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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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geheimgehalten.«
    »Dann ist das alles Ihre Schuld, nicht wahr?« stellte Freds klar. »Wenn Sie es George erzählt hätten, hätte er nicht versucht, euch auf diese Art zu helfen.«
    Bahadims einzige Erwiderung darauf war ein verdrossen klingender nepalesischer Wortschwall.
    Ich saß schwankend da oben und dachte darüber nach. »Wenn der König also über Sie Bescheid weiß«, sagte ich zu Bahadim, »müßten Sie imstande sein, die Sache mit den Tunnels und so weiter wieder hinzubiegen.«
    »Ja«, sagte er kurzangebunden. »Einige seiner Leibwächter stehen in seinem Vertrauen und wissen von uns. Sie nahmen wahrscheinlich an, daß wir von der Ram Raja Prasad Singh oder einer anderen terroristischen Gruppe unterwandert waren. Wenn sie sich beruhigt haben und wir ihnen alles erklären können, bekommen wir die Sache wieder hin, und dann wird auch die Existenz der Tunnels nicht offenbart werden.«
    »Gut«, sagte ich. Ich seufzte. »Es tut mir leid, Bahadim. Ich bin da wohl kurz ausgeflippt, schätze ich. Dieser gottverdammte A. Rana treibt mich noch in den Wahnsinn. Und als Sie mir das mit diesen Wilddieben erzählten …«
    »Sie müssen sich darüber keine Sorgen machen«, sagte Bahadim kurzangebunden. »Wir haben den Jeep, den Freds uns gemeldet hat, zu einer militärischen Fahrbereitschaft in Chitwan zurückverfolgt, die von A. Ranas Neffen benutzt wird. Nachdem Freds nun die Leibwache des Königs in ein Gefecht mit den Wilddieben geführt hat, wird sich der König sehr dafür interessieren. Wir werden A. Rana aufhalten und ihm wahrscheinlich sehr große Probleme bereiten. Obwohl es wegen der Verwirrung, die Sie durch Ihre Entführung gestiftet haben, vielleicht einige Zeit dauern wird.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich habe es verpatzt.«
    Er seufzte. »Es ist schon gut«, sagte er zögernd. »Sie haben nur versucht, uns zu helfen.« Eine Pause. »Obwohl ich Ihnen sagen muß, daß wir Ihre Hilfe in dieser Angelegenheit nicht wollen, vielen Dank. Und ich habe immer noch den Eindruck, als gäbe es auch in Ihrem Land noch vieles zu verbessern.«
    Wieder zögerte er; dann fuhr er fort: »Wissen Sie, wir bilden nicht die einzige unterirdische Regierung auf der Welt.
    Wir haben Kontakte, einige tatsächlich durch Tunnels, andere nur durch Informanten, und sie dehnen sich auf viele Länder aus. Einschließlich des Ihren. Unter Washington, D. C, London, Moskau …«
    »Tunnelsysteme?« sagte ich.
    »U-Bahnen«, warf Freds ein. »Ist doch klar, George.«
    »Nein, nein, nein«, sagte Bahadim. »Sie liegen unter den U-Bahnen und so weiter.«
    »Das habe ich dir doch gesagt, George«, sagte Freds. »Das Tunnelsystem von Shambhala ist älter und größer, als du es dir je vorstellen kannst. Es war einmal eine wirklich große Zivilisation. Tausende von Jahren, Tausende von Kilometern.«
    »Ja, wirklich sehr verzweigt«, sagte Bahadim. »Und nun wird es wieder benutzt, um die Ranas zu umgehen, verstehen Sie. Oder ihre Äquivalente in anderen Ländern.«
    »Na ja«, sagte ich. »Ich muß sie mir mal genauer ansehen. Falls ich jemals zurückkomme.«
    »Das würde ich Ihnen empfehlen«, sagte Bahadim, und ich wußte nicht, ob er damit meinte, ich sollte mir sie ansehen oder zurückkehren.
    Ich ließ es dabei bewenden und kam mir etwas überwältigt vor. Außerdem war mein Hintern eingeschlafen. Ich mußte meine Sitzhaltung ändern. Während wir durch den Dschungel gekrochen waren, hatten wir uns ganz schön aufgewärmt und von der durch die Fahrt durch die Tunnels hervorgerufenen Unterkühlung erholt, doch nun kühlte der Schweiß uns wieder ab, und mir wurde wieder kalt.
    Der Horizont, der im Osten liegen mußte, färbte sich ein wenig grau, doch es würde noch eine beträchtliche Weile bis zum Tageslicht dauern, und wir konnten nichts weiter tun, als dort oben zu sitzen, in einer leichten Brise zu schwanken und zu zittern. Von seinem Hochsitz aus erzählte Freds die unendliche Geschichte seines Lebens; seine Stimme war ein vertrautes Stakkatomuster, das in mein Bewußtsein eindrang und wieder verblich. »Scheiße, hier oben friert man sich ja den Arsch ab. Aber diese Achterbahnfahrt war doch wirklich toll! Meine Augäpfel erfroren, so kalt war's. Das erinnert mich daran, wie ich unter Kunga Norbu im geheimen Rongbok meine Novizenausbildung absolvierte, und wir kamen zu dem Test, mit dem sie feststellen wollen, wie stark deine Tumo-Kräfte sind. Bei dem bringen sie einen des Nachts zu einem dieser Gletscherbäche auf

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