Fluch per Mausklick (German Edition)
inzwischen angefangen, die gesamte Gemeinde mit dem Opferblut zu besprengen. Das musste Fido angelockt haben. Nun stellte sie jedoch die Schale weg, um sich um einen neuen Besessenen zu kümmern. Ein hechelnder älterer Herr bewegte sich unruhig in gefährlicher Nähe zum Campingkocher. Fido nutzte die Chance und leckte das Opfergefäß aus. Die Mischung aus Hühnerblut und Schnaps schien im bestens zu munden. Außerdem mischte sich nun seine durchdringende Stimme in das allgemeine Ritualgejaule – wobei ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass sie das Gesamtklangbild verbesserte. Als die Mambo auf Fido zutanzte, reagierte er mit ekstatischem Wedeln. Der Alkohol schien ihn zu ganz neuen Bauchtanzvariationen anzuregen. Und dann wälzte er sich auch noch auf einem der Bodenbilder.
»Der Geist ist in ihm!«, schrie die Frau, in der sich vorhin Lenmba Zawo personalisiert hatte. »Papa Legba, willkommen, Papa Legba!«
Papa Legba schien im Voodoo-Bereich eine große Nummer zu sein, denn sofort hatte Fido die allgemeine Aufmerksamkeit. Der Köter – er hatte Bewunderung immer geliebt – zuckte vor Wonne. Sein Vorderteil wogte im Takt seines Jaulens, das Hinterteil zitterte, und der Schwanz fegte zuerst ein paar Kerzen vom Boden und erledigte dann den Campingkocher. Ich konnte den Ausbruch eines Brandes gerade noch verhindern, während die begeisterte Gemeinde die Opferschale wieder mit Clairin füllte. Fido leerte die Schüssel bis auf den letzten Tropfen. Wenn ich das Angela erzählte! Fünfhundert Euro dafür, dass sie mir den Hund besoffen machten!
Bevor ich mich aufraffen konnte, die Sache endlich zu beenden, erschien die Mambo neben mir.
»Jetzt, Kindchen! Jetzt ist die Zeit gekommen. Sagen Sie Papa Legba Ihre Beschwörung!«
Es war mir mehr als peinlich, mit meinem Anliegen vor den jaulenden Fido zu treten. Aber andererseits hörte der sich meine Flüche schon seit Wochen an. Was war also dabei? Und ich würde hier kaum herauskommen, bevor ich mein Ritual nicht anständig beendet hatte.
»Und achte auf deine Worte, Kind … Denk daran, dass du einen mächtigen Strahl aussendest, der deine Freunde segnen und deine Feinde töten kann …«
Ich bekam ein bisschen kalte Füße. Umbringen musste ich sie vielleicht nicht gleich … Eigentlich wollte ich hier nur noch raus, möglichst bevor Fido sich übergab.
»Also: Ich will, dass Robin Anrainer mir endlich meine Wohnung zurückgibt – und seine Agentur soll Pleite machen! Und Mariella Lefebre soll von allen bösen Voodoo-Geistern besessen werden!«
Da war es heraus. Ein paar der nächststehenden Voodoo-Adepten gaben besonders beim letzten Fluch ein paar sorgenvolle Ohs und Ähs von sich, aber ich hoffte, endlich fliehen zu können.
»Lösch noch die Kerzen, Kind. Und warte, bis der Geist den Körper verlässt.«
Das ging relativ schnell, Fido wurde müde. Als die Lichter ausgingen, fiel auch der Hund in sich zusammen. Den anderen Besessenen schien es ähnlich zu gehen, aber das war mir egal. Ich zog Fido auf die Beine und strebte zum Ausgang.
»Deine Spende, Kind«, erinnerte mich die Mambo noch sanft und verwies auf einen Korb am Eingang des Humfó.
Ich ließ meine fünfhundert Euro hineinfallen, dann war ich endlich im Freien. Da mein Kopf voller Zuckerrohrschnaps war, nahm ich ein Taxi, in dem Fido sich umgehend übergab. Der Fahrer forderte fünfzig Euro für die Reinigung. Ich schwor mir, dass dies das letzte Geld war, das ich jemals in Voodoo investieren würde.
Während der nächsten vier Wochen besuchte ich fleißig Dr. Paulus und brachte ihn dazu, endlich die Räumungsklage einzureichen. Ich begann, mit Fido auf den Hundeplatz zu gehen, um ihm vielleicht doch noch so etwas wie Manieren beizubringen. Er nutzte die Chance, seine Gene weiterzugeben – schon bei den ersten fünf Besuchen beglückte er drei Hündinnen. Beim sechsten Training traf ich schließlich Lizzie. Verwundert sprach ich sie an:
»Nanu, Sie hier, um diese Zeit?« Es war heller Vormittag; ich selbst hatte mir wegen eines Zahnarzttermins freigenommen.
»Ja, ich feiere noch Resturlaub ab«, erklärte Robins Sekretärin. »Und suche nach einem neuen Job. Die Agentur ‚Hood’ wird doch aufgelöst. Wussten Sie das etwa nicht? Ach ja, ich hörte schon, dass Herr Anrainer und Sie sich getrennt haben.«
In den nächsten Minuten erzählte sie mir von ein paar geplatzten Aufträgen und dem Ausbleiben der wichtigsten Kunden. Eine kleine Werbeagentur wie unsere war durch so
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