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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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angezogen. Sie hielt den Spiegel vor sich. Obwohl sie auf einiges gefasst war, konnte sie nicht verhindern, dass ihr der Atem stockte, als sie sich sah.
    Die eine Seite ihres Gesichts war schwarz, blau und gelb und noch dazu geschwollen, die andere von einer klaffenden Schnittwunde entstellt. Die Augen waren gerötet und verschwollen. Ihre langen Haare waren immer gewellt gewesen; jetzt kräuselten sie sich und schienen nicht zu bändigen.
    Und in den einfallenden Sonnenstrahlen sahen sie tatsächlich rot aus!
    Imogen drückte den Spiegel einer der Frauen in die Hand und verkroch sich mit zitternden Lippen im Bett. »Geht!«, befahl sie, und die Mägde verließen in stummer Betroffenheit den Raum.
    Etwas später klopfte es an der Tür. Imogen ignorierte es. Eines war gewiss, FitzRoger würde nicht klopfen.
    Die Tür öffnete sich. Imogen blickte auf, trotz besseren Wissens hoffnungsvoll. Es war Renald.
    Sie merkte, wie er bei ihrem Anblick zusammenzuckte. »Was tut Ihr denn hier?«
    »Meint Ihr, ich sollte besser in Carrisford sein?«, fragte er nüchtern zurück. »In Eurem Zustand hätte ich Euch allerdings vielleicht lieber dort lassen sollen. Ty müsste ein Ungeheuer sein, wenn er sich jetzt an Euch rächen wollte.«
    Imogen biss die Zähne zusammen. »Renald, falls Ihr glaubt, dass das ein Trost ist, irrt Ihr Euch. Ich bin ein Ungeheuer, so, wie ich aussehe.«
    Er trat zu ihr. »Wunden heilen, Imogen. Ich habe genug gesehen, und die Euren hinterlassen keine ernst zu nehmenden Spuren.«
    »Meine Haare!«, klagte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Bei all dem, was geschehen ist, macht Ihr Euch Sorgen um Euer Haar? «
    Sie blickte ihn jämmerlich an. »Wie geht es ihm?«
    »Ich weiß es nicht. Wir haben keine Nachricht.«
    »Oh.« Einen Moment später meinte sie: »Vielleicht sollten wir einen Boten schicken.«
    »Das würde ihm verraten, wo Ihr seid.«
    Sie setzte sich abrupt auf. »Er weiß es nicht? Dann schickt einen Boten!«
    Renald runzelte die Stirn. »Das wäre vielleicht nicht klug, Imogen. Gebt ihm Zeit.«
    Imogen konnte es nicht glauben. »Wenn er bei Bewusstsein ist, wird er sich Sorgen machen. Es ist nicht recht, ihm so zuzusetzen!«
    »Ihm zuzusetzen!«, wiederholte Renald mit großen Augen; dann zuckte er die Achseln. »Ich habe euch beide von Anfang an nicht verstanden, also, wenn Ihr wollt, dass ich einen Boten schicke, dann tue ich es.«
    »Ich will es.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Ja!«, schrie Imogen und zuckte sofort wegen ihres schmerzenden Kiefers zusammen. Renalds Unsicherheit strapazierte ihre ohnehin blank liegenden Nerven noch mehr. Glaubte er tatsächlich, FitzRoger würde hier hereinplatzen und sie Stück für Stück auseinandernehmen? Vielleicht.
    Renald ging zur Tür, machte dann aber noch einmal kehrt. »Eines noch, Imogen«, sagte er sehr ernst. »Denkt gar nicht erst daran, Cleeve gegen Ty halten zu können. Eher fessle ich Euch und werfe Euch über die Mauer, als Euch dabei zu unterstützen.«
    »Das würde ich nie versuchen!«, keuchte sie.
    Er zuckte die Achseln. »Ich wollte das nur klarstellen. Wer weiß schon, was Euch noch alles in den Sinn kommen könnte.«
    Imogen sank auf die Kissen zurück. Wahrscheinlich sollte sie Angst davor haben, was geschehen würde, wenn ihr Gemahl wusste, wo sie sich aufhielt; aber alles, was sie wollte, war die Nachricht, dass es ihm gut ging.
    An diesem Abend kam keine Nachricht mehr, und Imogen ging schlafen, wobei ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie in FitzRogers Bett lag. Natürlich hatte man sie ins Obergeschoss gebracht. Wohin sonst?
    Nichts kennzeichnete das Gemach als seines, denn der Großteil seiner persönlichen Habe war in Carrisford und der Rest in Truhen eingeschlossen. Doch sie meinte, ihn hier zu spüren.
    Sie umarmte ein Kissen, auf dem vermutlich sein Kopf geruht hatte, und schlief ein.
    Als das Licht des neuen Tages sie aus quälenden Träumen weckte, sah die Lage nicht besser aus.
    Sie musste akzeptieren, dass es eine sehr ernste Angelegenheit war, wenn eine Frau ihrem Mann gegenüber handgreiflich wurde oder ihn gar bewusstlos schlug. Sie war nicht einmal sicher, ob sie das nicht ihr Leben kosten könnte.
    Sie glaubte zwar nicht, dass FitzRoger diese Strafe fordern würde, aber andererseits konnte er ihre Tat kaum ungesühnt lassen. Arrest bei Wasser und Brot? Öffentliche Züchtigung? Ihre größte Angst war, dass er sie ganz verstoßen könnte.
    Was sollte sie tun, wenn er sie in ein Kloster steckte? Sie fragte sich auch,

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