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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unauffällig ab, ein leicht erhobenes Kinn, eine leise gewölbte Braue, ein Verziehen der Lippen, aber für ein beim Aufstieg auf den Schiffen geübtes Auge war es unverkennbar. Vielleicht würde ihr nichts davon helfen, aber wenn sie schon Werg zupfen musste, dann ging das nur, indem sie einen Faden fand und zog.
    Der Wind frischte auf; die Böen drückten den Umhang gegen ihren Rücken und ließen ihn zu ihren beiden Seiten emporflattern. Sie nahm es kaum wahr.
    Die Behüter stelten möglicherweise einen weiteren Faden dar. Sie bildeten den Abschluss, verborgen hinter den Aes Sedai, die hinter Nesune und den anderen drei ritten. Eigentlich hatte Shalon erwartet, dass zwölf Aes Sedai von mehr als sieben Behütern begleitet werden würden. Angeblich hatte jede Aes Sedai mindestens einen Behüter, wenn nicht noch mehr. Sie schüttelte gereizt den Kopf. Natürlich abgesehen von der Roten Ajah. Sie war nicht völlig unwissend, was die Rote Ajah betraf.
    Aber die Frage war nicht, wie viele Behüter, sondern ob sie alle Behüter waren. Sie war sich ziemlich sicher, den ergrauten alten Damer und den so hübschen Jahar in schwarzen Mänteln gesehen zu haben, bevor sie sich plötzlich mit den Aes Sedai zusammengetan hatten. Zu diesem Zeitpunkt war sie nicht willens gewesen, sich die Schwarzmäntel genauer anzusehen, und um der Wahrheit die Ehre zu geben, war ihre Aufmerksamkeit mindestens zur Hälfte von der hübschen Ailil in Beschlag genommen gewesen, aber sie war sich sicher. Und wie auch immer Eben da hineinpasste, sie war sich fast sicher, dass die beiden anderen jetzt Behüter waren. Fast sicher. Jahar sprang genauso schnell wie Nethan oder Bassane, wenn Merise mit den Fingern schnippte, und der Art nach zu urteilen, wie Corele Damer anlächelte, war er entweder ihr Behüter oder ihr Bettwärmer, und Shalon konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau wie sie einen fast kahlen alten Mann mit einem lahmen Bein in ihr Bett holte. Sie wusste bestimmt nicht viel über die Aes Sedai, aber sie war überzeugt, dass es keine akzeptierte Praxis war, mit Männern, welche die Macht lenken konnten, den Bund einzugehen. Falls sie beweisen konnte, dass sie es getan hatten, würde sich das vielleicht als das Messer erweisen, das scharf genug war, um sich von Cadsuane freizuschneiden.
    »Diese Männer können die Macht jetzt nicht mehr lenken«, murmelte Sarene.
    Shalon fuhr so schnell auf dem Sattel herum, dass sie sich mit beiden Händen an der Mähne des Pferdes festhalten musste, um nicht herunterzufallen. Der Wind wehte den Umhang über ihren Kopf und sie riss ihn wieder herunter, bevor sie sich richtig aufsetzen konnte. Sie kamen zwischen den Bäumen hervor. Unter ihnen befand sich eine breite Straße, die in einem weiten Bogen südwärts aus den Hügeln zu einem See führte, der vielleicht eine Meile entfernt am Saum einer mit braunem Gras bewachsenen Ebene lag, die sich bis zum Horizont erstreckte. Der See, der im Westen mit einem schmalen Schilfrand an sie angrenzte, war eine klägliche Entschuldigung für ein Gewässer, kaum länger als zehn Meilen und nicht mal so breit. In seiner Mitte erhob sich eine Insel, die, so weit es Shalon überblicken konnte, von hohen, mit Türmen übersäten Mauern umgeben und von einer Stadt eingenommen wurde. Sie erfasste das alles mit einem Blick, während sie zugleich Sarene anstarrte. Es war fast so, als hätte die Frau ihre Gedanken gelesen. »Warum können sie die Macht nicht lenken?«, fragte sie. »Habt Ihr ...? Habt Ihr sie ... gedämpft?« Sie glaubte, das war wohl das richtige Wort, aber das sollte die Männer doch angeblich umbringen. Sie war immer der Meinung gewesen, dass es eine seltsame Methode war, um Hinrichtungen aus irgendeinem Grund sanfter zu machen.
    Sarene blinzelte und Shalon erkannte, dass die Aes Sedai mit sich selbst gesprochen hatte. Sie musterte Shalon einen Augenblick lang, während sie Cadsuane den Abhang hinunter folgten, dann richtete sie den Blick wieder auf die Stadt auf der Insel. »Euch fallen Dinge auf, Shalon. Es wäre besser, wenn Ihr das, was Euch an den Männern aufgefallen ist, für Euch behalten würdet.«
    »Dass sie Behüter sind?«, sagte Shalon leise. »Habt Ihr sie deshalb binden können? Weil Ihr sie gedämpft habt?« Sie hoffte, ein Geständnis entlocken zu können, aber die Aes Sedai sah sie lediglich an. Sie schwieg, bis sie den Fuß des Hügels erreichten und hinter Cadsuane auf die Straße einbogen. Die Straße war breit, der Boden vom

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