Fluch per Mausklick (German Edition)
etwas leicht in die Knie zu zwingen. Ein paar Misserfolge, und die Sache war gelaufen. Ich warf einen Blick auf Fido, der sich gerade ekstatisch wedelnd um Lizzies Rottweilerhündin bemühte. Beim Anblick seines Ganzkörpereinsatzes fiel mir die Voodoo-Zeremonie wieder ein, die ich inzwischen fast verdrängt hatte. Nein, das musste ein Zufall sein! Ich wünschte Lizzie viel Glück bei der Jobsuche und trennte die Hunde, bevor Fido der Hündin die Unschuld nahm.
Am Nachmittag ereilte mich dann die nächste Überraschungsmeldung. Frau Krieger rief in der Agentur an.
»Frau Langer, endlich! Es war schwer genug, Sie zu finden! Aber so kann das nicht weitergehen. Der Flur muss gewischt werden, Sie haben eine Verpflichtung. Und was Ihre Pflanzen angeht – ich trau mich da nicht mehr rein, in den Sündenpfuhl! Den müssen Sie schon selber ausräuchern. Jedenfalls würde ich mir sehr wünschen, dass Sie den Schlüssel endlich abholen!«
»Den Schlüssel … doch nicht den zu meiner Wohnung?«, stammelte ich.
»Welchen denn sonst? Ihr Mann ist vor einer Woche ausgezogen. Zustände sind das! Aber ich habe es gleich zu meiner Schwester gesagt: Diese wilden Ehen, da liegt kein Segen drin. Und dann dieses Mädchen …«
Ich hielt den Hörer ein bisschen vom Ohr weg und ließ sie zetern. Schließlich versicherte ich ihr, dass ich die Verantwortung für meine Kakteen und die Reinigung des gemeinsamen Hausflurs gleich am Abend wieder übernehmen würde. Ich schwebte durch den Rest des Nachmittags und konnte mich kaum zurückhalten, Dr. Paulus schon mal zu kündigen. Aber einige von Frau Kriegers Bemerkungen machten mich doch etwas nervös. Vielleicht würde ich den Anwalt noch brauchen …
Nach Büroschluss stürmte ich zu meinem Haus.
»Und mein Ma… Herr Anrainer, der ist einfach so gegangen?«, fragte ich Frau Krieger, als sie mir den Schlüssel übergab.
»Einfach so gegangen?« Aus Frau Kriegers Stimme klang alle Empörung der aufrechten Bürgerin. »Na, so kann man das auch nennen. Drei Mal hatten wir die Polizei hier, wegen ruhestörenden Lärms. Diese Kleine, die er da bei sich hatte, schien in der letzten Zeit Orgien zu feiern. Satanskult, meinte meine Schwester. Alles Satanisten! Lebende Hühner haben die angeschleppt, das müssen Sie sich mal vorstellen! Und die Leute, die rauskamen, hatten Blut an den Schuhen! Ich sage Ihnen, Frau Langer, da sollten Sie nicht allein reingehen … Womöglich finden Sie noch Leichen. Soll ich gerade mitkommen?«
Neugier, dein Name ist Krieger.
»Nein, lassen Sie mal, vielen Dank«, murmelte ich. »Ich habe ja den Hund dabei.«
Fido freute sich riesig, wieder zu Hause zu sein, und produzierte bereits die ersten Pfützen.
In der Wohnung fanden wir natürlich keine Leichen, dafür aber tatsächlich ein paar Blutflecken auf dem Sofa. Außerdem roch es nach Weihrauch und Zuckerrohrschnaps.
»Mariella Lefebre möge von alle bösen Voodoo-Geistern besessen werden.«
Mein Fluch! Inzwischen war kein Irrtum mehr möglich. Wie es aussah, hatte ich Mama Laya und Papa Legba einiges abzubitten. Und Fido. Ich öffnete eine Hundefutterdose und begann zu lüften.
Der Weihrauchdampf dürfte sich rasch verziehen. In Fidos Umfeld hielten sich Fremdgerüche nie sehr lange. Das Sofa würde ich allerdings auswechseln. Das war immer noch billiger als Dr. Paulus’ Honorar.
Ein paar Tage später fand ich Mariellas Anzeige unter »Verschiedenes« in der Tageszeitung:
»Die Macht des Voodoo – Original Haiti-Mambo setzt die Kräfte der Unterwelt für Sie frei. Warten Sie nicht länger, erfüllen Sie Ihre geheimsten Wünsche!«
Klassischer Fall von »Machen Sie das Beste aus Ihrem Fluch!« Mariella schien sich mit den Voodoo-Geistern prächtig arrangiert zu haben.
Ihre Geschäfte liefen auch großartig an. Jetzt, ein paar Monate später, bezeichnet Robin sich als ihren »Hunsi«. Das bedeutet »Gemahl des Geistes« und benennt den Gehilfen des Voodoo-Priesters. In Robins Fall sollte es allerdings eher »Agent« oder »Manager« heißen. Nächste Woche hat Mariella ihren ersten Fernsehauftritt.
Dr. Paulus sehe ich weiter regelmäßig, denn inzwischen führen Robin und ich einen hitzigen Sorgerechtsprozess um Fido. Seit sich herumgesprochen hat, dass Papa Legba gelegentlich in ihn fährt, ist Mariella ganz verrückt nach dem Köter. Wahrscheinlich gedenkt sie, ihn in Scheiben zu schneiden, zu pulverisieren und in Gros-bon-anges umzuformen. Aber darüber ist der letzte Fluch noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher