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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Erwachsener, der noch nicht genügend gelernt, gelesen, erlebt hatte; ein unfertiger Mensch, den man am besten sich selbst überließ, um vielleicht irgendwann nachzuschauen, was aus ihm geworden war. Gowers konnte nicht verstehen, warum sich so viele Menschen, Schriftsteller zumal, in diesen erbärmlichen Zustand zurückwünschten. Die Befragung einiger Schulkameraden von Mairie und Jonathan bestätigte ihn in dieser Ansicht: Die Kinder verhielten sich wie Idioten. Ihre Angaben widersprachen einander ganz offen und machten sie unbrauchbar. Einigkeit herrschte lediglich darin, dass Jonathan in der Schule erzählt hatte, ein schwarzer Riese umschleiche seit einigen Nächten das Haus; aber ob der einen Schlapphut oder eine Kapuze trug, war schon wieder umstritten.
    Gowers gab es auf, seine Ermittlungen in diese Richtung auszuweiten. Viel interessanter war, dass es auch nach vier Tagen keine Forderung gab. Nun ist eine Entführung, wie jede riskante Spekulation, mit Kosten verbunden, mit Aufwand, Personal, Logistik. Die Kinder mussten versteckt, bewacht, versorgt werden, mussten essen und ihre Notdurft verrichten. Und all das geschah
nun schon seit vier Tagen, ohne dass nach einer Gegenleistung gefragt worden war, und das brachte Gowers auf den Gedanken, dass der »Mehrwert« möglicherweise kein finanzieller war.
     
    »Haben Sie Feinde, Sir?« Gowers saß im Salon des wohlhabenden Reeders diesmal dem Ehepaar Maguire gegenüber, denn ein zweites Mal hatte sich die gut zwanzig Jahre jüngere Gattin seines Klienten nicht davon abhalten lassen, dem Gespräch beizuwohnen. Den Amerikaner verunsicherte das nicht, aber es lenkte ihn ab, denn auf den ersten Blick sah er, woher Mairie Maguire ihr schönes blondes Haar hatte.
    »Feinde«, antwortete Maguire einen Augenblick zu langsam. »Natürlich habe ich Konkurrenten, Mr. Gowers. Aber das sind Ehrenmänner und keiner von ihnen …«
    »Sag es ihm, Robert!«, unterbrach ihn seine Frau, und Gowers wusste, dass er auf der richtigen Fährte war.
    »Nun, es ist ja schließlich keine Schande«, sagte der Reeder daraufhin, wobei er seinen Worten zum Trotz errötete. »Und auch kein Geheimnis: Ich bin als Deportierter in dieses Land gekommen, Mr. Gowers. Ich war siebzehn Jahre alt und hatte gestohlen. Aber ich bin nicht vor dem Gesetz davongelaufen, nein, Sir! Ich habe meine Strafe abgebüßt und, nachdem ich frei war, als Gehilfe eines Schiffszimmermanns angefangen. Auf dem Holzplatz!« Maguire reckte den Kopf so hoch, als müsse er ihn über Wasser halten, und machte eine stolze, ausladende Handbewegung. »Alles, was ich bin und was Sie hier sehen, habe ich ehrlich und aus eigener Kraft erworben. Mir hat niemand etwas geschenkt, aber mir musste auch niemand was schenken, Mr. Gowers!«
    Elizabeth Maguire, erst wenig über die dreißig und auffallend hübsch, legte bei diesen Worten ihre Hand auf den Arm ihres Mannes. Der Amerikaner, der gewohnt war, immer das Schlechteste von einem Menschen zu denken, und angenommen hatte, dass sich auch hier, damals, vor fünfzehn Jahren, ein
hübsches junges Ding einen reichen Kerl geangelt hatte, wusste in diesem Moment, dass die Liebe vor ihm saß, und senkte beschämt den Kopf.
    »Gibt es jemanden in Ihrer Vergangenheit, der Ihnen übelwill? Ist vielleicht irgendwann einmal jemand aufgetaucht, der … wie soll ich sagen, Sie daran erinnert hat, woher Sie kommen?«
    Der Reeder schnaubte verächtlich. »Als ich noch in Sydney war, habe ich gelegentlich solche Leute angestellt, ehemalige Deportierte. Einer von diesen Kerlen, ein gewisser Blampin, ist tatsächlich vor einem Vierteljahr hier aufgetaucht und wollte mich erpressen.«
    »Wie lange sind Sie in Melbourne?«
    »Seit mehr als zwanzig Jahren.«
    »Und wissen die Leute hier, woher Sie kommen?«
    Maguire hatte in den letzten Minuten seine Selbstsicherheit wiedergewonnen. »Ich hab’s nicht an die große Glocke gehängt, aber ich habe auch keinen Hehl daraus gemacht, wenn Sie das meinen.«
    »Also haben Sie sich von Blampin auch nicht erpressen lassen?!«
    Der Reeder lachte. »Natürlich nicht. Ich habe ihm …« Im letzten Moment fiel ihm ein, dass seine Frau anwesend war. »Ich habe ihn zum Teufel gejagt, Mr. Gowers.«
    »Ist dieser Blampin noch in Melbourne?«, fragte der Investigator.
    »Ja.« Wieder klang die solide Verachtung des Selfmademans in Maguires Antwort durch. »Er arbeitet für Harewood.« Er schüttelte den Kopf. »Ausgerechnet!«
    »Sir?« Gowers verstand nicht.
    »Jacob

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