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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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schleuderte einen Stein, soweit ich konnte. Dann einen zweiten. Unsere Gleiter sollten am folgenden Tag in unser Lager eingeflogen werden, wir würden nach Athen fliegen und nur in New Cairo anhalten, um Rameses und die drei anderen abzusetzen. Ich war froh darüber, Ägypten zu verlassen. Das Land schlug mir schon richtig auf den Magen.
    Dann kam Phils Anruf aus dem Port, und Rameses rief mich in das Funkzelt.
    »Ja?« sagte ich zu dem Radio.
    »Conrad, hier spricht Phil. Ich habe gerade die Elegie für sie geschrieben und möchte sie dir vorlesen.«
    »Bitte, Phil, ich bin nicht am Trost der Dichtkunst interessiert. Nicht im Augenblick jedenfalls. Später einmal, vielleicht …«
    »Diese Elegie ist keines meiner Verlegenheitsprodukte.«
    Meine Hand schwebte über dem Kippschalter, hielt inne, griff dann statt dessen nach einer von Rameses’ Zigaretten.
    »Schön, schieß los. Ich höre zu.«
    Das tat er denn auch, und die Sache war wirklich nicht schlecht. Ich erinnere mich nicht mehr an viel. Ich erinnere mich nur noch an diese klaren Worte, die um die halbe Erde herum zu mir drangen, und ich stand da und war innerlich und äußerlich voller offener Wunden, während ich sie hörte. Phil beschrieb die Vorzüge der Nymphe, nach der Poseidon sich gesehnt, die er aber an seinen Bruder Hades verloren hatte. Er rief dann alle Elemente auf, mit ihm zu trauern. Während Phil deklamierte, reiste mein Gehirn in der Zeit zurück zu jenen zwei glücklichen Monaten auf Kos, und alles, was seither geschehen war, war ausgelöscht.
    Und dann war er zu Ende und räusperte sich ein paarmal, meine Insel versank vor meinem Blick und nahm diesen Teil von mir fort, denn das war alles Vergangenheit.
    »Danke, Phil«, sagte ich. »Das war sehr hübsch.«
    »Ich freue mich, daß du es angemessen findest«, antwortete er. Dann: »Ich fliege heute nachmittag nach Athen. Ich möchte mich dort gern eurer Tour anschließen, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Aber keineswegs«, gab ich zurück. »Darf man trotzdem erfahren, warum?«
    »Ich habe beschlossen, Griechenland noch einmal zu sehen. Und da du dort sein wirst, wird es ein bißchen sein wie in alten Zeiten. Ich möchte gern einen letzten Blick auf ein paar der Alten Orte werfen.«
    »Das klingt ziemlich endgültig, wie du das so sagst.«
    »Nun, ich habe die S-S-Behandlung so weit ausgedehnt, wie es nur ging. Ich bilde mir ein, ich kann spüren, wie die Hauptfeder jetzt langsam abläuft. Vielleicht verkraftet sie es, daß man sie noch ein paarmal aufzieht, vielleicht auch nicht. Wie dem auch sei, ich will Griechenland noch einmal sehen, und ich habe das Gefühl, daß dies meine letzte Chance ist.«
    »Ich bin sicher, du irrst dich, aber wir werden morgen abend alle gegen acht im ›Gartenaltar‹ speisen.«
    »Schön. Ich komme dann.«
    »Abgemacht.«
    Ich nahm eine Dusche und rieb mich mit Wundsalbe ein, dann zog ich saubere Kleider an. Ich hatte immer noch an mehreren Stellen Schmerzen, aber wenigstens fühlte ich mich sauber. Dann suchte ich den Weganer auf, der soeben das gleiche getan hatte wie ich, und nagelte ihn mit einem unheilverkündenden Blick fest.
    »Verbessern Sie mich, falls ich mich irre«, bemerkte ich, »aber einer der Gründe, warum Sie wollten, daß ich die Leitung über diesen Trip übernehme, war mein hohes Überlebenspotential. Stimmt das?«
    »Das trifft zu.«
    »Bislang habe ich mein möglichstes getan, es nicht nur beim Potential zu belassen, ich habe es vielmehr aktiv eingesetzt, um das allgemeine Wohlbefinden meiner Gruppe zu heben.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie das taten, als Sie die gesamte Gruppe im Alleingang attackierten?«
    Ich wollte ihn gerade bei der Kehle packen, überlegte es mir aber anders und ließ die Hand sinken. Ich wurde von einem Flackern der Angst belohnt, das seine Augen größer werden und seine Mundwinkel zucken ließ. Er trat einen Schritt zurück.
    »Ich werde das überhören«, erklärte ich. »Ich bin nur hier, um Sie dorthin zu geleiten, wohin Sie wollen, und um aufzupassen, daß Sie mit heiler Haut wieder zurückkommen. Sie haben mich heute morgen vor ein nettes Problemchen gestellt, als Sie sich als Boadilköder anboten. Lassen Sie sich die Warnung zu Herzen gehen: man steigt nicht in die Hölle, um sich dort am Feuer eine Zigarette anzuzünden. Wenn Sie allein irgendwohin weggehen wollen, vergewissern Sie sich zunächst einmal, ob Sie auf sicherem Gelände sind.« Er schaute zur Seite. »Wenn das nicht der Fall ist«,

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