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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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verkauft.«
    »Genau.«
    »Warum hat sie so viele Pseudonyme verwendet? War das ein teil ihrer Vereinbarungen mit Harper?«
    »Ich denke schon. Ich glaube, er wollte, dass Beryl sein Geheimnis blieb. Er hatte ihr literarischen Erfolg verschafft, aber er wollte sie vor der Welt versteckt halten. So ist Beryl Madisons Name nicht gerade übermäßig bekannt, obwohl ihre Bücher finanziell erfolgreich waren.«
    »Darf ich annehmen, dass sie vorhatte, diesen Vertrag zu verletzen, und deshalb zu Orndorff & Berger kam?«
    Er nippte an seinem Glas. »Erinnere dich bitte daran, dass sie nicht meine Klientin war. Deshalb bin ich nicht über alle Einzelheiten des Falls unterrichtet. Aber ich vermute, dass sie sich ausgebrannt fühlte und einmal etwas wirklich Bedeutendes schreiben wollte. Und über einen anderen teil der Geschichte weißt du vermutlich schon Bescheid. Anscheinend hatte sie Probleme, jemand bedrohte und belästigte sie ...«
    »Wann?«
    »Im vergangenen Winter, etwa zu der Zeit, als ich sie beim Lunch traf. Ich glaube, es war Ende Februar.«
    »Weiter!«, sagte ich fasziniert.
    »Sie hatte keine Ahnung, wer sie bedrohte. Ob das begann, bevor sie anfing, dieses neue Buch zu schreiben, kann ich dir nicht sagen.«
    »Wie wollte sie es schaffen, ungestraft ihren Vertrag zu verletzen?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie das wirklich vorhatte«, antwortete Mark, »aber Sparacino plante, Harper vor eine Alternative zu stellen. Entweder er spielte mit. In diesem Fall wäre das fertige Produkt ziemlich harmlos ausgefallen. Mit anderen Worten, Harper hätte eine gewisse Zensur ausüben dürfen. Wenn er aber auf stur geschaltet hätte, hätte Sparacino die Geschichte der Presse und dem Fernsehen zugespielt. Harper war in der Zwickmühle. Sicher, er hätte Beryl verklagen können, aber so viel Geld hatte sie auch wieder nicht, viel zu wenig jedenfalls im Vergleichzu dem, was er hätte verlangen müssen. Außerdem hätte ein Prozess nur jedermann auf Beryls Buch aufmerksam gemacht und ihm zu einem Riesenerfolg verholfen. Harper konnte eigentlich gar nicht gewinnen.«
    »Hätte er denn nicht die Veröffentlichung mit einer einstweiligen Verfügung stoppen können?«, fragte ich.
    »Das hätte nur noch mehr Werbung für ihr Buch bedeutet. Die Druckerpressen anzuhalten hätte ihm eine Millionenauflage beschert.«
    »Und jetzt ist sie tot.« Ich schaute auf meine im Aschenbecher verglimmende Zigarette. »Ich nehme an, dass das Buch noch nicht fertig ist. Harper braucht sich also keine Sorgen mehr zu machen. Ist es das, worauf du hinauswillst, Mark? Dass Harper etwas mit ihrer Ermordung zu tun haben könnte?«
    »Ich habe dir nur ein paar Hintergrundinformationen gegeben«, antwortete er.
    Seine klaren Augen blickten direkt in meine. Ich erinnerte mich mit Unbehagen daran, wie unglaublich unnahbar sie wirken konnten.
    »Was denkst du?«
    Ich verriet ihm nicht, was ich wirklich dachte. Nämlich, dass ich mich fragte, warum er mir all das erzählte. Dass Beryl nicht seine Klientin gewesen war, hatte nichts zu bedeuten. Er kannte den Ehrenkodex der Rechtsanwälte genau, der unmissverständlich besagte, dass das Wissen eines Anwalts automatisch auch alle anderen Mitglieder der Kanzlei zum Schweigen verpflichtet. Er stand auf der Schwelle zu einer Unkorrektheit, und das passte ebenso wenig zu dem pflichtbewussten Mark James, den ich kannte, als wenn er mit einer gut sichtbaren Tätowierung bei mir hereinspaziert wäre.
    »Ich glaube, du solltest besser mal mit Marino sprechen, der die Untersuchung leitet«, antwortete ich. »Sonst muss ich ihm erzählen, was du mir gerade gesagt hast. In beiden Fällen wird er in deiner Kanzlei herumschnüffeln und Fragen stellen.«
    »Soll er doch. Das ist kein Problem für mich.«
    Wir waren einen Moment lang still.
    »Wie war sie?«, fragte ich und räusperte mich.
    »Ich sagte dir schon, dass ich sie nur einmal getroffen habe. Sie war irgendwie bemerkenswert. Dynamisch, witzig, attraktiv und ganz in Weiß. Sie hatte ein phantastisches, schneeweißes Kostüm an. Auf der anderen Seite erschien sie mir ziemlich reserviert. Sie verbarg viele Geheimnisse, Tiefen, die niemand jemals hätte ausloten können. Und sie trank eine Menge, wenigstens an diesem Tag. Sie hatte bereits drei Cocktails zu sich genommen, was ich ziemlich viel fand, wo es doch erst Mittag war. Aber vielleicht stellte das eine Ausnahme dar. Sie war nervös, verstört und angespannt. Der Grund, aus dem sie zu Orndorff & Berger

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