Fluch der Toten: Roman (German Edition)
am Hals. «
Eine ganze Weile danach herrschte Schweigen. Brewster warf einen Blick auf sein Funkgerät und fragte sich, ob es vielleicht gerade verreckt war. Rings um den Untoten bildete sich eine Pfütze aus Blut. Gleich darauf erreichte das Echo eines Gewehrschusses Brewsters Gehör.
» Guter Schuss « , sagte er ins Funkgerät hinein und atmete bebend und erleichtert auf.
» Man dankt « , erwiderte Krueger. » Für mich ist es übrigens ein neuer Rekord. Laut Messgerät bin ich achthundert Meter weit entfernt. «
» Herzlichen Glühstrumpf « , ulkte Brewster. » Mal sehen, ob wir das in den nächsten Monaten verdoppeln können. «
» Wenn Sherman dich weiterhin auf Beutezug schickt, zweifle ich nicht daran « , sagte Krueger. » Du vermasselst ja immer alles. «
» Ach, leck mich doch « , erwiderte Brewster.
» Pass bloß auf « , meinte Krueger. » Ich hab dich noch immer im Fadenkreuz einer technisch hochgerüsteten Präzisionswaffe. Typen in deiner Lage sagen eigentlich nie Leck mich zu mir. «
Statt einer Antwort hob Brewster eine Hand und zeigte Krueger den ausgestreckten Mittelfinger. Aus dem Funkgerät kam ein ironisches Kichern.
Krueger hatte einen Turm im Industriegebiet neben der Forschungseinrichtung besetzt, die die Gruppe einige Wochen zuvor erobert hatte, und hielt sich neuerdings fast immer dort auf. Da kein Infizierter den Eindruck erweckte, klettern zu können, war er auf dem Gipfel seiner Stahlburg gut geschützt, ganz zu schweigen davon, welch tolle Möglichkeiten die Aussicht dort oben einem Scharfschützen gab. Im letzten Monat hatte Krueger nahezu tausend schwer erkämpfte Überschallkugeln verschossen. Was seine Zielgenauigkeit anbetraf, hatte er nur einmal geprahlt, und zwar damit, dass er nur Fehlschüsse zählte, nicht aber Treffer. ( » So ist es halt einfacher. « )
» In Ordnung, macht euch auf den Rückweg. Ich behalte euch im Auge. Könnte ja sein, dass mein Schuss ein paar Infizierte geweckt hat, die unserem Stützpunkt näher sind. Ich halte lieber Wache, bis ihr am Turm vorbei seid. «
Trev und Brewster rappelten sich auf, entstaubten ihre Hosen und bemühten sich sorgfältig, der Blutpfütze des toten Sprinters nicht zu nahe zu kommen. Das Blut war » heiß « , denn es wimmelte darin von Morgenstern-Bazillen. Ein falscher Schritt, und man hatte sich angesteckt.
Als sei Trev noch etwas eingefallen, holte er im Vorbeigehen mit dem Schlagstock aus und zerschmetterte den Schädel des Toten, damit er ganz bestimmt nicht wieder aufstand.
***
Es wurde für die Gruppe immer schwieriger, Proviant aufzutreiben.
Am Anfang war es noch leicht gewesen. Suchtrupps brauchten lediglich ein, zwei Häuserblocks die Straße entlangzugehen, dann stieß man auf einen halb geleerten Laden, den man plündern konnte. Doch seit einigen Wochen waren die Geschäfte der Umgebung komplett ausgeräumt. Man war gezwungen, sich weiter in die verseuchte Stadt hineinzuwagen.
Trev fand diese Ausflüge anregend. Brewster hingegen konnte sie nicht ausstehen. Für ihn war jede Nahrungssuche nur eine weitere Möglichkeit, sich anzustecken und zu sterben, und beides wollte er vor seinem fünfzigsten Lebensjahr nicht ausprobieren. Trev hingegen hielt es für seine Bürgerpflicht, jeden Infizierten zu beseitigen, der seinen Weg kreuzte. Deswegen, meinte Sherman, waren sie ein gutes Team. Brewster hatte eine Nase für Gefahren. Trevor brachte die nötige Begeisterung mit.
Trev und Brewster machten sich also auf den Rückweg zu ihrer Behelfsbasis, wobei sie nicht zu dicht nebeneinandergingen, um, solange sie unterwegs waren, das Gelände besser überblicken zu können. Brewsters Stirn war nachdenklich gerunzelt. Die gesamte in den letzten Wochen mit Trev verbrachte Zeit hatte ihn irgendwie verstimmt. Er schüttelte den Kopf. Dass Trev einen oder manchmal sogar zwei Teleskopschlagstöcke als Waffe mitführte, ging einem Soldaten wie ihm über den Horizont.
Was ist das denn für’n Mensch, der ’ne flexible Stahlrute ’ner ordentlichen Plempe vorzieht?
Und dennoch…Brewster musste zugeben, dass er Trevs Art bewunderte, wenn er angesichts von Infizierten zur Vernichtungsmaschine wurde. Er bezweifelte ernsthaft, dass er jemals so werden konnte. Auf jeden Fall freute er sich, wenn er wieder von der Straße runter und im Stützpunkt war.
Das, was er Stützpunkt nannte, war ein von Fabriken umgebener spartanischer Komplex einstöckiger Bürogebäude. Das ganze Areal lag am westlichsten Rand Omahas,
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