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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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daß tatsächlich jemand vor ihm stand. Er ließ die Hände sinken und machte sich frei. Dann holte er unter seinem Mantel eine lange Stilett-klinge hervor.
    Obersie tatsächlichgegenDonodersonstjemanden benutzt hätte oder nicht, ist eine hypothetische Frage, denn Myshtigo stopfte gerade in diesem Augenblick seinen Daumen in die Colaflasche und hieb sie Hasan hinter das Ohr, ich wand ihm das Stilett aus den Fingern, und dann trank Myshtigo seine Cola aus.
    »Interessante Zeremonie«, bemerkte der Weganer. »Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß dieser Riesenkerl so tief verwurzelte religiöse Gefühle mit sich herumschleppt.«
    »Das beweist nur wieder einmal mehr, daß man sich einer Sache oder eines Menschen nie zu sicher sein kann, nicht wahr?«
    »Ja.« Er deutete auf die Zuschauer. »Alles Pantheisten, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Primitive Animisten«, sagte ich.
    »Worin liegt der Unterschied?«
    »Nun, die Colaflasche, die Sie eben ausgetrunken haben, wird auf den Altar gestellt werden, sie wird ein Gefäß für Angelsou werden, da sie in enge mystische Berührung mit dem Gott gekommen ist. So würde es jedenfalls ein Animist sehen. Ein Pantheist würde wahrscheinlich ärgerlich sein, daß da jemand unaufgefordert zu seinen Zeremonien kommt und Unruhe stiftet, wie wir es gerade getan haben. Ein Pantheist könnte sich dazu veranlaßt fühlen, die Eindringlinge Agué Woyo, dem Meeresgott, zu opfern, indem er ihnen allen den Schädel einschlägt und sie vom Dock ins Meer wirft.«
    In Wirklichkeit war es natürlich nicht ganz so schlimm, aber ich wollte ihm einen kleinen Schrecken einjagen.
    Nachdem ich uns entschuldigt und gute Nacht gesagt hatte, hob ich Hasan auf. Er war völlig hinüber, und ich war als einziger stark genug, ihn zu tragen.
    Dos Santos sagte neben mir: »Vielleicht hatten Sie recht, wir hätten vielleicht doch besser nicht mitkommen sollen.«
    Ich gab mir nicht die Mühe, ihm zu antworten, aber Ellen, die vor uns neben Myshtigo ging, blieb stehen, drehte sich um und sagte: »Quatsch. Wenn Sie nicht mitgekommen wären, dann hätten wir den dramatischen Alleingang des Zeltmachers versäumt.« Ich war mittlerweile in ihrer Reichweite, und sie schoß mit beiden Händen nach vorn und packte mich an der Kehle. Sie drückte nicht zu, aber sie schnitt fürchterliche Grimassen. Dann sagte sie: »Ich bin von Angelsou besessen, und deine Zeit ist um!« Dann lachte sie.
    »Laß meine Gurgel los, oder ich werfe mit diesem Araber nach dir«, sagte ich.
    Dann, eine Sekunde ehe sie mich losließ, drückte sie ein wenig fester zu, und dann hing sie wieder an Myshtigos Arm, und wir zogen weiter.
    »Entsetzlich interessant«, sagte Rotperücke. »Mir war ganz komisch. Wie wenn irgendwas in mir drin mit ihnen getanzt hätte. Merkwürdiges Gefühl war das. Ich hasse nämlich Tanzen in jeder Beziehung.«
    Gerade da begann Hasan zu stöhnen und seine Muskeln zu verkrampfen, und ich verspürte einen scharfen Schmerz in der Schulter.
    Ich setzte ihn auf einer Treppe ab und filzte ihn. Ich entdeckte zwei Wurfmesser, ein zweites Stilett, ein Balanciermesser, ein Bowiemesser, Würgeschlingen aus Draht und einen kleinen Metallbehälter mit verschiedenen Pulvern und Fläschchen voller Flüssigkeiten, die ich nicht allzu genau zu untersuchen wagte. Das Balanciermesser gefiel mir, und so behielt ich es.
     
    Spät am nächsten Nachmittag – man könnte es schon Abend nennen – »kidnappte« ich den alten Phil. Ich war entschlossen, ihn als Eintrittsprämie in die Suite von Dos Santos im Royal zu benutzen. Die RADPOLS verehren Phil immer noch als eine Art Tom Paine der Rückkehrbewegung, obwohl er sich schon vor über einem halben Jahrhundert davon distanziert hatte, damals als er sich mit Mystizismus und Respektabilität behängte. Und wenn auch sein Ruf der Erde wahrscheinlich tatsächlich das beste Buch ist, das er je geschrieben hat, so hat er doch auch die Charta der Rückkehr entworfen, die den ganzen Ärger in Gang setzte, genau wie ich ihn haben wollte. Er mag es heute noch so oft dementieren, aber er war damals ein Unruhestifter, und ich bin relativ sicher, daß er auch heute noch all die Lobesworte sorgfältig abheftet, die ihm diese Haltung weiterhin einbringt.
    Abgesehen von Phil hatte ich noch einen Vorwand: daß ich mich nämlich erkundigen wollte, wie es Hasan nach dem bedauernswerten Hieb gehe, den er im Hounfor abbekommen hatte. In Wirklichkeit wollte ich nur eine Gelegenheit finden, um

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