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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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fuhr ich fort, »dann nehmen Sie sich eine bewaffnete Begleitung mit – da Sie sich ja weigern, selbst Waffen zu tragen. Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen. Wenn Sie keine Lust haben mitzuspielen, dann sagen Sie mir das gleich jetzt, dann besorge ich Ihnen einen anderen Führer. Lorel hat das sowieso schon vorgeschlagen … Also, wie steht’s?« fragte ich.
    »Hat Lorel das wirklich gesagt?«
    »Ja.«
    »Wie sonderbar … Nun, selbstverständlich ja. Ich werde mich an Ihre Aufforderung halten.«
    »Na, phantastisch. Sie sagten, Sie wollten das Tal der Königinnen heute nachmittag noch einmal besichtigen. Rameses wird Sie hinbringen. Ich habe keine Lust, Sie selbst zu begleiten. Wir brechen morgen früh um zehn von hier auf. Seien Sie dann bereit.«
    Dann ging ich langsam weg, wobei ich darauf wartete, daß er etwas sagte.
    Aber er sagte keinen Ton.
     
    Spät abends bewaffnete ich mich und ging ein bißchen frische Luft schnappen.
    Ich hörte Stimmen, als ich mich dem östlichen Bereich des Warnkreises näherte, deshalb setzte ich mich im Finstern nieder, lehnte meinen Rücken gegen einen größeren Felsblock und versuchte zu lauschen. Ich erkannte die vibrierenden Diminuendi der Stimme Myshtigos, ich wollte hören, was er sagte.
    Es ging aber nicht.
    Sie waren ein bißchen zu weit entfernt, und die Akustik in der Wüste ist nicht immer die allerbeste. Ich saß da und strengte mich mit dem Teil von mir an, der hört, und es passierte, wie es manchmal vorkommt:
    Ich saß auf einer Decke neben Ellen. Mein Arm lag um ihre Schulter. Mein blauer Arm …
    Alles verschwand wieder, als ich vor dem Gefühl zurückschreckte, ein Weganer zu sein – selbst wenn es nur durch pseudotelepathische Wunscherfüllung geschah –, und ich hockte wieder gegen meinen Felsen gelehnt.
    Ich fühlte mich allerdings einsam, und Ellen war mir weicher vorgekommen als mein Felsen, und neugierig war ich auch noch.
    Also befand ich mich wieder dort und beobachtete …
    »… kann sie von hier aus nicht sehen«, sagte ich gerade, »aber die Wega ist ein Stern Erster Größe und steht in dem Bild, das eure Leute die Konstellation Leier nennen.«
    »Wie ist es auf Taler?« fragte Ellen.
    Es kam eine lange Pause. Dann:
    »Bedeutungsvolles ist oft am schwersten zu beschreiben. Und besonders schwer ist es, etwas verständlich zu machen, wofür es bei der Person, zu der man spricht, kein Äquivalent gibt. Taler ist nicht wie die Erde. Es gibt dort keine Wüsten. Die ganze Welt ist eine einzige Kulturlandschaft. Aber … Lassen Sie mich die Blüte aus Ihrem Haar nehmen. Hier. Betrachten Sie sie. Was sehen Sie?«
    »Eine hübsche weiße Blüte. Das ist der Grund, warum ich sie gepflückt und mir ins Haar gesteckt habe.«
    »Aber es ist keine hübsche weiße Blüte. Jedenfalls nicht für mich. Ihre Augen nehmen Licht mit Wellenlängen zwischen 4000 und 7200 Ångström-Einheiten auf. Die Augen der Weganer schauen tiefer zum Beispiel in den Ultraviolett-Bereich, bis zu etwa 3000. Wir sind blind für die Farbe, die Sie hier als ›rot‹ bezeichnen, doch auf dieser ›weißen‹ Blüte kann ich zwei Farben sehen, für die es in Ihrer Sprache keinen Ausdruck gibt. Mein Körper ist von Mustern überzogen, die Sie nicht sehen können, doch sie sind den Mustern der anderen Mitglieder meiner Familie ähnlich genug, daß jeder Weganer, der mit der Shtigo-gens vertraut ist, bei der ersten Begegnung meine Familie und meine Provinz nennen könnte. Manche unserer Gemälde wirken für irdische Augen grell oder sogar so, als bestünden sie nur aus einer einzigen Farbe – gewöhnlich blau –, weil die Feinheiten für Menschenaugen unsichtbar sind. Große Teile unserer Musik würden Ihnen vorkommen, als enthielten sie endlose lange Pausen, Pausen, die in Wirklichkeit voll Musik sind. Unsere Städte sind sauber und logisch angeordnet. Sie fangen tagsüber Licht auf und halten es bis lange in die Nacht fest. Es sind Orte langsamer Bewegung, ausgefüllt mit angenehmen Geräuschen. Mir bedeutet das viel, aber ich weiß nicht, wie ich es einem Menschen beschreiben soll.«
    »Aber Menschen von der Erde leben doch auf Ihren Welten …«
    »Aber sie sehen, hören oder fühlen sie nicht wirklich, wie wir. Uns trennt ein Abgrund, den wir akzeptieren und begreifen, nicht aber wirklich überbrücken können. Und deshalb kann ich Ihnen nicht sagen, wie Taler ist.«
    »Trotzdem würde ich es gern sehen. Ich glaube, ich würde sogar gern dort leben.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie

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