Fluch der Toten: Roman (German Edition)
Forschungsassistenz tätig war.
Rebecca zog eine Schreibtischschublade auf, entnahm ihr eine Kerze und ein Zündholzbriefchen, steckte die Kerze an und tauchte den Schreibtisch in einen trüben Schein. Dann nahm sie sich Band drei vor, aus dessen Mitte ein Lesezeichen hervorragte, begann zu lesen und versuchte, sich im Text zu verlieren.
11 . KAPITEL – DIE RUHE VOR …
Omaha, Nebraska
1 . Juli 2007
08 . 34 Uhr
Unten im BL 4-Labor spürte Anna Demilio allmählich die Erschöpfung. Nahrungsmangel und Schlaf konspirierten gegen sie. Sie saß in ihrem blauen Chemturionanzug auf einem Hocker im Labor und blickte auf den kleinen Käfig, der die geimpfte Laborratte enthielt. Das Zischen der Luft, die aus einem Hängeventil in den Anzug eindrang, drohte sie allmählich eindösen zu lassen. Sie hatte schon immer eine Schwäche für die Rauschstörung gehabt, und die entweichende Luft übertönte alle leiseren Töne.
Langsam kippte ihr Kopf nach vorn. Ihre Hände rutschten vom Schoß auf die Knie. Erst, als sie fast vom Hocker fiel, zuckte sie zusammen und wachte auf. Sie reckte sich und schaute sich um, als befürchtete sie, jemand könnte sie beim Einnicken beobachtet haben.
» Gott, wie spät ist es eigentlich? « , murmelte Anna hinter dem dicken Visier ihres Anzugs. Im BL 4 konnte man keine Uhr tragen. Selbst wenn man es gekonnt hätte, hätte sie durch die Schutzärmel des Anzugs keinen Blick auf sie werfen können. Aber der Grad ihrer Erschöpfung war so hoch, dass sie es trotzdem tat, bevor sie sich fing und mit den Augen rollte. Sie änderte die Position, um einen Blick auf die Wanduhr über der Labortür erhaschen zu können, und seufzte. » Schon wieder Morgen. «
Anna drehte sich auf dem Hocker, um sich die Ratte im Käfig noch mal anzuschauen.
» Tja, Kleiner, ist fast einen Tag her, seit ich dir etwas von Stiles’ Blut verpasst habe. Zeit für die nächste Probe. «
Anna griff in den Käfig und nahm die Ratte heraus. Das Tier wand sich in ihrem Griff, aber Anna hielt sie gut fest und nahm die Subkutanspritze mit der freien Hand an sich. Kurz darauf hatte sie der Ratte die Blutprobe entnommen und sie wieder in den Käfig gesetzt.
Mit der Probe in der Hand hakte Anna den Luftschlauch los und ging mit forschen Schritten durch das Labor zu einem Arbeitsplatz, an dem mehrere Mikroskope warteten. Dort hakte sie sich an ein neues Luftventil und atmete mit einem erleichterten Seufzer die kühle Luft ein, die ihrem Anzug zugeführt wurde.
Die nächsten Minuten verbrachte sie damit, die Probe zu begutachten und unter dem Teleskopauge des Mikroskops hin und her zu schieben. Sie drückte ihr Auge so fest, wie der Anzug es zuließ, an das Mikroskop und kniff es zusammen, damit sie besser sehen konnte. Die Zeit verging. Dann sank Annas Kinnlade langsam herab.
Sie sprang so heftig auf, dass der Hocker umfiel. Anna drehte sich um und lief zum Ausgang. Leider vergaß sie den an ihrem Anzug befestigten Luftschlauch, der sie plötzlich nach hinten riss. Sie fluchte. Ihre Hände bebten vor Aufregung, als sie die Düse löste und zum Dekontraum eilte. Dort drin wurde sie von einem Desinfektionsmittel besprüht. Es schien Stunden zu dauern.
Eine Riesensache. Eine riesige Riesensache.
Endlich schaltete die Dekontdusche sich ab. Das Licht neben dem zweiten Ausgang wechselte von Rot zu Grün. Anna schob die Tür mit der Schulter auf und riss gleichzeitig die Klebebänder von den Gelenkstücken ihres Schutzanzugsab. Sie überlegte kurz, ob sie ihre normalen Kleider anziehen sollte. Sie entschied sich dagegen, hielt aber unterwegs an, um den Helm abzunehmen und auf eine Bank zu werfen.
Die letzte Tür zu BL 4 wurde mit einem Zugangscode geöffnet, der für Rein- und Rauskommen identisch war. In ihrer Aufregung gab Anna zweimal den falschen Code ein. Erst dann bekam sie die richtige Reihenfolge hin. Die schweren Stahlbolzen in der Tür fuhren zurück.
Anna lief die zum BL 4 führende Rampe hinab und durch die Schwingtür hinaus. Sie kam an anderen Biolabors vorbei, die man inzwischen zu Lagerräumen und im Fall BL 1 in ein Lazarett umfunktioniert hatte. Ihre Schritte erzeugten klatschende Geräusche auf dem Boden und warfen Echos durch den leeren Korridor.
Als sie an BL 1 vorbeikam, stützte Mason sich auf dem Bett auf den Ellbogen, um zu sehen, was draußen los war.
» Anna? « , rief er. » Was ist denn los? « Als ihm dann ihr eigenartiger Aufzug auffiel, fügte er hinzu: » Anna, ist mit dir alles in Ordnung?
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