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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kokain verkauft. Dann wird das Interesse an dir erlahmen. Klar?
    Sie wirft plötzlich die Arme um ihn und drückt sich ganz fest an ihn. Er stellt fest, daß sie wohl doch noch nicht so schnell erwachsen wird und daß nicht alle Lügen schlecht sind. Ich hob dich lieb, Daddy, sagt sie.
    Ich habe dich auch lieb, Lin.
    Er nimmt sie jetzt fest in die Arme, und plötzlich dreht jemand den großen Stereoverstärker hinter seiner Stirn ganz laut auf. Und wieder hört er den doppelten Knall: den ersten, als die vordere Stoßstange seines Wagens die alte Zigeunerin mit dem knallroten Taschentuch über den dünnen Haaren streift, den zweiten, als die schweren Vorderreifen über ihren Körper rollen.
    Heidi schreit.
    Und sie nimmt ihre Hände ruckartig von seinem Schoß. Halleck preßt seine Tochter noch fester an sich. Er spürt eine Gänsehaut am ganzen Körper.
    »Noch Rührei?« fragte Heidi, seine Träumerei unterbrechend.
    »Nein. Nein, danke.« Etwas schuldbewußt blickte er auf seinen sauberen Teller hinunter: Egal, wie schlecht die Dinge auch standen, es wurde niemals so schlimm, daß er deswegen seinen guten Schlaf oder seinen Appetit verloren hätte.
    »Bist du sicher, daß du...?«
    »Okay?« Er lächelte. »Ich bin okay, du bist okay, Linda ist okay. Wie heißt es so schön in den Seifenopern? Der Alptraum ist vorüber - können wir jetzt bitte unser normales Leben wieder aufnehmen?«
    »Das ist eine nette Idee.« Diesesmal erwiderte sie sein Lächeln mit einem echten - und plötzlich war sie wieder unter dreißig. Sie strahlte. »Möchtest du noch den Rest Speck? Es sind noch zwei Scheiben übrig.«
    »Nein«, wiederholte er und dachte daran, wie sein Hosengürtel ihn in der Taille kniff (ha, ha, welche Taille denn? meldete sich ein kleiner, nicht gerade komischer Don Rickles in seinem Kopf - das letztemal, daß du eine Taille aufzuweisen hattest, muß so um 1978 gewesen sein, du Eishockeypuck), wie er morgens den Bauch hatte einziehen müssen, als er den Reißverschluß zumachen wollte. Dann fiel ihm die Waage wieder ein und er sagte: »Ich werde eine nehmen.
    Ich habe drei Pfund abgenommen.«
    Sie war schon - trotz seines ursprünglichen Neins - an den Herd getreten – manchmal kennt sie mich so gut, daß es mich schon fast deprimiert, dachte er.
    Jetzt drehte sie sich um. »Du denkst immer noch darüber nach.«
    »Nein, tue ich nicht«, antwortete er wütend. »Darf ein Mann nicht mal in Frieden drei Pfund abnehmen? Du hast doch dauernd gesagt, du hättest mich gern ein bißchen...«
    dünner
    »... ein bißchen weniger dick.« Jetzt hatte sie ihn wieder dazu gebracht, an den Zigeuner zu denken. Verdammt noch mal! An die zerfressene Nase des Zigeuners und an das Gefühl, als dieser hornhäutige Finger seine Wange gestriffen hatte, an den Augenblick, bevor er reagieren konnte und zurückgewichen war – so, wie man vor einer Spinne zu-rückweicht oder vor ekligen Käfern unter einem feuchten, verrotteten Holzblock.
    Sie brachte ihm den Speck und küßte ihn auf die Schläfe.
    »Entschuldige bitte. Mach du nur weiter und nimm ab. Aber solltest du's nicht tun, denk dran, was Mr. Rogers sagt...«
    »... ich mag dich genauso, wie du bist«, beendeten sie den Satz gemeinsam.
    Er tippte mit dem Finger auf das Journal, aber das war im Augenblick einfach zu deprimierend. Er stand auf, ging nach draußen und fand die New York Times im Blumenbeet.
    Dieser Zeitungsjunge warf sie immer ins Blumenbeet, hatte seine Rechnung am Wochenende niemals in Ordnung und vergaß dauernd Billys Nachnamen. Billy hatte sich mehr als einmal gefragt, ob es möglich wäre, daß ein zwölfjähriges Kind ein Opfer des Alzheimer Syndroms wurde.
    Er sammelte die Zeitung auf, nahm sie mit hinein und schlug die Sportseite auf. Er war ganz in die Boxergebnisse vertieft, als Heidi ihm noch ein Rosinenbrötchen mit golden geschmolzener Butter brachte.
    Halleck aß es auf, fast ohne sich dessen bewußt zu sein.

2. Kapitel: 245
    Am Vormittag in der Stadt endete ein Schadensersatzprozeß, der sich schon über drei Jahre hingezogen hatte - und Billy hatte eigentlich erwartet, daß er sich in der einen oder anderen Form gut und gerne noch über die nächsten drei oder vier Jahre hinziehen würde –, auf recht unerwartete und sehr erfreuliche Weise, indem der Kläger sich in einer Sitzungspause des Gerichts zu einem Vergleich in einer verblüffenden Höhe bereit erklärte. Halleck verlor keine Zeit, besagten Kläger, einen Farbfabrikanten aus

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