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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dich einem anderen entgegengestellt, und ich... Rand, ich habe nichts gefühlt. Durch den Bund, meine ich. Keine Furcht, kein Zorn. Nicht einmal Besorgnis! Nichts.«
    »Ich war nicht wütend auf ihn.« Kopfschüttelnd packte er wieder Kleider in den Reisekorb. »Er musste getötet werden, das war alles. Und warum sollte ich Angst haben?«
    »Oh«, sagte sie leise. »Ich verstehe.« Sie beugte sich wieder über die Bücher. In dem Bund war es ganz still geworden, als wäre sie tief in Gedanken versunken, aber dann kämpfte sich ein winziger Faden der Sorge durch die Stille.
    »Min, ich verspreche, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.« Er wusste nicht, ob er dieses Versprechen einhalten konnte, aber er würde es versuchen.
    Sie lächelte ihn an, es war beinahe schon ein Lachen. Licht, sie war wunderschön. »Das weiß ich, Rand. Und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.« Liebe flutete durch den Bund wie die Glut der Mittagssonne. »Aber Alivia hat Recht. Du musst uns irgendwie helfen lassen. Wenn du uns diese Burschen beschreibst, können wir vielleicht Erkundigungen einziehen. Du kannst jedenfalls nicht die ganze Stadt allein durchsuchen.«
    Wir sind tot, murmelte Lews Thenn. Tote sollten in Ruhe in ihren Gräbern ruhen, aber das tun sie nie.
    Rand nahm die Stimme in seinem Kopf kaum wahr. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er Kisman und die anderen gar nicht beschreiben musste. Er konnte sie so gut zeichnen, dass jeder die Gesichter erkennen würde. Dabei hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gezeichnet. Aber Lews Therin konnte es. Das hätte ihm Angst einjagen müssen. Das hätte es wirklich.
    Isam schritt den Raum ab und musterte das allgegenwärtige Licht des Tel'aran'rhiod. Das Bett war zwischen zwei Blicken zerwühlt und ordentlich gemacht. Die Bettdecke verwandelte sich von geblümt zu dunkelrot und wurde dann zu einer Steppdecke. Das Vergängliche verwandelte sich hier immer und er nahm es kaum noch bewusst wahr. Er konnte das Tel'aran'rhiod nicht so benutzen wie die Auserwählten, aber das war der Ort, an dem er sich am freiesten fühlte. Hier konnte er sein, wer auch immer er sein wollte. Der Gedanke ließ ihn kichern.
    Er blieb neben dem Bett stehen, zog vorsichtig die beiden vergifteten Dolche und trat aus der unsichtbaren in die wache Welt. Dabei wurde er zu Luc. Es erschien passend.
    In der wachen Welt war das Zimmer dunkel, aber das einzige Fenster ließ genug Mondlicht herein, dass Luc die Umrisse der beiden Menschen sehen konnte, die unter ihren Decken schliefen. Ohne zu zögern rammte er in jeden einen Dolch. Sie erwachten mit einem leisen Aufschrei, aber er riss die Klingen heraus und stach immer wieder zu. Das Gift machte es unwahrscheinlich, dass einer von ihnen genug Kraft gehabt hätte, um so laut zu schreien, dass man sie außerhalb des Zimmers gehört hätte, aber er wollte diesen Mord auf eine Weise zu seinem Werk machen, wie es das Gift allein niemals bewirkt hätte. Nachdem er jeweils eine Klinge zwischen Rippen gerammt hatte, hörten sie bald auf zu zucken.
    Er wischte die Dolche an der Bettdecke sauber und schob sie mit der gleichen Sorgfalt, mit der er sie gezogen hatte, in die Scheiden zurück. Man hatte ihm viele Fähigkeiten verliehen, aber Immunität gegen Gift oder andere Waffen waren nicht darunter. Dann zog er einen Kerzenstummel aus der Tasche und blies gerade genug Asche von den Holzscheiten im Kamin, dass er den Docht entzünden konnte. Er sah sich immer gern die Leute an, die er tötete, und wenn es nicht bei der Tat ging, dann eben hinterher. Er hatte es vor allem bei den beiden Aes Sedai im Stein von Tear genossen. Der Unglaube auf ihren Gesichtern, als er wie aus dem Nichts vor ihnen auftauchte, das Entsetzen, als sie erkannten, dass er nicht gekommen war, um sie retten - Erinnerungen, die er in Ehren hielt. Das war Isam gewesen, nicht er, aber die Erinnerungen waren deshalb nicht weniger kostbar. Keiner von ihnen bekam oft die Gelegenheit, eine Aes Sedai zu töten.
    Er prägte sich die Gesichter des Mannes und der Frau auf dem Bett einen Augenblick lang ein, dann drückte er die Kerzenflamme aus und steckte die Kerze zurück in die Tasche, bevor er wieder ins Tel'amn'rhiod trat.
    Sein gegenwärtiger Patron wartete schon auf ihn. Es war ein Mann, dessen war er sich sicher, aber Luc konnte ihn nicht ansehen. Es war nicht so wie bei den schleimigen Grauen Männern, die man einfach nicht wahrnahm. Er hatte mal einen von ihnen getötet, in

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