Flucht Ins Chaos: Ein Pip& Flinx-Roman
dem tiefen Sand, um den letzten zarten Hauch der Partikel zu genießen, die an seinen Schuppen herabglitten, als der Bote eintraf. Das war an sich schon außergewöhnlich. Was war so wichtig, dass es nicht warten konnte, bis sich die Badenden angekleidet hatten und ihre Kommunikatoren nutzen konnten, diese unabdinglichen Bestandteil ihrer Ausrüstung?
Der nervöse Bote versuchte, die Gestalten, die im Sandbad saßen, zu erkennen. »Sstellvertretender Adminisstrator Takuuna VBXLLW?«
Takuuna identifizierte sich. »Gibt ess etwass Dringendess?« Er war sich bewusst, dass seine noch immer im Sand versunkenen Badegenossen ihn genau beobachteten.
Der Bote machte eine rasche Geste der Bestätigung zweiten Grades. »Ssie ssollen ssich augenblicklich im Büro dess angessehenen Keliichu RGQQ melden.«
Takuuna ging zu dem Lageralkoven, in den er seine Arbeitskleidung sorgsam abgelegt hatte, und schlüpfte in diese hinein. »Auss welchem Grund?«
Ein schneller Abwärtsschwung mit der Hand, der Ignoranz bedeuten sollte. »Ich ssoll nur die Anordnung überbringen, ssonsst nichtss.«
Natürlich, er war ja auch nur ein Bote, dachte Takuuna verständnisvoll. So jung, wie er war, hatte er vermutlich noch wenigstens ein Dutzend Postpositionen hinter seinem Namen. Als der Bote gegangen war, bemerkte der Administrator, dass sein Kommunikator tatsächlich leuchtete. Der Notfall konnte allerdings nicht allzu dringend sein, sonst hätte das Gerät seine Pause durch einen Alarm unterbrochen. Das war immerhin ermutigend.
Allerdings verringerte es seine Grübelei ebenso wenig wie seine Nervosität. Was wollte der Hauptadministrator Keliichu aus Skokosas von ihm? Er hatte noch nie persönlich mit Keliichu zu tun gehabt und war seinem vorgesetzten Offizier bisher nur bei wenigen formellen Gelegenheiten begegnet. Keliichu stand einige Ebenen über ihm in der administrativen Hierarchie. Da er sich bewusst war, dass ihn seine Badegenossen noch immer beobachteten, drehte er sich um und nickte wissend.
»Offenbar ssucht der ehrenwerte Keliichu meinen Rat. Ess tut mir leid, dassss ich Ssie schon sso bald verlassssen mussss.«
Einer der anderen Badenden zischte verständnisvoll. »Ich denke, wir haben hier genug Zeit verbracht. Auf unss alle wartet die Arbeit.«
»In der Tat.« Takuunas Herausforderin entstieg dem Sand und peitschte ihren geschmeidigen Schwanz dabei träge hin und her. Goldene Körnchen rannen wie kleine Wasserfälle über ihren Rücken und ihre Flanken.
Er wäre gern länger geblieben, um ihr zuzusehen, aber das Letzte, was er wollte, war, jemanden so Wichtigen wie Keliichu warten zu lassen. Worauf warten? Als er entschlossen durch die Gänge des Komplexes schritt und seine Sandalen ein schmatzendes Geräusch auf dem glatten Boden machten, wuchsen Takuunas Sorgen. Hatte er etwas Falsches getan? Oder etwas Richtiges? Was war so wichtig, dass es nicht über den Kommunikator besprochen werden konnte, sondern eine Begegnung von Zahn zu Zahn erforderte?
Ein plötzlicher Gedanke schoss ihm durch den Kopf und erschreckte ihn derart, dass seine spitze Zunge reflexartig zwischen seinen Zähnen herausschnellte. Glücklicherweise war niemand in der Nähe, der den Lapsus mit angesehen hatte. Der Mensch! Dies musste etwas mit der abscheulichen, unpassenderweise empfindungsfähigen Kreatur zu tun haben, die er schicksalhaft über eine Klippe geschubst und dem Untergang geweiht hatte. Wie es Vorschrift war, hatte er seinen Bericht über den Zwischenfall sofort ausgefüllt. Er war davon ausgegangen, dass inzwischen genug Zeit verstrichen war und dieser gelesen und akzeptiert worden war. War etwas Unvorhergesehenes eingetreten, das eine sorgfältig ausgedachte Geschichte über die Täuschung eines Aliens und seine verzweifelte Selbstverteidigung ins Wanken gebracht hatte? Während er so dahinschritt, ging er im Geiste noch einmal alles genau durch, was er geschrieben hatte. Es war hieb- und stichfest. Diese Tatsache machte ihn nur noch unsicherer, als er es ohnehin schon war.
Gereizt wich er einigen langsam dahinhüpfenden Vssey aus, betrat den entsprechenden Fahrstuhl und stand schon bald vor Keliichus Arbeitsbereich. Wie es jemandem von seinem Status zustand, befand sich dieser direkt über dem Boden. Von dort aus hatte man durch schmale horizontale Schlitze einen guten Blick auf die sorgfältig kultivierte Landschaft. Näher konnte jemand, der auf Jast stationiert war, dem heimatlichen Panorama kaum kommen. Takuuna versuchte, seine
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