Fluch der Toten: Roman (German Edition)
«
Anna antwortete nicht. Sie lief geradewegs an der offenen Tür vorbei und war auch schon verschwunden. Sie hörte Mason noch » Auch dir einen Guten Morgen, Doc « sagen, dann ließ das schwere Klicken der Treppenhaustür ihn verstummen.
Anna nahm jeweils drei Treppenstufen auf dem Weg nach oben und hielt sich am Geländer fest. Sie stürzte in den Gang, schaute sich nach beiden Seiten um und erspähte Frank Sherman, der gerade aus seinem Zimmer kam, um den Tagesausflug vorzubereiten.
» Frank! « , schrie sie.
Sherman drehte sich um. Sein Gesicht zeigte einen überraschten Ausdruck. Seine Hände waren noch mit dem letzten Hemdknopf beschäftigt. » Guten Morgen, Anna. Was ist denn… «
» Es hat geklappt! «
Sherman kniff die Augen leicht zusammen und schaute Anna konzentriert an. » Was hat geklappt? «
» Es hat geklappt! Mit Stiles’ Blut funktioniert es! Ich habe es gestern einer Ratte injiziert. Ich habe sie mit dem Morgenstern-Erreger infiziert. Gerade hab ich ihr eine Blutprobe entnommen, und die Immunreaktion ist… «
Sherman fiel ihr ins Wort. » Hurra! Hurra! Reg dich ab, und sprich langsamer. Was ist jetzt passiert? «
Anna atmete tief durch, um sich abzuregen. » Der experimentelle Impfstoff. Den ich aus Stiles’ Blutprobe kultiviert habe. Es klappt, Frank. Es klappt. Die infizierte Ratte zeigt kein einziges Symptom. Der Erreger ist zwar noch in ihrem Blutkreislauf, aber es hat keine Blutzelle befallen. Sie wehren ihn ab! «
Ein Lächeln legte sich auf Shermans Züge. » Heißt das, wir haben einen Impfstoff? «
Anna holte tief Luft und schaute kurz zu Boden. » Sozusagen. «
Frank musterte sie stirnrunzelnd. » Hat die Sache einen Haken? «
» Ich muss den Impfstoff noch an einem Menschen testen « , erklärte Anna aufgeregt. » Das heißt, auch bei den Ratten muss ich noch eine Tonne Beobachtungen vornehmen. Ratten und Menschen sind nun mal verschieden, auch wenn sie sich ganz schön nahe sind, weswegen wir sie ja auch als Versuchstiere verwenden…Aber ich weiß nicht, woher ich ein menschliches Testobjekt nehmen soll… «
» Frag doch einfach nach einem Freiwilligen « , schlug Sherman vor. » Ich wette, bei uns wirst du jede Menge finden… «
Anna schüttelte den Kopf. » Du verstehst nicht, Frank. Wenn beim Test mit einem Menschen etwas schiefgeht…Wenn er auf den Impfstoff nicht anspricht…Nun, dann… «
Frank beendete den Satz für sie. » Dann würde er einer von denen werden. «
Anna nickte. » Ja « , sagte sie leise.
Eine dritte Stimme, die zuversichtlich und gelassen klang, mischte sich in ihr Gespräch ein.
» Ich weiß, wo wir Freiwillige herkriegen. «
Anna und Sherman wandten sich um. Trevor Westscott stand im Rahmen seiner Zimmertür und nuckelte am Mundstück einer kalten Zigarette. Er hatte eine Hand in der Tasche. Die andere drehte ein Zündholzbriefchen zwischen den Fingern.
» Wen? « , fragte Anna.
Trev deutete mit dem Daumen über seine Schulter, in den Korridor hinein. » Nehmen wir doch die Gefangenen. Vielleicht liegt Brewster doch richtig. Vielleicht gab es doch einen guten Grund, sie leben zu lassen. «
Anna wirkte einen Moment lang unentschieden, doch dann schüttelte sie den Kopf. » Das kann ich nicht machen. «
» Du kannst es nicht? « Trev klang erstaunt. Er kniff die Augen zusammen. » Hast du vergessen, dass diese Typen dir den Lauf einer Knarre an den Kopf gehalten haben? Dass sie Matt umgebracht haben? Dass sie uns alle umgebracht hätten, wenn wir ihnen die Gelegenheit dazu gegeben hätten? Also, ich meine: Nimm sie dir. «
» Das kann ich nicht « , wiederholte Anna. » Es wäre…unethisch. Ich käme mir vor wie…ein KZ -Arzt. Nein, ich brauche einen Freiwilligen. «
Trevor seufzte. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust. » Es wäre viel einfacher, diesen beiden Arschlöchern einfach eins überzubraten. Scheiß der Hund auf ihre Empfindungen. «
Anna schüttelte den Kopf.
Sherman beschloss, das Thema zu wechseln. » Wenn du einen menschlichen Freiwilligen bekommst, wie lange dauert es dann noch, bis du einen verwendbaren Impfstoff hast? «
» Tja, wenn er bei einem Menschen wirkt, ist die Sache schon erledigt. Dann müsste man ihn nur noch herstellen. «
» Und was brauchst du dafür? « , fragte Sherman.
» Ich muss nur einige Antikörper aus Stiles’ Blutprobe kultivieren und in Einzeldosen verbreiten. Ich brauche ein paar Brutkästen und Eier. Hühner? Hör mal, Frank, ich kann dir kaum sagen, wie aufgeregt
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