Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
hob sie hoch und schwang sie im Kreis. Sie quiekte und kicherte, und er lachte herzlich.
Kraig schaute sie grinsend an. »Dafür ist jetzt keine Zeit«, schalt er. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.« Seine Miene verriet jedoch, dass seine Rüge nicht gänzlich ernst gemeint war.
Alek stellte Sarah auf den Boden. »Tut mir leid, Kraig. Wir sollten auf dieser Reise keinerlei Spaß haben, nicht wahr?«
Lorn hielt inne und betrachtete die drei. Er teilte ihre unbeschwerte Stimmung nicht. »Vergesst nicht, dass allerlei Gefahren durch dieses Gras kriechen. Und von der größten Bedrohung werden wir zweifellos verfolgt, wenngleich wir nicht wissen, wie nah sie uns ist. Bleibt wachsam.«
Als sich Lorn umdrehte, um seinen forschen Marsch fortzusetzen, richtete Sarah den Blick wieder auf Alek und grinste. »Was für ein alter Miesepeter.«
Alek kicherte. »Genau, aber in diesem Fall hat er wohl Recht. Lass uns darauf achten, wo wir hintreten. Aber lächle trotzdem weiter, Sarah. Dadurch bist du noch wunderschöner.«
Überraschung und Freude leuchteten in ihren Augen auf. »Du hast mich noch nie als wunderschön bezeichnet. Erwärmst dich allmählich für mich, was, Maurer?«
Um seine Verlegenheit zu überspielen, gab Alek zurück: »Das hättest du wohl gern, Mühls.«
Den restlichen Tag sprachen sie kaum noch miteinander und bündelten die Aufmerksamkeit stattdessen auf ihre Schritte, aber jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, lächelte Sarah herzlich. Alek erwiderte die Geste und freute sich darüber, dass es ihm gelungen war, sie aus ihrer düsteren Stimmung zu locken. Bis zum Einbruch der Dämmerung gingen sie weiter, und Alek fühlte sich zufrieden, wenngleich nur vorübergehend.
Ara befand sich am Rand des Addinhains, und der Mund stand ihr vor Erstaunen offen. Als wären Kobolde und Oger nicht genug – als wäre dieser Riese, dieser Addin nicht mehr, als ihr Verstand verarbeiten konnte –, musste sie nun auch noch den Umstand verdauen, dass sich der Hüne vor ihren Gefährten verneigte. Und er bezeichnete sie als Elben.
Elben? Bei Groks Bart, in welchen Wahnsinn bin ich da geraten?
Als der Addin über dem sterbenden Oger stand, hatte er ausgesehen wie ein von gerechtem Zorn erfüllter Gott. Doch kaum hatte er Kari und Jinn erblickt, verfiel er in Demut und sank ehrfürchtig vor ihnen auf die Knie. Seine Augen funkelten, und er lächelte, als meinte er seinen Kniefall eher verspielt, aber er wirkte durchaus aufrichtig. Kari stand mit vor der Brust verschränkten Armen und strenger Miene vor ihm und grunzte verärgert.
»Genug«, sagte sie. »Ich brauche es nicht, dass ein Addin voll geheuchelter Achtung einen Kotau vor mir macht. Warum verneigst du, ein Verräter, dich vor einer der Verratenen?«
Kränkung zeigte sich im rauhäutigen Antlitz des Riesen. »Verräter? Als solche haben wir uns nie betrachtet. Wir haben lediglich danach getrachtet, unsere Pflichten bestmöglich zu erfüllen – die Pflichten, die uns von deinem Volk übertragen wurden. Wir handeln von jeher aus Liebe zu den Elben und zur Welt im Allgemeinen. Aus Liebe zum Einen. Bitte, kommt in mein Heim. Lass uns versuchen, einen Weg zu finden, die Zwistigkeiten zu heilen, die seit Hunderten Jahren zwischen unseren Völkern bestehen.«
»Ich fürchte, eine solche Heilung ist nicht möglich«, entgegnete Kari nüchtern.
»Dann lasst mich euch wenigstens unterstützen, so gut ich kann«, schlug Horren vor und erhob sich. »Es ist nicht zu übersehen, dass ihr nach etwas sucht. Vielleicht kann ich helfen. Ich kenne diese Gefilde gut.«
Eine lange Weile schien Kari zu überlegen. »Na schön. Führ uns zu deinem Heim. Vielleicht hast du diejenigen gesehen, die wir suchen.«
»Vielleicht habe ich das«, gab Horren lächelnd zurück.
Sie gingen auf sein Haus zu, das sich hoch auf einem gewaltigen Baum in der Mitte des Hains befand. Ara betrachtete den Garten, das üppig grüne Gras, den blumigen Torbogen. Sie roch die Frische des Hains, die sich in den Düften feuchten Lehms und zarter Blumen niederschlug. Unwillkürlich lächelte sie, als der Addin sie die Treppe zu seinem Heim hinaufführte, die sich rings um den mächtigen Baum wand. Ehe sie sich versah, befand sie sich im Inneren des Hauses.
Von Ehrfurcht gerührt sah sich Ara um. Der Raum war groß und sauber, besaß Wände aus hellbraunem Holz und eine hohe Kuppeldecke. Horren nahm auf einem Strunk am fernen Ende des weitläufigen Bodens Platz und forderte die anderen auf,
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