen gerichtet

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