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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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seine Berührung. "Einen Moment, Alice." Sie band eine rosa Schleife neu, die sich am Kleid ihrer Cousine gelöst hatte.
    Alice lächelte ihr zu. "Danke. Was sollte ich nur ohne dich machen? Mir ist bange bei dem Gedanken, daß du im Mai heiraten wirst und nicht mehr bei mir sein kannst."
    Ich wünschte, es würde in diesem Jahr keinen Mai geben, dachte Darcey niedergeschlagen.
    Die jungen Damen stiegen die Treppe hinunter und gesellten sich zu Richard Marlow und seinen Eltern, die im Vorzimmer des großen Salons die ersten Gäste erwarteten.
    Eine Kutsche nach der anderen fuhr vor. Die Gäste wurden vom Butler empfangen und, nachdem ihnen die Hausmädchen Mäntel und Hüte abgenommen hatten, ins Vorzimmer geführt.
    Alice haßte diese Gesellschaften, bei denen von ihr verlangt wurde, sich charmant und anmutig zu benehmen. Sie bewunderte Darcey, der es nichts ausmachte, mit Leuten, die sie kaum kannte, zu plaudern. Auch an diesem Abend fühlte sie den mahnenden Blick ihrer Mutter auf sich ruhen, was sie noch nervöser machte.
    Die Thomsons trafen mit ihrer Tochter ein. Margaret Thomson, Darcey und Alice waren jahrelang zusammen unterrichtet worden. In Norwich lebten die beiden Familien nur fünfhundert Meter voneinander entfernt, deshalb hatten sie sich eine Gouvernante geteilt. Darcey und Alice waren viermal in der Woche zu den Thomson gebracht worden, um dort an Margarets Unterricht teilzunehmen. Schon bald hatte sich zwischen Margaret und Darcey, die gleichaltrig waren, eine tiefe Freundschaft entwickelt.
    Darcey hatte nicht viel Zeit, sich Margaret zu widmen, weil kurz nach ihr der Buggy Sir Williams eintraf. Mit einem kalten Lächeln begrüßte er Mrs. und Mr. Marlow, bevor er sich Darcey zuwandte. "Sie sehen reizend aus, meine Liebe." Er nahm ihre Hand und küßte sie auf die Fingerspitzen. Trotz der Handschuhe, die Darcey trug, kam es ihr vor, als sei sie von einem Frosch berührt worden. Angewidert entzog sie ihm ihre Hand, was er mit einem spöttischen Augenaufschlag quittierte.
    "Wie schön, Sie heute abend zu sehen, William", sagte sie.
    "Es freut mich, so herzlich von Ihnen willkommen geheißen zu werden, Darcey", antwortete er und wandte sich Alice zu, die wohlerzogen knickste.
    Mrs. Marlow bat zu Tisch. Trotz des kalten Wintertages war es im großen Eßzimmer behaglich warm. Dazu trug nicht allein das Feuer im Kamin bei, sondern auch die Gasbeleuchtung und die Kerzen, die auf dem Tisch standen und sich in den Gläsern und teuren Porzellan spiegelten.
    Alice war die Tischdame eines jungen Mannes, dessen Vater eine Bank gehörte und der erst vor kurzem seine Studien in Oxford beendet hatte. Verzweifelt bemühte sie sich, geistreich und anmutig zu sein und alles richtig zu machen.
    "Wie man mir sagte, sind Sie in der vergangenen Woche mit Mrs. Marlow und ihren Kindern in der Oper gewesen, Darcey", bemerkte Sir William. "Wie hat Ihnen die Zauberflöte gefallen?"
    "Ich war wie verzaubert, William", antwortete Darcey und vergaß für Minuten, wie unwohl sie sich in der Nähe dieses Mannes fühlte. Mit strahlenden Augen erzählte sie ihm von den Höhepunkten der Aufführung.
    "Ich selbst habe nicht viel für Theater und Oper übrig", bekannte Sir William. "Natürlich muß man ab und zu seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen genügen und sich im Theater sehen lassen, zumal auch Queen Victoria und ihr Gatte die Oper schätzen."
    "Schade, daß Ihre königlichen Hoheiten nicht der Aufführung der Zauberflöte beigewohnt haben", meinte Darcey, dann fiel ihr ein, das sich die Königin schon seit einigen Monaten nicht mehr der Öffentlichkeit zeigte.
    Sir William nahm einen Schluck Wein. Er sprach von der geplanten Weltausstellung im nächsten Jahr, für die sich besonders Prinz Albert eingesetzt hatte.
    "Ich freue mich schon darauf", sagte Darcey.
    "Leider muß ich Sie da enttäuschen, meine Liebe", erwiderte Sir William. "Jeder Mensch mit Verstand wird es vermeiden, sich zu dieser Zeit in London aufzuhalten. Die Stadt wird überfüllt von Fremden sein. Nein, ich habe vor, einen großen Teil des nächsten Jahres auf meinem Besitz in Canterbury zu verbringen. Ich halte nicht viel von all den Neuerungen, die unser Land erobern. So etwas bringt nur Unruhe ins Volk."
    Darcey verzichtete darauf, ihm zu sagen, was sie von seinen Worten hielt, zumal es ohnehin sinnlos gewesen wäre. Sir William gehörte zu den Menschen, die sich mit aller Macht an das althergebrachte klammerten. Sie sprach von den verbesserten

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