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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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murmelte er. »Das kann doch höchstens Schwierigkeitsstufe fünf Komma acht oder neun sein.« Und er versuchte es.
    Er versuchte es ziemlich oft, und er rutschte jedesmal wieder hinab. «Na schön, na schön. Fünf elf, fünf zwölf. Vielleicht eine Sechs.» Schließlich kam er an dem entscheidenden Punkt vorbei und zog sich zu der Spalte zwischen den Stämmen hoch. Ich ließ Bahadim auf meinen Rücken steigen und kletterte ihnen dann hinterher. Freds führte uns über den rauher aussehenden der beiden Stämme hinauf, über abgeblätterte Rinde und etwas, was sich wie große Kletterameisen anfühlte.
    Sobald wir die Stelle erreicht hatten, an der die Äste zu wachsen anfingen, gab es eine ganze Menge davon, und wir konnten uns etwas verteilen, während wir höher kletterten. Wir brauchten jedoch ziemlich lange dafür, und die ganze Zeit über stritten Freds und ich mich darüber, ob Tiger nun klettern konnten oder nicht. Der Dschungel war noch immer totenstill, abgesehen von den schrecklich lauten Geräuschen, die wir von Zeit zu Zeit zu verursachen schienen; also war es für uns ein ernstes Thema. »Scheiße, du hast doch wirklich keine Ahnung!« sagte Freds. »Hast du nie Ein Platz für Tiere gesehen?«
    »Natürlich!« erwiderte ich. »Und ich bin sicher, daß ich mich an Tiger in Bäumen erinnere, die ein ganzes Reh da hinaufgeschleppt haben! Sie schlafen sogar auf Bäumen!«
    »Das waren Leoparden, George. Die gefleckten sind Leoparden, die gestreiften sind Tiger. Und Tiger kratzen sich an Bäumen nur die Krallen ab. Sie sind viel zu groß, um hinaufzuklettern. Ich glaube, die Äste würden durchbrechen, aus demselben Grund kann es niemals diese Riesenameisen nach Atomexplosionen aus diesen alten Science Fiction-Schinken geben, wenn sich die Größe verdoppelt, vervierfacht sich das Gewicht, oder wie auch immer.«
    Ich sah nicht ein, wie das mit unserem Problem zusammenhing. »Sie haben die Muskelkraft dafür, und sie haben die Krallen.«
    »Krallen helfen einem nicht, wenn man einen verdammten Baum runter muß! Deshalb werden die Katzen auch immer von der Feuerwehr aus Bäumen gerettet. Hier gibt es keine Feuerwehmänner, die die Tiger runterholen könnten, und das wissen sie ganz genau! Sie sind nicht so dumm wie Katzen. Ihre Gehirne müssen zehnmal so groß sein.«
    »Die Gehirngröße hat nichts mit der Intelligenz zu tun.«
    »Erklär das mal einem Wurm.«
    Wir kletterten noch ein Stück weiter. Bahadim erwähnte, daß es seiner Meinung zufolge im Dschungel von Chitwan nicht nur Tiger, sondern auch Leoparden gäbe.
    »Schöne Scheiße!« sagte Freds. »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Nein, nein«, sagte Bahadim. Außerdem, so gestand er ein, seien Bäume der empfohlene Zufluchtsort vor Tigern. Zumindest war man da oben vor Nashörnern sicher. Und es hieß, wenn man hoch genug hinaufstieg, würde man schließlich Äste erreichen, die zu dünn waren, um einen Leoparden oder Tiger zu tragen, falls es sie überhaupt gab.
    Also kletterten wir so weit wie möglich hinauf.
    Schließlich fand ich mich in einer schmalen Astgabel eingeklemmt, hielt mich an kleinen Zweigen auf beiden Seiten fest und schwankte ganz beachtlich. Der Boden war nicht mehr zu sehen. Über mir sah ich zwischen den Blättern die Sterne. Freds und Bahadim kletterten rechts und links neben mir und waren hinter dazwischen befindlichen Ästen nur teilweise auszumachen. »Höher hinauf kann ich nicht«, sagte ich und versuchte, es mir bequem zu machen. Das Schwanken war wirklich ganz beachtlich. »Mein Gott, Freds«, sagte ich. »Da hast du mich ja wieder schön in die Klemme gebracht!«
    »Nicht Freds hat uns in diese schreckliche Lage gebracht!« platzte Bahadim heraus. »Sie haben uns das angetan, George Fergusson! Sie haben Seine Majestät König Birendra angegriffen!«
    Anscheinend hatte Bahadim bei unserer überstürzten Flucht keine Gelegenheit gefunden, mir sein Mißgefallen über diese Sache zum Ausdruck zu bringen. Während der Lorenfahrt war es zu laut gewesen, um sich zu unterhalten, und danach waren wir zu beschäftigt gewesen. Er schimpfte mich jede Art von Narr, die ihm nur einfiel. Oft mußte er ins Nepalesische wechseln, um den richtigen Begriff zu finden.
    »Mischt sich in die Angelegenheiten Nepals ein! Baut Mist, wo er keine Ahnung hat, was vor sich geht! Dummkopf! Narr! Idiot! Sie sind nur so ein arroganter dummer Amerikaner, der seine Finger im Spiel hat, wo er unerwünscht ist, und zu terroristischen Handlungen

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