Flucht aus Katmandu
haben es gestern mal versucht, und du weißt ja, ich bin wirklich gut in Trivial Pursuit, abgesehen bei Geschichte, Literatur und Show, aber dieses Spiel war die englische Ausgabe. Also köpfen wir 'ne Flasche und fangen an, und plötzlich komme ich mir vor wie in 'nem Film von Monty Python; ich meine, sie spielen es einfach nicht wie wir! Du weißt ja, wenn wir spielen, und du weißt die Antwort nicht, sagen alle: ›Ha, so ein Pech!‹ – aber dann bin ich dran, und ich wähle das Gebiet Sport, auf dem meine natürliche Stärke liegt, und sie ziehen eine Karte und fragen mich: ›Wer hat bei den karibischen Cricketmeisterschaften von 1956 dreihundertfünfundsechzigmal hintereinander den Dreistab getroffen?‹ oder irgendsowas und wären vor Lachen bald gestorben. Sie sprangen auf und tanzten um mich herum und heulten geradezu. ›Du weißt's nicht, du weißt's nicht! Du hast nicht die geringste verdammte Ahnung, wer diese Tore erzielt hat, gib's zu!‹ Es fiel mir wirklich schwer, mich auf die Antwort zu konzentrieren. Also. Es wäre wahrscheinlich sowieso ein Fehler gewesen, sie zu begleiten. Da bleib ich lieber hier und helfe euch.«
Nathan und ich konnten ihm nur beipflichten.
Dann kam Eva mit unseren Essen, was wir nach Nathans ausführlicher Erzählung bestellt hatten. Das Erstaunliche am Old Vienna Inn ist, daß das Essen noch besser ist als die Einrichtung. Es wäre überall gut gewesen, und in Katmandu, wo fast alles etwas nach Pappe schmeckt, war es einfach unglaublich. »Seht euch dieses Steak an!« sagte Freds. »Woher, zum Teufel, bekommen sie das Fleisch?«
»Hast du dich jemals gefragt, wie man die Zahl der Kühe auf den Straßen unter Kontrolle hält?« sagte ich.
Das gefiel Freds. »Ich kann mir direkt vorstellen, wie sie so ein großes Vieh hier hereingelockt haben. Bumm!«
Nathan säbelte zweifelnd an seinem Schnitzel. Und dann, über einem ausgezeichneten Essen, besprachen wir das Problem, mit dem wir es zu tun hatten. Und wie immer bei solchen Situationen hatte ich einen Plan.
5
Bislang hatte in Katmandu ein Bakschisch immer noch zum Ziel geführt, aber in dieser Woche gaben sich die Bediensteten im Everest Sheraton International zugeknöpft. Sie wollten nicht einmal etwas von kleinen Gefälligkeiten hören, geschweige denn daran teilhaben, ganz gleich, wieviel Scheinchen drin waren. Irgend etwas ging hier vor, und bei mir stellte sich langsam der Verdacht ein, daß J. Reeves Fitzgerald schon einige Mäuse hatte springen lassen. Also war Plan A, in Adrakians Zimmer zu kommen, gescheitert, und ich zog mich zur Hotelbar zurück, wo Nathan in einer Ecke wartete, angemessen verkleidet mit einer Sonnenbrille und einem australischen Cowboyhut. Ihm gefielen meine Neuigkeiten nicht.
Das Everest Sheraton International hat nicht gerade die übliche Qualität der Sheratons, sondern eher die eines durchschnittlichen Holiday Inn, womit es in Katmandu ein Fünf-Sterne-Hotel ist und genauso wenig hierher paßt wie das Old Vienna. Die Bar sah wie eine Flughafenbar aus, und im Nebenzimmer befand sich ein Kasino, in dem jedoch, nach dem schallenden Gelächter zu urteilen, das immer wieder darin erklang, der Spielbetrieb nicht allzu ernst genommen werden konnte. Nathan und ich setzten uns und widmeten uns unseren Drinks, während wir auf Freds warteten, der die Umgebung des Hotels erkundete.
Plötzlich ergriff Nathan meinen Unterarm. »Nicht hinsehen.«
»Alles klar.«
»Oh, mein Gott, sie müssen einen ganzen Haufen privater Sicherheitskräfte angeheuert haben. Sieh dir diese Burschen an. Nein, nicht hinsehen!«
Ich warf einen unauffälligen Blick auf die Gruppe, die die Bar betrat. Identische Stiefel, identische Jacken mit kleinen Auswölbungen unter den Achseln; glattrasierte Gesichter, aufrechte Haltung, fast militärische Erscheinungen … Sie ähnelten ein wenig Nathan, um bei der Wahrheit zu bleiben, aber ohne Bart. »Hmm«, sagte ich. Eindeutig keine gewöhnlichen Touristen. Fitzgerald mußte sehr viele Mäuse springen gelassen haben.
Dann kam Freds in die Bar geschlichen und glitt an unseren Tisch. »Probleme, Mann.«
»Psst!« machte Nathan. »Siehst du diese Burschen da drüben?«
»Ich weiß«, sagte Freds. »Das sind Geheimdienstagenten.«
»Das sind was?« sagten Nathan und ich im Gleichklang.
»Geheimdienstagenten.«
»Jetzt erzähl' mir nicht, dieser Fitzgerald sei ein guter Freund von Reagan«, begann ich, doch Freds schüttelte den Kopf und grinste.
»Nein. Sie sind mit Jimmy
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