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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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Komik. Nur Dick Willoughby war es peinlich, dass die Sklavinnen auf der Plantage seines Vaters dann wissen würden, was er einem Mann antat, der ihm als Junge das Angeln beigebracht hatte.
    »Das verbiete ich!«, sagte er. Aber der Gedanke an die Frauen hatte Bonneterre ohnehin auf eine neue Idee gebracht.
    »He, Nat«, sagte er. »Was hältst du davon, wenn wir uns deine Kinder vornehmen? Zwei kleine Mädchen, nicht wahr?« Seine Augen glitzerten.
    »Hörst du schlecht?«, rief Willoughby. »Das verbiete ich!«
    »Dick«, entgegnete Bonneterre entwaffnend ruhig. »Willst du, dass dieser Nigger redet, oder willst du es nicht?«
    »Nicht die Kinder, Sir«, hechelte Nathan in die ratlose Pause, die entstanden war. »Nicht die Kinder, bitte. Ich rede, ich …« Er verlor erneut das Gleichgewicht, und sein Körper kreiselte am Seil, das linke Bein auf dem Sägebock.
    »Und wir hören, Nat«, antwortete Bonneterre mit höflicher Ironie, aber nicht wenig von seinen eigenen Fähigkeiten als »Niggerbreaker« beeindruckt. Er hatte noch jeden Sklaven kleingekriegt, zuletzt immer bekommen, was er wollte. Er gehörte einfach einer überlegenen Rasse an. Warum nur fiel es den Niggern so schwer, das einzusehen? Wieso ließen sie sich erst quälen? Sie hatten doch so offensichtlich keine Chance: hier der gebildete weiße Mann, da der Neger, der nicht lesen und schreiben konnte und sich im Grunde verhielt wie ein trotziges, rotziges Kind! Er hätte sich all das ersparen können. Obwohl das natürlich langweiliger gewesen wäre. Denn andererseits machte es Desmond Bonneterre auch Spaß, den Willen eines solchen schwarzen Viehs zu zerbrechen wie ein Streichholz. »Also?«, fragte er.
    Nathan weinte; im Vorgeschmack seines Verrats, glaubten die jungen weißen Männer. Aber er wusste es besser und hatte seinen letzten verzweifelten Plan bereits gefasst. »Runter, bitte«, keuchte er. »Lassen Sie mich runter, Sir, und ich will alles sagen!«
    Dagegen war nichts einzuwenden, ein vernünftiger Vorschlag. Und bei Bedarf könnte man den Sklaven ja jederzeit wieder aufhängen.
    »Warum nicht gleich so?«, knurrte Bonneterre und machte sich an dem Seil zu schaffen, mit dem sie Nathan an den Deckenbalken der Scheune gehängt hatten. Cheever und Huggins hielten jetzt die Beine des Negers, damit der Zug nachließ und der Knoten sich lösen konnte. Dann ging alles sehr schnell. Nathan schob seine Zunge, so weit er konnte, durch zwei kräftige Zahnreihen, und als ihn nur noch die beiden jungen Männer auf dem Sägebock hielten, ließ er sich plötzlich nach vorn fallen, landete auf seinem Gesicht und biss sich die Zunge bis auf ein kleines Stückchen am Rand vollständig ab.
    Vor Schmerz verlor er das Bewusstsein, vielleicht hatte er sich auch den Schädel gebrochen. Es kam nicht mehr darauf an.

19.
    »Zeigen Sie mir den Brief«, sagte John Gowers, und der unglückliche Reeder Robert Maguire, der schwer atmend vor ihm saß, händigte ihm das Schreiben aus. Wir haben Ihre Kinder , stand in kleinen, zitternden Buchstaben auf dem fleckigen Papier, das zwei Tage zuvor unter der Tür des Reeders durchgeschoben worden war. Verhalten Sie sich ruhig, und warten Sie unsere Forderungen ab! »Sind seither irgendwelche Forderungen gestellt worden?«, fragte Gowers.
    Maguire schüttelte den Kopf. »Nein, aber heute Morgen lag das auf unserer Schwelle.« Er reichte Gowers ein etwa kohlkopfgroßes, aber erstaunlich leichtes Bündel. Der Amerikaner schaute hinein und zog dann eine Handvoll goldblonder Locken aus dem schäbigen, schmutzigen Tuch.
    »Ich nehme an …«
    »Das Haar meiner Tochter«, sagte Maguire mit brüchiger Stimme, und Tränen stiegen ihm in die Augen. »Mairie! Wer tut einem jungen Mädchen so etwas an?!« Angst und Wut mischten sich in seinem Gesicht, und es schien keineswegs sicher, welches dieser beiden Gefühle letztlich die Oberhand gewinnen würde.
    »Wie alt ist Ihre Tochter?«, fragte Gowers.
    »Vierzehn. Noch ein Kind, Mr. Gowers, ein Kind!«
    »Und Ihr Junge?«
    »Jonathan wird im nächsten Monat elf.« Ein Hauch Verachtung schwang jetzt in der Stimme des Reeders mit. »Was sind das für Leute, die auf Kinder losgehen?!«
    »Entführer sind immer Feiglinge.« John Gowers gab nun endlich die Antwort, die sein Klient offensichtlich hören wollte, fügte aber nach wenigen Sekunden hinzu: »Das macht sie so gefährlich.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Maguire, in der Bestätigung seiner Ansichten gleich wieder erschüttert.
    »Nun,

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