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Fluch der Toten: Roman (German Edition)

Fluch der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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Munitionsbeutel. Pistole und Holster fehlten. Sie spürte das solide Gewicht der Waffe, die sich in ihre Seite grub. Seit der Ramage – seit Decker – war sie nie weiter als einen Meter von der Pistole entfernt gewesen.
    Andere Gruppenmitglieder hatten während ihrer Vorstöße in die Stadt Dinge zur Verschönerung der Umgebung mitgebracht. Oft hatte es sich um Plakate, Bilder oder Gemälde gehandelt, um den grauen HQ -Wänden ein wenig Farbe zu verleihen. Sherman hatte den Phonographen. Dentons Zimmer war voller Fotokrempel, den er, wenn er wachfrei war, sortierte und reinigte. Jack hatte einen Azetylenbrenner mitgebracht, mit dem er kleine Skulpturen zusammenschweißte. Brewster hatte einen tragbaren CD -Spieler und Lautsprecher gefunden, doch nach einer Nacht voller Metallica-Getöse hatten die anderen ihn gezwungen, sich Kopfhörer zu besorgen. Rebeccas Zimmer wiederum war fast so kahl geblieben, wie sie es bezogen hatte. Sie hatte nur einen Kalender aufgehängt. Seither markierte sie jeden Tag, der verging, ohne dass sie ins Gras biss, mit einem dicken roten X.
    Im Gang war gedämpftes Gelächter zu hören. Es klang nach Allen, dem Seemann. Er hatte sich anscheinend mit den Soldaten angefreundet, denn als sie ihn zuletzt gesehen hatte, hatte er mit Brewster um eine Flasche Schnaps Armdrücken veranstaltet. Die Burschen ließen sich Zeit, bevor sie einliefen; sie erzählten sich Witze und Geschichten. Rebecca hatte nie den Drang verspürt, sich ihnen anzuschließen. Früher einmal, vielleicht; aber jetzt nicht mehr. Es war einfacher, einem Fremden beim Sterben zuzuschauen als einem Freund oder einem Liebhaber.
    Bei diesem Gedanken überfiel ein mulmiges Gefühl ihren Magen, und sie spürte, dass der Atem in ihrer Kehle stockte. Sie hob eine Hand vor den Mund, kniff die Augen fest zusammen und erstickte das Schluchzen, von dem sie wusste, dass es im Anmarsch war. Als das Gefühl vorbei war,entspannte sie sich, streckte sich auf der Liege aus, schlang die Arme um ihre Schultern, zog die Knie an und stierte ins Nichts. Der Mond war aufgegangen und hüllte den Raum in einen stumpfblauen Schein. Eine einzelne Träne lief aus Rebeccas Auge, rann über ihr Gesicht und benetzte das Kissen unter ihrem Kopf. Sie achtete nicht darauf. Sie lag nur da und bemühte sich, an überhaupt gar nichts zu denken.
    ***
    Zwei Schüsse knallten. Rebecca rannte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die Besorgnis hatte sich in ihre Züge eingegraben.
    Die grauen Metallkorridore des Schiffes waren eng, aber gut beleuchtet. Das Summen der Maschinen war stets präsent, doch es konnte den Klang des Gewehrfeuers nicht übertönen. Als sie um die Ecke bog, sah sie General Sherman und eine Gruppe von Soldaten, die vor einer verschlossenen Tür standen. Sie disputierten.
    » Sir, sie könnten trotzdem infiziert sein! « , sagte ein Soldat protestierend.
    Sherman war anderer Meinung. » Macht die Tür auf. Die sind sauber. Und die waren jetzt lange genug da drin. «
    » Ja, Sir. «
    Rebecca eilte zu ihnen hin. » Nein! Macht die Tür nicht auf! Bitte, macht die Tür nicht auf! «
    Die Soldaten überhörten sie einfach. Der Mann, mit dem Sherman sich gestritten hatte, griff nach dem Riegel.
    Rebecca verspürte Panik. » Nein. Nein! Macht nicht auf! Bitte, nicht aufmachen! « Sie packte Shermans Schultern, schüttelte ihn, flehte ihn an. Er schaute der Wache aber nur bei der Arbeit zu und ging nicht auf sie ein. » Bitte! « Ihr war, als existiere sie gar nicht.
    Die Tür schwang auf.
    Ewan Brewster tauchte auf, schweißnass und mit den Nerven fertig, doch ansonsten unverletzt.
    » Endlich! Wenn man eine Woche lang da drin war, ist frische Luft eine schöne Abwechslung! «
    » Nein, nein, nein! « , schrie Rebecca, den Tränen nahe. » Macht die Tür zu! Bitte, macht die Tür zu! «
    Niemand beachtete ihr Flehen. Niemand schaute sie auch nur an. Sie hätte ebenso gut ein Phantom sein können.
    Rebecca schaute auf ihre Hände und sah, dass sie die Pistole mit der Linken umklammert hielt. Ihre Rechte war so fest geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    » Bitte « , sagte sie leise. Ein Teil ihres Ichs wusste, was nun kam. » Schließt bitte die Tür. «
    » Runter! « , schrie einer der Soldaten im Gang. Er riss seine Waffe hoch.
    » Nein « , hauchte Rebecca.
    Hinter Brewster ragte eine Gestalt mit blutunterlaufenen Augen auf und stieß ein animalisches Knurren aus.
    Mit bebenden Lippen spürte Rebecca, dass die Hand, die ihre

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