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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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der Weißen Burg. Sie hatten sich kalt und leer angefühlt. Es war, als hätte man eine Leiche getötet. Nein, dieser Mann hatte etwas mit der Macht getan, so dass Lucs Blick von ihm abglitt wie Wasser von Glas. Selbst aus den Augenwinkeln betrachtet, war er nur ein Schemen.
    »Das Paar in diesem Zimmer wird für alle Zeiten schlafen«, sagte Luc, »aber der Mann war kahlköpfig und die Frau grauhaarig.«
    »Schade«, sagte der Mann, und die Stimme schien in Lucs Ohren zu schmelzen. Er würde sie nicht erkennen, wenn er sie ohne die Tarnung hörte. Der Mann musste einer der Auserwählten sein. Von den Auserwählten abgesehen wussten nur wenige, wie er zu erreichen war, und keiner der Männer konnte die Macht lenken oder hätte es gewagt, ihm Befehle zu erteilen. Man bat um seine Dienste. Nur der Große Herr nicht und in letzter Zeit auch die Auserwählten. Aber keiner der Auserwählten, die Luc kannten, hatte jemals solche Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
    »Soll ich es erneut versuchen?«, fragte Luc.
    »Vielleicht. Wenn ich es Euch sage. Vorher nicht. Vergesst nicht, zu keinem ein Wort darüber.«
    »Wie Ihr befehlt.« Luc verbeugte sich, aber der Mann schuf bereits ein Wegetor, ein Loch, das sich auf eine verschneite Waldlichtung öffnete. Er war verschwunden, bevor sich Luc wieder aufgerichtet hatte.
    Es war wirklich eine Schande. Er hatte sich so darauf gefreut, seinen Neffen und die Schlampe zu töten. Aber wenn er freie Zeit hatte, machte es immer Spaß, auf die Jagd zu gehen. Er wurde zu Isam. Isam tötete Wölfe noch lieber als Luc.

KAPITEL 2
    Wo die Sonne verschwand
    Mit der einen Hand versuchte Shalon, den ungewohnten Umhang festzuhalten, während sie sich gleichzeitig bemühte, nicht von dem ungewohnten Sattel zu fallen; sie stieß ihrem Pferd unbeholfen die Fersen in die Flanken und folgte Harine und ihrem Schwertmeister Moad durch die Öffnung in der Luft, die von dem Stallhof des Sonnenpalastes... Sie wusste nicht genau, wohin sie führte, auf jeden Fall war es ein langer freier Platz -nannte man so etwas nicht eine Lichtung? Sie glaubte schon -, eine Lichtung, die größer als das Deck eines Springers war und die zwischen Hügeln voller verkümmerter Bäume lag. Sie erkannte nur die Kiefern, die zu klein und verkrüppelt waren, als dass man sie zu etwas anderem als Teer und Terpentin hätte verarbeiten können. Von den anderen Bäumen wiesen die meisten kahle graue Äste auf, die Shalon an Knochen denken ließen. Die Morgensonne schwebte direkt über den Baumwipfeln, und die Kälte schien hier noch durchdringender zu sein als in der Stadt, die sie gerade hinter sich gelassen hatte.
    Shalon hoffte, dass das Pferd keinen Fehltritt machte und sie auf die Felsen schleuderte, die sich dort erhoben, wo der Schnee nicht das am Boden verfaulende Laub bedeckte. Sie traute Pferden nicht. Im Gegensatz zu Schiffen hatten Pferde einen eigenen Willen. Sie waren hinterhältige Biester, auf die man draufklettern musste. Und Pferde hatten Zähne. Wann auch immer ihr Reittier durch die Nüstern schnaubte, zuckte sie zusammen und tätschelte seinen Hals und gab beruhigende Laute von sich. Zumindest hoffte sie, dass die Bestie sie beruhigend fand.
    Cadsuane hingegen saß ohne sichtbare Anstrengung auf einem großen Pferd mit schwarzer Mähne und Schweif und hielt das Gewebe des Wegetors aufrecht. Sie hatte keine Probleme mit Pferden. Sie kannte keine Probleme. Ein plötzlicher Windstoß hob den dunkelgrauen Umhang an, der das Hinterteil ihres Reittieres bedeckte, aber es gab keinerlei Anzeichen, dass sie die Kälte überhaupt wahrnahm. Der goldene Haarschmuck um ihren dunkelgrauen Haarknoten geriet in Bewegung, als sie den Kopf drehte, um Shalon und ihre Begleitung zu beobachten. Sie war eine ansehnliche Frau, die aber in der Menge nicht weiter aufgefallen wäre, wenn man einmal davon absah, das ihr glattes Gesicht nicht zu den Haaren passte. Doch wenn man sie erst näher kennen lernte, war es schon zu spät.
    Shalon hätte viel dafür gegeben, sehen zu können, wie man dieses Gewebe erschuf, selbst wenn das bedeutet hätte, sich in Cadsuanes Nähe begeben zu müssen, aber man hatte ihr erst nach Vollendung des Wegetors erlaubt, den Stallhof zu betreten, und ein an die Rahnock angeschlagenes Segel lehrte einen weder, wie man ein Segel setzen musste, noch wie man es herstellte. Sie kannte nur den Namen. Als sie an der Aes Sedai vorbeiritt, mied sie den Blick, aber sie spürte ihn. Der Blick dieser Frau ließ ihre

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