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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schien sich in dem ihren festzukrallen. »Ihr müsst das in Erfahrung bringen, ganz egal, was es kostet. Sagt ihr, dass Ihr mich ausspionieren werdet, wenn sie es Euch beibringt. Wenn das Licht es will und Ihr sie überzeugen könnt, tut sie es womöglich. Oder Ihr kommt vielleicht nahe genug an eine der anderen heran, um es zu erlernen.«
    Shalon fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie hoffte, dass Harine ihr Zusammenzucken entgangen war. »Ich habe sie schon einmal zurückgewiesen, Herrin der Wogen.« Sie hatte eine Erklärung gebraucht, warum die Aes Sedai sie eine Woche lang festgehalten hatten, und eine Version der Wahrheit war ihr am aussichtsreichsten erschienen. Harine wusste alles. Bis auf das Geheimnis, das Verin ihr entlockt hatte. Bis auf die Tatsache, dass Shalon sich bereiterklärt hatte, Cadsuanes Bedingungen zu erfüllen, um dieses Geheimnis weiterhin zu hüten. Mochte das Licht ihr gnädig sein, sie bereute Ailil, aber sie war so einsam gewesen, dass sie viel zu weit herausgesegelt war, bevor ihr das klar geworden war. Bei Harine gab es keine abendlichen Unterhaltungen bei mit Honig gesüßtem Wein, um die langen Monate erträglicher zu machen, die sie von ihrem Ehemann Mishael getrennt war.
    Bestenfalls würden noch viele Monate vergehen, bevor sie wieder in seinen Armen liegen konnte. »Bei allem Respekt, warum sollte sie mir jetzt glauben?«
    »Weil Ihr das Wissen haben wollt.« Harine ließ die Hand durch die Luft sausen. »Die Küstengebundenen glauben immer an Habgier. Ihr werdet ihnen natürlich ein paar Dinge erzählen müssen, um Eure ehrlichen Absichten zu beweisen. Ich werde jeden Tag entscheiden, was es sein wird. Vielleicht kann ich sie in die Richtung steuern, in der ich sie haben will.«
    Brutale Finger schienen sich in Shalons Kopfhaut zu graben. Sie hatte vorgehabt, Cadsuane so wenig zu erzählen, wie es nur eben ging, und das auch nur so selten wie möglich, bis sie eine Gelegenheit gefunden hatte, sich von ihr zu befreien. Wenn sie jeden Tag mit der Aes Sedai sprechen und - und was noch schlimmer war - ihr ins Gesicht lügen musste, würde die Frau mehr aus ihr herausbekommen, als sie wollte. Mehr, als Harine wollte. Viel mehr. Das war so sicher wie der Sonnenaufgang. »Verzeiht mir, Herrin der Wogen«, sagte sie mit jedem Funken an Ehrerbietung, den sie aufzubringen imstande war, »aber falls ich das sagen darf, werde ich...«
    Sie unterbrach sich, als Sarene Nemdahl herangeritten kam und vor ihnen das Pferd zügelte. Die letzten Aes Sedai und Behüter waren durch das Tor gekommen und Cadsuane hatte es verschwinden lassen. Corele, eine dünne, aber hübsche Frau, lachte und warf ihre schwarze Haarmähne zurück, während sie sich mit Kumira unterhielt. Merise, eine hoch gewachsene Frau, deren Augen von einem noch helleren Blau waren als Kumiras, und einem mehr als hübschen Gesicht, das streng genug war, um selbst Harine aufmerken zu lassen, dirigierte mit scharfen Gesten die vier Männer, die sich um die Packpferde kümmerten. Alle anderen ergriffen die Zügel. Anscheinend machten sich alle bereit, die Lichtung zu verlassen.
    Sarene war wunderschön, allerdings minderte der fehlende Schmuck ihr Aussehen genauso wie das schlichte weiße Kleid, das sie trug. Die Küstengebundenen schienen überhaupt keinen Sinn für Farben zu haben. Sogar ihr dunkler Umhang war mit weißem Fell gesäumt. »Herrin der Wogen, Cadsuane, sie hat mich gebeten... mir befohlen, Eure Helferin zu sein«, sagte sie und neigte ehrerbietig den Kopf. »Ich werde Eure Fragen beantworten, sofern ich das kann, und Euch bei den Bräuchen helfen, so gut ich mich in ihnen auskenne. Mir ist bewusst, das Euch meine Anwesenheit möglicherweise Unbehagen bereitet, aber wenn Cadsuane befiehlt, müssen wir gehorchen.«
    Shalon lächelte. Sie bezweifelte, dass die Aes Sedai wusste, dass auf einem Schiff eine Helferin das darstellte, was bei den Küstengebundenen eine Dienerin war. Harine würde vermutlich lachen und wissen wollen, ob die Aes Sedai Leinentücher vernünftig waschen konnte. Es würde erfreulich sein, sie in guter Stimmung zu sehen.
    Doch statt zu lachen versteifte sich Harine auf ihrem Sattel, als wäre ihr Rückgrat zu einem Hauptmast geworden, und die Augen quollen hervor. »Ich verspüre kein Unbehagen!«, fauchte sie. »Ich ziehe es nur vor ... Fragen jemand anderem zu stellen... Cadsuane. Ja. Cadsuane. Und ich muss weder ihr noch sonst jemandem gehorchen! Niemandem! Außer der Herrin der Schiffe!«

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