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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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bebte die Erde. »Rolem« krampfte sich zusammen, streckte sich wieder, und dann war nur noch Bewegung in den Fingern seiner linken Hand. Sie ballten sich zur Faust und streckten sich wieder.
    Ich wendete mich langsam um, und da standen sie alle: Myshtigo und Ellen, Dos Santos mit einer geschwollenen Wange, Rotperücke, George, Rameses und Hasan und die drei Ägypter mit Pflasterverbänden. Ich machte einen Schritt auf sie zu, und sie zogen sich wieder langsam fächerförmig zurück. Angst stieg in ihre Gesichter. Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich bin jetzt wieder ganz in Ordnung«, sagte ich. »Aber laßt mich in Ruhe. Ich werde zum Fluß hinuntergehen und baden.« Ich machte sieben Schritte, und dann muß jemand den Stöpsel herausgezogen haben, denn alles wirbelte um mich herum, und die Welt sauste strudelnd den Abfluß hinunter.
     
    Die Tage, die danach folgten, waren Asche und die Nächte aus Eisen. Das Leben, das meiner Seele entrissen worden war, lag tiefer begraben als alle Mumien, die unter diesem Sand verwesen. Ich vollzog jedoch die Routinehandlungen, die bei der Leitung einer Tour anfallen. Lorel schlug vor, ich sollte jemand anderen bestimmen, der die Tour zu Ende führte, und selbst Urlaub nehmen.
    Ich konnte es nicht.
    Was hätte ich auch tun sollen? In irgendeinem Alten Ort herumhocken und vor mich hinbrüten? Mit leichtsinnigen Reisenden Sauftouren machen? Nein.
    Ich baute »Rolem« auseinander und untersuchte seinen Reglermechanismus. Er war zerbrochen – und das bedeutete, daß entweder ich ihn während der Anfangsphasen unserer Auseinandersetzung zerstört hatte, oder daß es Hasan gewesen war, als er ihn frisiert hatte, um mich lahmzulegen. Wenn es Hasan gewesen war, dann wollte er nicht nur erreichen, daß ich besiegt, sondern, daß ich dabei umgebracht wurde. Und wenn das der Fall war, blieb die Frage, warum? Ich fragte mich, ob sein Auftraggeber wußte, daß ich einst der Karaghiosis gewesen war. Aber selbst wenn er es wußte, warum sollte er den Gründer und ersten Vorsitzenden seiner eigenen Partei töten wollen? Den Mann, der geschworen hatte, daß er nicht ruhig zusehen würde, wie eine Meute blauer Fremdlinge die Erde verramscht und in ein Bordell verwandelt, den Mann, der eine Geheimorganisation aufgebaut hatte, die systematisch den Wert aller Besitztümer auf der Erde, die in der Hand von Weganern waren, auf Null verringerte, der sogar soweit gegangen war, das prächtige Büro der Grundstücksmakler von Taler auf der Insel Madagaskar in die Luft jagen zu lassen – den Mann, dessen Ideale er zu seinen eigenen gemacht zu haben behauptete, auch wenn sie jetzt in friedlichere, legalere Methoden der Grundstücksüberwachung umgeleitet worden waren … Warum sollte er wollen, daß ausgerechnet dieser Mann getötet wurde?
    Folglich hatte er entweder seine Partie verraten, oder er wußte nicht, wer ich war, und verfolgte andere Ziele, als er Hasan auftrug, mich zu killen.
    Oder aber Hasan stand unter dem Befehl einer dritten Person.
    Aber wer könnte das sein? Und wieder die Frage, warum?
     
    George sprach mir als erster sein Mitgefühl aus.
    »Es tut mir sehr leid, Conrad«, sagte er und schaute an meinem Arm vorbei, dann in den Sand hinunter, dann kurz in mein Gesicht herauf.
    Er wird nervös, wenn er etwas Menschliches ausdrücken muß, und möchte dann davonlaufen. Ich konnte es an seinem Benehmen ablesen. Es ist sehr zweifelhaft, ob er sich viele Gedanken über die Eskapade macht, die Ellen und ich uns den ganzen vergangenen Sommer über geleistet hatten. Seine Leidenschaften nahmen gewöhnlich vor der Tür des Biolaboratoriums ein Ende.
    Und Ellen selbst – obwohl durchaus zu heftigen Gefühlen fähig – ist und bleibt die Aufziehpuppe mit dem verkorksten Mechanismus. Irgendwas macht krack, ehe sie ihre Gefühle in Aktion umsetzen kann, und am nächsten Tag sind ihre Gefühle ebenso stark auf eine neue Sache ausgerichtet. Sie hätte mich im Port fast erwürgt, und für sie war diese Affäre damit erledigt. Ihr Beileid drückte sie etwa so aus:
    »Conrad, du weißt wirklich nicht, wie leid mir das alles tut! Wirklich! Ich habe sie ja nie kennengelernt, aber ich weiß, wie dir zumute sein muß!« Ihre Stimme glitt die Tonskala hinauf und hinunter.
    Hasan trat neben mich, als ich dastand und über den plötzlich angeschwollenen schlammigen Nil starrte. Wir standen so eine Weile stumm da, dann sagte er: »Deine Frau ist gegangen, und dein Herz ist schwer. Worte machen die Bürde

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